Carolin Löscher, Doktorandin in der Mikrobiologie an der CAU, erklärt kapverdischen Schülern wie ein Gerät zur Wasserprobennahme, ein sogenannter Kranzwasserschöpfer, funktioniert. Foto: M. Wilms, IFM-GEOMAR.

Raus aus dem Schulalltag

Deutsche und kapverdische Schüler treffen Meeresforscher an Bord der FS Meteor

02.12.2009, Kiel/Mindelo. Bevor das deutsche Forschungsschiff METEOR in der vergangenen Woche von Mindelo, Kap Verde, zu ihrer vorletzten Expedition in diesem Jahr aufbrach, kam ungewöhnlicher Besuch an Bord: 80 kapverdische und deutsche Schüler nutzten die Liegezeit für einen Besuch auf dem Schiff und die Chance, im Dialog mit Wissenschaftlern Meeresforschung hautnah kennen zu lernen. Die Aktivitäten stehen im Zusammenhang eines von der DFG-geförderten Outreach Programmes zweier Sonderforschungsbereiche, die vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und der Kieler Christian-Albrechts-Universität betrieben werden.

Grau ist bekanntermaßen alle Theorie – das gilt natürlich auch in der Schule, ob hierzulande oder in der Ferne. Und so freuten sich zwei Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums Heikendorf ganz besonders über einen Schulausflug wie ihn nicht jeder erlebt: Die beiden 17-Jährigen Elisabeth Scheiner und Jan Reinhold hatten das große Glück, in Begleitung von zwei Lehrerinnen auf die Kapverden reisen zu können. Dort besuchten sie zusammen mit knapp 80 weiteren Schülerinnen und Schülern der Kapverden das in Mindelo ankernde deutsche Forschungsschiff METEOR. An Bord erkundeten die Jugendlichen Brücke, Labore und Großgeräte, die engen Schlafkammern und die Freizeitmöglichkeiten. Die 18-jährige Adrianna Lopes aus dem José-Augusto-Pinto-Gymnasium interessierte sich wie viele andere dabei vor allem für die Kommandozentrale des Schiffes und war neugierig, wie die Forscher an Bord ihre knappe Freizeit verbringen. Dass sie vier Wochen auf einem schwankendem Schiff leben und arbeiten, ohne Land in Sicht zu bekommen, konnten sich weder die Kieler noch die Insulaner vorstellen.

Bereits am Vorabend hatten die Schüler Gelegenheit, mit Wissenschaftlern über ihre Arbeiten zu sprechen. Am INDP, dem kapverdischen Partnerinstitut des IFM-GEOMAR, lauschten sie verschiedenen Vorträgen zu den wissenschaftlichen Inhalten der Expedition. Dr. Marcus Dengler vom IFM-GEOMAR berichtete von seinen Erlebnissen und Ergebnissen während des vorangegangenen Fahrtabschnitts der FS Meteor. Außerdem bekamen die Schüler eine Einführung in die Themen des Sonderforschungsbereichs „Klima – biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“, dessen Hauptforschungsgebiet in den Gewässern südlich der Kapverden liegt.

Wie kam es zu dieser Reise? Ein Forschungsschwerpunkt des IFM-GEOMAR ist seit einigen Jahren die Region rund um die Kapverdischen Inseln. Sauerstoffminimumzonen, Kohlendioxidaufnahme durch den Ozean, komplexe Strömungsverhältnisse im tropischen Atlantik sind einige Fragestellungen, die untersucht werden. Die beiden am IFM-GEOMAR und der Kieler Universität angesiedelten Sonderforschungsbereiche haben sich ferner zum Ziel gesetzt, insbesondere Schüler für die Meeresforschung zu interessieren und ihre modernen Formen der Kommunikation zu nutzen, um die Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Rahmen dieses Projektes sollen nicht nur Kooperationen zwischen den Partnerinstituten Instituto Nacional de Desenvolvimento das Pescas (INDP) und IFM-GEOMAR, sondern auch zwischen Schülern auf den Kapverden und aus dem Kieler Raum angestoßen werden.

„Diese Komponente ergänzt die Nachwuchsförderung am IFM-GEOMAR um einen wichtigen Bereich. Wissenschaftler arbeiten heutzutage über alle Grenzen hinweg, internationale Kooperationen sind wichtiger Bestandteil der Forschung“, so Prof. Dr. Douglas Wallace, Sprecher des Sonderforschungsbereichs 754 vom IFM-GEOMAR. Auch am Heinrich-Heine-Gymnasium aus Heikendorf war man von dieser Idee begeistert. „Die Schüler bekommen auf diese Weise ein vollständigeres Bild von der alltäglichen Arbeit eines Wissenschaftlers und der Komplexität der Fragestellungen, urteilt Schulleiter Klaus Gruitrooy. „Dafür sind wir auch bereit einmal neue und ungewöhnlich Wege zu beschreiten.“

Die beiden deutschen Schüler, Elisabeth Scheiner und Jan Reinhold, kehrten jedenfalls begeistert und mit vielen neuen Eindrücken nach Kiel zurück: „Die kapverdischen Schüler waren uns gegenüber total aufgeschlossen und interessiert. Wir haben sie im Unterricht besucht und einige auch nachmittags getroffen. Obwohl wir 5000 km entfernt voneinander in verschiedenen Kulturen leben, haben wir viele gleiche Interessen. Das hat uns echt erstaunt!“ Auch die beiden Lehrerinnen, Jessica Spors und Susanne Heinrich, unterstrichen die positiven Impulse, die der Besuch für die Schüler gebracht hat. Für die Zukunft wünschen sie sich nun eine Intensivierung des Austauschs mit den Kapverden. „Da sind gegenseitige Besuche eher das Sahnehäubchen als die Regel“, so Schulleiter Gruitrooy. Aber mittels moderner Kommunikationsmethoden werden seine Schüler sicher auch in Zukunft mit der Forschung vor den Kapverden und den neuen Schulfreunden auf der westafrikanischen Inselgruppe verbunden bleiben.

Hintergrundinformation:

Der Kieler Sonderforschungsbereich (SFB) 754 „Klima – biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ wurde im Januar 2008 als Kooperation des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel eingerichtet. Er beschäftigt sich mit biogeochemischen Wechselwirkungen im tropischen Ozean. Zu den Hauptfragen des Großprojektes gehört, wie sich die weltweiten Sauerstoffminimumzonen bei fortschreitendem Klimawandel verhalten. Der SFB wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist in seiner ersten Phase von 2008 bis 2012 bewilligt.

Ansprechpartner:
Dr. Andreas Villwock (Öffentlichkeitsarbeit) Tel: 0431-600-2802, avillwock@geomar.de


Carolin Löscher, Doktorandin in der Mikrobiologie an der CAU, erklärt kapverdischen Schülern wie ein Gerät zur Wasserprobennahme, ein sogenannter Kranzwasserschöpfer, funktioniert. Foto: M. Wilms, IFM-GEOMAR.
Carolin Löscher, Doktorandin in der Mikrobiologie an der CAU, erklärt kapverdischen Schülern wie ein Gerät zur Wasserprobennahme, ein sogenannter Kranzwasserschöpfer, funktioniert. Foto: M. Wilms, IFM-GEOMAR.