Fahrtleiter-Besprechung auf F.S. „Meteor“ im Roten Meer, 1964: (von oben rechts gegen den Uhrzeigesinn) Günter Dietrich, Wolfgang Schott, Friedrich Defant, Johannes Krey, Fritz Holzkamm, Klaus Graßhoff, N.N., Gunther Krause, Johannes Ulrich, Reimer Simonsen. Foto: Archiv Siedler
Friedrich Defant, Archiv GEOMAR
Teilnehmer des Defant Kolloquiums am GEOMAR. Foto: A. Villwock, GEOMAR

Meteorologen erinnern an Prof. Friedrich Defant

Pionier der Ozean-Atmosphärenwechselwirkung wurde von 100 Jahren geboren

14.04.2014/Kiel. Prof. Dr. Friederich Defant, langjähriger Professor für Meteorologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Leiter der Abteilung für Maritime Meteorologie am Institut für Meereskunde, dem heutigen GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel wäre am 10 April 100 Jahre alt geworden. Ehemalige Weggefährte und Studenten des renommierten Forschers, der sich insbesondere mit der Wechselwirkung zwischen Ozean und Atmosphäre beschäftigt hat, trafen sich aus diesem Anlass am GEOMAR in Kiel.

Wie kam zu dem extrem starken Wintersturm am Februar 1962, der die verheerende Sturmflut in Hamburg und der Nordseeküste verursachte. Welche Rolle spielen der Energieaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre für Wetter und Klima? Solchen Fragen ging Professor Friedrich Defant mit seinen Mitarbeitern und Studenten am Institut für Meereskunde in Kiel nach.

Defant, Sohn des ebenfalls berühmten Meteorologen Albert Defant wuchs zunächst weit von der Küste entfernt in Österreich auf. Als sein Vater das neu gegründete Institut für Meereskunde in Berlin, dem Vorläuferinstitut der Kieler Einrichtung, übernahm, kam Friedrich Defant als Jugendlicher erstmals mit der Meeresforschung in Berührung. Er studierte zunächst Geophysik und promovierte 1940 über „Trägheitsschwingungen im Ozean und in der Atmosphäre“. Allerdings wurde seine wissenschaftliche Karriere zunächst durch den Krieg unterbrochen. Zusammen mit seinem Vater ging der nach dem Krieg zurück nach Österreich. Seine Habilitationsschrift legte Defant 1947 unter dem Titel „Grundlagen einer Theorie des jährlichen Luftdruckganges in der Atmosphäre der Nordhalbkugel“ vor. Anschließend war er Leiter der Wetterdienststelle in Innsbruck, beauftragt mit dem Aufbau des Wetterdienstes in Tirol und Vorarlberg. Anfang der 50iger Jahre schlossen sich Gastprofessuren in Chicago und Los Angeles bei den berühmten Meteorologen C.G. Rossby und J. Bjerknes an. 1956-1961 war er auf Einladung von Rossby als Gastprofessor am „International Institute of Meteorology“ in Stockholm tätig.

1961 erhielt F. Defant einen Ruf an die Universität Kiel und war bis 1980 ordentlicher Universitätsprofessor für Meteorologie und zugleich Direktor der Abteilung maritime Meteorologie am Institut für Meereskunde an der Universität Kiel (IfM). Von 1968-1972 war auch Geschäftsführender Direktor des IfM und begleitete den Neubau des Institutsgebäudes am Düsternbrooker Weg. Friedrich Defant verstarb 1990 in Kiel im Alter von 76 Jahren.

Während seiner akademischen Laufbahn begleitete er zahlreiche Diplomanden und Doktoranden sowie zwei Habilitanten, die späteren Professoren und Institutsleiter, Prof. Dr. Hans Hinzpeter (Hamburg) und Prof. Dr. Peter Speth (Köln). „Friedrich Defant war ein ausgezeichneter Lehrer. Von seinen hervorragenden theoretischen Kenntnissen gepaart mit der Fähigkeit diese auch an seine Studenten zu vermitteln und ihnen Raum zur Entwicklung zu gewähren, waren eine ausgezeichnete Basis für meine eigene wissenschaftliche Karriere“, sagt sein ehemaliger Mitarbeiter und Habilitant Prof. Dr. Peter Speth. Aus Anlass des 100 Geburtstags hatte er gemeinsam mit Dr. Hein Dieter Behr, einem ehemaligen Doktoranden Defants, ein wissenschaftliches Kolloquium mit Beiträgen vieler Kollegen aus der Maritimen Meteorologie des GEOMAR organisiert.

Prof. Friedrich Defant wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, die Universitäten Innsbruck und Helsinki ehrten ihn für sein wissenschaftlichen Leistungen mit der Verleihung von Universitätsmedaillen, die Österreichische Gesellschaft für Meteorologie verlieh ihm noch posthum die Julius von Hann Medaille.

„Mit seinen Arbeiten zur Ozean-Atmosphäre Wechselwirkungen hat Prof. Friedrich Defant den Bereich der maritimen Meteorologie am Institut für Meereskunde bedeutend weiterentwickelt und weit über die Grenzen Kiels hinaus bekannt gemacht“, so Prof. Dr. Mojib Latif, der heutige Leiter der Forschungseinheit am GEOMAR. „Defant hat die Bedeutung des Energieaustauschs zwischen Ozean und Atmosphäre aufgezeigt, einen der wichtigen Antriebe für viele Klimaschwankungen, über deren Mechanismen wir heute noch forschen“, erläutert Latif weiter. Insofern habe Defant hier wichtige Impulse für die moderne Klimaforschung gesetzt, resümiert der bekannte Kieler Meteorologe. 

Kontakt:
Dr. Andreas Villwock (Kommunikation & Medien), Tel: 0431-600-2802, avillwock(at)geomar.de

Fahrtleiter-Besprechung auf F.S. „Meteor“ im Roten Meer, 1964: (von oben rechts gegen den Uhrzeigesinn) Günter Dietrich, Wolfgang Schott, Friedrich Defant, Johannes Krey, Fritz Holzkamm, Klaus Graßhoff, N.N., Gunther Krause, Johannes Ulrich, Reimer Simonsen. Foto: Archiv Siedler
Fahrtleiter-Besprechung auf F.S. „Meteor“ im Roten Meer, 1964: (von oben rechts gegen den Uhrzeigesinn) Günter Dietrich, Wolfgang Schott, Friedrich Defant, Johannes Krey, Fritz Holzkamm, Klaus Graßhoff, N.N., Gunther Krause, Johannes Ulrich, Reimer Simonsen. Foto: Archiv Siedler
Friedrich Defant, Archiv GEOMAR
Teilnehmer des Defant Kolloquiums am GEOMAR. Foto: A. Villwock, GEOMAR