Mit einem speziellen Ausleger wird ein schwerer Sedimentkern an Bord gehoben. Foto: GEOMAR; J. Steffen
Dr. Henning Bauch bereitet den geborgenen Kern auf die weitere Verarbeitung vor. Foto: GEOMAR, R. Spielhagen
Die Lage des sogenannten Kieler Sees in der heutigen Ostsee.

Bild des Monats: Februar 2014

Wissenschaftler bearbeiten an Bord des Forschungsschiffes POSEIDON einen Sedimentkern

Wie ist eine Zeitreise ohne Zeitmaschine möglich?
Um aktuelle Entwicklungen des Klimas besser einordnen und zukünftige Veränderungen abschätzen zu können, benötigen Forscher Kenntnisse aus der Vergangenheit. Doch menschliche Aufzeichnungen reichen nicht weit genug zurück, um eine Geschichte des Klimas schreiben zu können. Deshalb nutzen Wissenschaftler natürliche Archive. Das größte Umweltarchiv überhaupt ist der Meeresboden. Ständig lagern sich abgestorbene Organismen auf dem Grund der Meere ab. Die Überreste der Lebewesen enthalten Informationen über die Umweltbedingungen zu ihren Lebzeiten und speichern Informationen über markante Ereignisse, wie z.B. schnelle Meerespiegelschwankungen. Somit erlauben sie den Forschern tiefen Einblick in die Geschichte der Erde.
Die Kunst der Geowissenschaften ist es nun, dem Meeresboden dessen jahrtausende oder sogar jahrmillionen alte Informationen zu entlocken. Der erste Arbeitsschritt besteht darin, möglichst lange Stücke aus dem Meeresboden sauber auszustanzen. Dafür werden Schwere- oder Kastenlote genutzt. Sie bestehen aus langen Stahlröhren, die von Forschungsschiffen senkrecht ins Wasser herabgelassen werden. Bestückt mit tonnenschweren Gewichten dringen sie tief in den Meeresboden ein. Wenn alles glatt läuft, kommen diese Röhren mitsamt des eingeschlossenen Sediments wieder an Bord. Dort zerlegen die Forscher die meterlangen „Kerne“ in handliche Stücke. Doch Vorsicht! Die Einzelabschnitte müssen exakt beschriftet, beschrieben und gut verpackt werden, damit sie auch nach Jahrzehnten noch für weitere Untersuchungen verwendbar sind.
Unser Bild des Monats zeigt Paläo-Ozeanographen des GEOMAR auf dem Forschungsschiff POSEIDON mit einem Sedimentkern, der am Ausgang der Kieler Förde in der Ostsee gewonnen wurde. In dem beprobten Gebiet lag vor etwa 8000 Jahren ein Süßwassersee, der erst später von vordringendem Nordseewasser überflutet wurde. Deutlich zu erkennen ist diese radikale Umweltveränderung nicht nur an den starken Farbveränderungen des Sediments, sondern auch an Holzresten, die in diesem Kern eingeschlossen sind. Sie stammen von einem Baum, der ursprünglich auf festem Land am Ufer des genannten Sees gewachsen ist. Heute liegen die Reste des Baums metertief im Meeresboden der Ostsee.

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Wissenschaftler bearbeiten an Bord des Forschungsschiffes POSEIDON einen Sedimentkern. Foto: J. Steffen, GEOMAR
Mit einem speziellen Ausleger wird ein schwerer Sedimentkern an Bord gehoben. Foto: GEOMAR; J. Steffen
Mit einem speziellen Ausleger wird ein schwerer Sedimentkern an Bord gehoben. Foto: GEOMAR; J. Steffen
Dr. Henning Bauch bereitet den geborgenen Kern auf die weitere Verarbeitung vor. Foto: GEOMAR, R. Spielhagen
Dr. Henning Bauch bereitet den geborgenen Kern auf die weitere Verarbeitung vor. Foto: GEOMAR, R. Spielhagen
Die Lage des sogenannten Kieler Sees in der heutigen Ostsee.
Die Lage des sogenannten Kieler Sees in der heutigen Ostsee.