Eine sogenannte Polynja in der ostsibirischen Laptev-See. Diese auch im Winter eisfreien Wasserflächen sind entscheidend für die Eisproduktion der Arktis. Russische und deutsche Wissenschaftler erforschen gemeinsam diese wichtigen Klimaindikatoren. Koordiniert wird die Forschung am St. Petersburger Otto-Schmidt-Labor. Foto: H. Kassens, IFM-GEOMAR
Deutsche Wissenschaftler und Vertreter des BMBF wurden in St. Petersburg für ihren Beitrag zur russisch-deutschen Kooperation ausgezeichnet. Foto: T. Klagge, IFM-GEOMAR

Zehn Jahre deutsch-russisches Labor für Polar- und Meeresforschung

Hohe Auszeichnungen für deutsche Partner beim Jubiläum des Otto-Schmidt-Labors in St. Petersburg

25.11.2009/St. Petersburg. Die Regionen der Arktis sind für das Weltklima und für die Ökologie der Ozeane von entscheidender Bedeutung. Ihre Erforschung ist wichtig, um vergangene Klimasysteme rekonstruieren und zukünftige Klimaentwicklungen vorhersagen zu können. Deutsche und russische Wissenschaftler arbeiten dabei eng zusammen. Seit genau zehn Jahren hat diese Kooperation einen festen institutionellen Rahmen: Das Otto-Schmidt-Labor in St. Petersburg. Während der heutigen Jubiläumsfeier (25.11.2009) erhalten Wissenschaftler aus Kiel und Bremerhaven sowie Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hohe russische Auszeichnungen.

Acht Monate im Jahr meterdicke Eisbedeckung, schwere Stürme, Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt: Das ist die ostsibirische Laptev-See. Doch so kalt und abweisend die Region auf den ersten Blick erscheint, die Klimaerwärmung ist auch dort zu spüren – sogar deutlicher als an anderen Orten der Erde. Seit Beginn der 1990er Jahre erforschen Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft und des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) gemeinsam mit russischen Kollegen deshalb die Klimaentwicklung und die ökologischen Veränderungen in der Laptev-See. Vor genau zehn Jahren entstand aus dieser Zusammenarbeit als institutionelles Bindeglied das Otto-Schmidt-Labor für Polar- und Meeresforschung (OSL) am Staatlichen Institut für Arktis- und Antarktisforschung (AARI) in St. Petersburg. Seitdem dient das Labor als Schnittstelle zwischen  dem russischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft und dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Es ist damit die Basis für gemeinsame Projekte, die auf dem Gebiet der Polar- und Meeresforschung durchgeführt werden.

Im Anschluss an eine wissenschaftliche Konferenz über die deutsch-russischen Kooperationen in der Arktis fand in St. Petersburg heute (25.11.2009) ein Festakt zum Geburtstag des OSL statt. Vertreter der deutschen und russischen Partnerinstitute gratulieren dem OSL genauso wie Vertreter der deutschen Botschaft in Moskau, des BMBF und der ehemalige Europaminister des Landes Schleswig-Holstein, Uwe Döring. Gleichzeitig ehren die russischen Gastgeber mehrere deutsche Wissenschaftler mit hohen Auszeichnungen: Dr. Heidemarie Kassens (IFM-GEOMAR) und Dr. Jens Hölemann (Alfred-Wegener-Institut) erhalten die Staatliche Auszeichnung des Ministeriums für Natürliche Rohstoffe und Ökologie der Russischen Föderation für ihren großen persönlichen Beitrag zur russisch-deutschen Zusammenarbeit. Dr. Kassens und Dr. Hölemann gehören zu den Pionieren der Laptev-See-Forschung und zu den Gründungseltern des Otto-Schmidt-Labors. „Diese Auszeichnung ist für mich persönlich natürlich eine große Ehre. Aber sie zeigt auch, welch hoher Stellenwert der Zusammenarbeit auf beiden Seiten eingeräumt wird“, sagt Dr. Hölemann, „und das ist ein gutes Signal für die Zukunft der Arktisforschung“. Außerdem verleiht das AARI im Auftrag des Ministeriums für Natürliche Rohstoffe und Ökologie sowie des Ministeriums für Wissenschaft und Bildung Dr. Kirsten Schäfer (IFM-GEOMAR), Dr. Karen Volkmann-Lark (IFM-GEOMAR), Dr. Barbara Tanner (Projektträger Jülich, Außenstelle Rostock-Warnemünde), Professor Jörn Thiede (Universität Kopenhagen, langjähriger Direktor des Alfred-Wegener-Instituts und Gründungsdirektor GEOMAR), sowie Reinhold Ollig und Michael Schlicht (BMBF) eine Auszeichnung für den großen persönlichen Beitrag zur Entwicklung des russisch-deutschen Forschungsprogramms „System Laptev-See“. Alle Preisträger sind der St. Petersburger Forschungseinrichtung seit Jahren verbunden.

Das Otto-Schmidt-Labor hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem modernen Forschungslabor für die Fachgebiete Meteorologie, Ozeanographie, Meereschemie, Biologie und Geowissenschaften entwickelt. Es ist ausgestattet mit modernen Labor- und Messgeräten, einem Computerzentrum und einer virtuellen Bibliothek mit Zugang zu mehr als 10.000 Fachzeitschriften. Eine der Hauptaufgaben des Otto-Schmidt-Labors ist neben der Koordination die wissenschaftliche Qualifizierung und Förderung von Nachwuchswissenschaftlern. „Arktisforschung ist eine internationale Aufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Die Ausbildung von jungen Polarforschern ist dabei zentraler Bestandteil unserer Kooperation mit Deutschland. Der globale Klimawandel wird vor allem die junge Generation in Zukunft vor große Herausforderungen stellen“, betont Professor Leonid A. Timokhov, Gründungsdirektor des OSL. Seit dem Jahr 1999 haben 280 Stipendiaten von 19 Forschungseinrichtungen der Russischen Föderation erfolgreich an den OSL-Stipendienprogrammen teilgenommen. Bemerkenswert ist dabei auch der Masterstudiengang „Angewandte Polar- und Meereswissenschaften“ (POMOR), den Alfred-Wegener-Institut, IFM-GEOMAR, AARI sowie mehrere Universitäten in Russland und Deutschland gemeinsam anbieten und organisieren. „Auf diese Weise fördert das Otto-Schmidt-Labor nicht nur die gemeinsame Forschung, sondern sorgt auch für hoch qualifizierten Nachwuchs, der von Anfang an international vernetzt ist“, betont Dr. Kassens.

Hintergrundinformationen:

Das Otto-Schmidt-Labor wurde 1999 gegründet. Benannt ist es nach dem russischen Mathematiker, Geophysiker und Arktisforscher Otto Juljewitsch Schmidt, der in den 1920er und 1930er Jahren mehrere Arktisexpeditionen durchführte und dabei als wissenschaftlicher Leiter mit dem Eisbrecher „Sibirjakow“ erstmals ohne Überwinterung die Nordostpassage durchfuhr.
Betrieben und finanziert wird das Otto-Schmidt-Labor auf russischer Seite vom Staatlichen Institut für Arktis- und Antarktisforschung (AARI) in St. Petersburg, vom Ministeriums für Wissenschaft und Bildung und von der Bundeseinrichtung für Hydrometeorologie und Umweltüberwachung sowie auf deutscher Seite vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven sowie vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel. Darüber hinaus arbeiten mehr als 40 Universitäten und Forschungseinrichtungen in Russland und Deutschland am OSL zusammen (siehe: www.otto-schmidt-laboratory.de)

Ansprechpartner:

Jan Steffen (Öffentlichkeitsarbeit GEOMAR), Tel. 0431 600-2811, jsteffen@geomar.de
Folke Mehrtens (Alfred-Wegener-Institute; Kommunikation und Medien) Tel. 0471 4831-2007; Folke.Mehrtens@awi.de


 

Eine sogenannte Polynja in der ostsibirischen Laptev-See. Diese auch im Winter eisfreien Wasserflächen sind entscheidend für die Eisproduktion der Arktis. Russische und deutsche Wissenschaftler erforschen gemeinsam diese wichtigen Klimaindikatoren. Koordiniert wird die Forschung am St. Petersburger Otto-Schmidt-Labor. Foto: H. Kassens, IFM-GEOMAR
Eine sogenannte Polynja in der ostsibirischen Laptev-See. Diese auch im Winter eisfreien Wasserflächen sind entscheidend für die Eisproduktion der Arktis. Russische und deutsche Wissenschaftler erforschen gemeinsam diese wichtigen Klimaindikatoren. Koordiniert wird die Forschung am St. Petersburger Otto-Schmidt-Labor. Foto: H. Kassens, IFM-GEOMAR
Deutsche Wissenschaftler und Vertreter des BMBF wurden in St. Petersburg für ihren Beitrag zur russisch-deutschen Kooperation ausgezeichnet. Foto: T. Klagge, IFM-GEOMAR
Deutsche Wissenschaftler und Vertreter des BMBF wurden in St. Petersburg für ihren Beitrag zur russisch-deutschen Kooperation ausgezeichnet. Foto: T. Klagge, IFM-GEOMAR