Internationale Expedition dokumentiert deutliche Veränderungen in der Arktis
Russischer Forschungseisbrecher kehrt nach zwei Monaten in den Kieler Ostuferhafen zurück
12.10.2018/Kiel. Nach zwei Monaten in der sibirischen Arktis kehrte der russische Forschungseisbrecher AKADEMIK TRYOSHNIKOV gestern wieder in den Kieler Ostuferhafen zurück. Anfang August hatte das Schiff hier Ausrüstung für die Expedition ARCTIC 2018 an Bord genommen. Heute werden die Ausrüstung und die zwischenzeitlich gewonnenen Proben aus dem Arktischen Ozean wieder entladen. „Die Expedition war ein voller Erfolg. Wir haben viele wertvolle neue Daten über die aktuellen Veränderungen des Arktischen Ozeans und der Eisbildung dort gewonnen“, sagt Dr. Heidemarie Kassens vom GEOMAR, die die Expedition von deutscher Seite geleitet hat.
Die sibirische Arktis ist das Ursprungsgebiet des transpolaren Eisdriftystems und spielt daher für die Eisbildung in der gesamten Arktis eine Schlüsselrolle. Im Frühling und Sommer bringen die sibirischen Ströme außerdem große Mengen an Süßwasser in diese Region. Diese Prozesse führen zur Ausbildung unterschiedlich dichter Wassermassen auf dem flachen sibirischen Schelf, die am Kontinentalrand wiederum den vergleichsweise warmen zirkumarktischen Randstrom beeinflussen. Dieser Randstrom transportiert warmes Wasser aus dem Atlantik entlang des Kontinentalhangs, das potentiell die gesamte arktische Meereisbedeckung zum Schmelzen bringen könnte, wenn es in die Oberflächenwassermassen dringen würde.
An dieser außergewöhnlichen Expedition in die russische Arktis haben 46 Wissenschaftler aus Deutschland, Russland, den USA, Kanada, Großbritannien und Korea teilgenommen.
Während der Expedition wurden an 137 Stationen umfangreiche Forschungsarbeiten in der Wassersäule und auf dem Packeis durchgeführt. Dabei erwies sich die AKADEMIK TRYOSHNIKOV mit ihrer ausgezeichneten Crew als eine sehr gute Forschungsplattform. „Beeindruckt hat uns immer wieder, wie gut das Schiff selbst bei schlechtem Wetter im Wasser liegt", sagt Dr. Kassens. Dadurch konnten die Forschungsarbeiten effizient durchgeführt werden und das Schiff musste nur ein Mal bei Sturm für einige Stunden abwettern.
„Es ist uns gelungen, einen umfangreichen Einblick in den Verlauf und die ozeanographischen Eigenschaften des Randstroms im Bereich der sibirischen Arktis zu erhalten“, fasst Dr. Kassens zusammen und ergänzt: „2018 war wieder ein außergewöhnliches Jahr: Sogar noch Ende September befand sich der Eisrand extrem weit im Norden und die Luft- und Wassertemperaturen lagen weit über den Durchschnittswerten der letzten vierzig Jahre. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr gespannt auf die Auswertung der Daten, die uns die nächsten Jahre beschäftigen wird.“
Finanziert wird die Expedition ARCTIC 2018 mit Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des russischen Ministeriums für Bildung und Forschung sowie mit Mitteln des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung, des Staatlichen Instituts für Arktis- und Antarktisforschung (Sankt Petersburg) und des International Arctic Research Center (Fairbanks/Alaska).