Schildkrötenjunges mit Mini-Sender. Foto: Rebecca Scott, GEOMAR
Routen der mit der Strömung treibenden Schildkrötenschlüpflinge, modelliert anhand von Daten mit Sattelitensendern bestückter, frei treibender Driftbojen. Grafik: Rebecca Scott, GEOMAR. Datengrundlage: NOAA-AOML
Junge Schildköten am Strand der Insel Boa Vista, Kap Verde. Foto: Sam Scherck, Turtle Foundation

Bild des Monats: Februar 2015

Heimattreue Langstreckenschwimmer

Meeresschildkröten sind wahre Langstreckenschwimmer. Bis zu 3000 Kilometer liegen zwischen den Küsten, an denen sie ihre Nahrung finden, und den Stränden, an denen sie sich fortpflanzen. Ein internationales Wissenschaftler-Team unter der Leitung von Dr. Rebecca Scott vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und Dr. Christoph Eizaguirre von der School of Biological and Chemical Sciences an der Queen Mary University of London hat herausgefunden, wie Meeresströmungen die Wanderungen der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta) auf den Kapverdischen Inseln beeinflussen.

Mit Hilfe winziger Sender und Versuchen zum Schwimmverhalten erkannten die Biologen, dass die frisch geschlüpften Tiere den Strand zügig hinter sich lassen und günstige Ozeanströmungen nutzen, um Küstengebieten zu entkommen, in denen sie leicht verschiedenen Räubern zum Opfer fallen. Anschließend wachsen sie im sichereren offenen Ozean über mehrere Jahre lang heran.

Genetische Untersuchungen zeigten, dass die meisten Weibchen zur Eiablage sehr präzise wieder die Insel aufsuchen, auf der sie einst geboren worden sind. Dass Männchen hingegen etwas weniger ortstreu sind, verhindert Inzucht und langfristig genetische Defekte. Allerdings scheint es bei der Auswahl der Nahrungsgründe eine Distanz- Grenze zu geben. Erwachsene Schildkröten scheinen zu den Nahrungsgründen zurückzukehren, zu denen sie als frisch geschlüpfte Jungtiere von Ozeanströmungen getragen worden waren. Wenn das Brut- und das küstennahe Nahrungsgebiet allerdings weiter als 3000 Kilometer voneinander entfernt sind, können die wenigsten erwachsenen Schildkröten die Entfernung überwinden. „Die Energie, die sie beim Fressen aufnehmen, reicht einfach nicht für den Hin- und Rückweg“, erklärt Dr. Rebecca Scott vom GEOMAR. „Ist der Abstand also zu groß, suchen die erwachsenen Schildkröten ihre Nahrung in unmittelbarer Umgebung zu ihren Brutplätzen oder direkt im offenen Meer.“

Das Wanderungsverhalten der Schildkröten steht damit im Kontrast zu dem von anderen bekannten Tierarten. Bartenwale und manche Vögel folgen auf ihren Reisen ihren Müttern oder erfahreneren Artgenossen und weisen so ein soziales Lernverhalten auf. Anderen Vogel- und auch einigen Insektenarten hingegen sind Migrationsmuster angeboren.

Links:
Der Start ins Leben: ein Sprint und ein Ritt auf der Strömung - Wissenschaftler verfolgen Meeresschildkröten-Babys mit winzigen Sendern
Einmal gelernt, nie vergessen - Erwachsene Meeresschildkröten fressen häufig dort, wohin Strömungen sie als Jungtiere transportiert haben
Zurück in die Heimat - Warum die Unechte Karettschildkröte immer zu ihrer Geburtsinsel zurückkehrt
Beobachtungsplattform Meeresschildkröte - Neues interdisziplinäres Forschungsprojekt

 

Schildkrötenjunges mit Mini-Sender. Foto: Rebecca Scott, GEOMAR
Routen der mit der Strömung treibenden Schildkrötenschlüpflinge, modelliert anhand von Daten mit Sattelitensendern bestückter, frei treibender Driftbojen. Grafik: Rebecca Scott, GEOMAR. Datengrundlage: NOAA-AOML
Junge Schildköten am Strand der Insel Boa Vista, Kap Verde. Foto: Sam Scherck, Turtle Foundation