Volle Breitseite
Leider sind wir mit unseren Berichten arg in Verzug gekommen, aber seit dem letzten Bericht gab es soviel zu tun, dass für das Berichtschreiben einfach keine Zeit blieb. Das versuchen wir hiermit jetzt aber nachzuholen:
Nachdem, wie im letzten Bericht erwähnt, die beiden Moorings "Anabar" und "Khatanga" erfolgreich geborgen wurden, hatten wir knappe vier Tage Zeit, um die Stationen wieder flott zu machen. Das beinhaltet neben dem (obligatorischen) Putzen und dem Batterien tauschen vor allem auch das neu Programmieren und Kalibrieren, das Prüfen aller Dichtungen, das Durchführen diverser Tests und die (von niemandem wirklich geliebte) Kalibration der elektronischen Kompanten der Geräte. Außerdem sollten "Anabar" und "Khatanga" dieses Jahr um das neue SCOUTS-System erweitert werden (nebenbei bemerkt: eine Art Weltpremiere für dieses neue entwickelte System! Kurz zusammengefaßt sorgt es für eine zusätzliche Redundanz, indem mit Hilfe von Popup-Bojen sicher gestellt wird, dass wir die Daten aller Messgeräte auch dann erhalten können, wenn ein Bergen der Mooring fehlschlägt oder diese im Laufe des Jahres durch z.B. Eis zerstört wird). Und wie der erste Einsatz eines neuen Gerätes es so mit sich bringt, dauert das Vorbereiten meist länger als man denkt.
Somit waren die 4 Tage recht vollgepackt, aber wir sind rechtzeitig fertig geworden. Am Morgen des 12.09. wurde bei bestem Wetter "Anabar", am Nachmittag bei stärkerem Wind dann "Khatanga" neu ausgesetzt. Beide Stationen sollen im Rahmen der Expedition TRANSDRIFT XVI im August/September 2009 wieder geborgen werden, bis dahin messen sie im 15-Minuten-Takt die Strömungsrichtung und -geschwindigkeit der kompletten Wassersäule über der Mooring, und außerdem die Trübe, den Salzgehalt sowie die Temperatur. Wir hoffen (und gehen als Optimisten natürlich auch davon aus), diese Stationen nächstes Jahr unbeschadet wieder bergen zu können.
Der Wind, der beim Aussetzen von "Khatanga" schon gut aufgefrischt war, legte in der darauf folgenden Nacht noch um einiges zu, so dass wir Windgeschwindigkeiten von bis zu 22 m/s und die dementsprechenden Wellen genießen durften. Da bei solchen Wellen kein Arbeiten mehr möglich ist, wurden gegen Mitternacht alle Arbeiten eingestellt und das Schiff versuchte mit dem Bug in den Wind und langsamer Fahrt dem steifen Nordwind zu trotzen. Den nächsten Tag verbrachten die meisten Expeditionsteilnehmer zumeist in ihrem Bett, denn das ist so ziemlich der einzigste Ort, an dem man sich bei so einem Wellengang einigermaßen vernünftig festkeilen kann, ohne bei jeder Welle gegen die Wand zu schlagen.
Nach ausführlichem Sichten der Wetterkarten entschlossen wir uns dann, weiter Richtung Norden zu laufen, Richtung Festeisgrenze. Dort war der Wind zwar genau so stark, aber durch das Eis werden die Wellen regelrecht "platt" gedrückt, so dass sie nur knapp ein viertel so hoch sind wie auf offener See. Auf dem Weg zur Festeiskante kamen uns auch recht große Eisschollen entgegen, die der Sturm von der Eiskante abgerissen hatte.
An der Eiskante angekommen war, trotz immer noch starken Windes mit 18 m/s, das Arbeiten dann zumindest teilweise wieder möglich. So konnten wir am Vormittag des 14.09. direkt an der Eiskante die Mooring "OSL2C" aussetzen - wie das "C" im Namen schon verrät, ist dies das dritte Mal, dass eine Mooring (ungefähr) an dieser Position ausgesetzt wird, womit ein insgesamt sehr langfristiger Datensatz dieses Bereiches vorhanden sein wird.
Auch das Aussetzen dieser Mooring verlief problemlos - nur der eisige Wind, Minusgrade und die waagerecht einfliegenden Schneeflocken ließen nicht nur die Finger recht schnell eiskalt werden. Hier noch einmal einen herzlichen Dank an die Besatzung der "Ivan Petrov", die auch unter diesen erschwerten Bedingungen unsere Arbeit wirklich erleichtert hat.
Nach der Mooring-Station sind wir dann langsam wieder Richtung Süden gefahren, um die wegen des Sturms ausgelassenen Stationen nachzuholen, an denen (wie an allen Stationen) je ein ozeanograpisches CTD-Profil, meereschemische Wasserprobennahmen in diversen Tiefen sowie biologische Untersuchungen (dazu mehr im nächsten Bericht) stattgefunden haben.
Mittlerweile haben wir diese Stationen auch abgeschlossen und befinden uns auf dem Weg Richtung Nord-Osten, zu unserer nördlichsten Station (die laut Satellitendaten momentan allerdings noch eisbedeckt ist). Dort soll dann die letzte Mooring (OSL3) ausgesetzt werden. Danach werden wir einen Transekt Richtung Süden zu den Neusibirischen Inseln fahren, diese dann im Osten umrunden, dort dann noch einige Stationen beproben und uns dann auf dem Weg Richtung Tiksi begeben, wo wir um den 21.09. herum ankommen sollten.
zur Stationskarte
Soweit zu der Planung - wir lassen uns überraschen, ob die See, das Wetter und das Eis dabei mitspielen.
Beste Grüße aus der Laptewsee,
das Expeditionsteam