Erster Ausflug: der VIATOR erkundet den Ostseeboden. Foto: S. Flögel, GEOMAR.
Das Kontrollzentrum: Auch für das Team ein erster Test für reibungslose Zusammenarbeit. Foto: S. Flögel, GEOMAR.

Ostsee statt Schwimmbecken

GEOMAR Team testet Roboter VIATOR vor Schilksee

03.09.15/Kiel. Mal nicht um den Segelsport ging es in der letzten Augustwoche im Kieler Olympiahafen Schilksee. Das ROBEX Team um Dr. Sascha Flögel tauchte ab – nicht selbst sondern der neue kleine Roboter „VIATOR“ zusammen mit seiner Tiefseegarage „MANSIO“. Der erste Test unter realen Bedingungen stand an, in echtem Meerwasser allerdings bei nur sehr geringen Wassertiefen. Das doch recht trübe Wasser der Ostsee stellte dabei eine besondere Herausforderung dar.

Die Helmholtz-Allianz  “Robotische Exploration unter Extrembedingungen – ROBEX” bringt weltweit erstmalig Raumfahrt- und Tiefseeforschung zusammen. Insgesamt 16 über ganz Deutschland verteilte Institutionen entwickeln gemeinsam Technologien, die die Erforschung schwer erreichbarer Gebiete mit extremen Umweltbedingungen wie Tiefsee, Polargebiete, unseren Erdmond, aber auch andere Himmelskörper in Zukunft verbessern sollen. Das GEOMAR beteiligt sich mit einem sogenannten Crawler, dem VIATOR,  an dem Projekt. Es ist ein kleines Raupenfahrzeug, dass mit Hilfe eines sogenannten Tiefseelanders, genannt „MANSIO“, bis in mehrere 1000 Meter Wassertiefe verbracht werden kann. Dort soll des Meeresboden erkunden, Messungen durchführen, Proben nehmen und vor allem nach Abschluss der Mission selbst wieder in seine Garage, den Lander, zurückfinden und dort seine Akkus aufladen.

Der VIATOR wurde bereits seit einigen Monaten erprobt. Ende 2014 fanden die ersten Test in einem Becken am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen statt. Neben dem DFKI ist auch Airbus DS Partner bei der Entwicklung.

„Ziele des ersten Seewassertests waren insbesondere die Erprobung der Navigationshilfen und des Dockings des VIATOR im Lander“, erläutert Dr. Sascha Flögel vom ROBEX Team den Test. Die angewendeten Verfahren hatten in zuvor stattgefundenen Laborversuchen ihre Tauglichkeit unter Beweis gestellt. Vom 24. bis 27. August ging es dann in Schilksee auf den Grund des Hafenbeckens; Tauchtiefe 2.5 Meter. „Die Tiefe spielt für diesen Test letztendlich keine Rolle“, so Dr. Flögel. Entscheidender waren der Einfluss der Trübung, denn der VIATOR muss seine Garage auch wiederfinden. Die Forscher verwendeten dafür binär codierte „Navigationsmarker“, die sich bereits in der Raumfahrt beim autonomen Andocken des unbemannten Transporters ATV an die Internationale Raumstation erfolgreich bewährt haben. Hier zeigte sich, dass die starke Trübung eine besondere Herausforderung darstellt. Selbst mit aktiv beleuchteten Navigationsmarkern, die das Technik- und Logistikzentrum des GEOMAR noch eigens entwickelte, war es für den VIATOR schwierig, sein Ziel zu finden. Bis Mitte November, wenn der nächste Test in etwas tieferen Gewässern der Ostsee ansteht, soll das Verfahren noch weiter verbessert werden.

„Wir sind auf einem guten Weg und zuversichtlich, dass wir diese Hürden nehmen werden“, so Dr. Flögel zuversichtlich. Neben den technischen Zielen im Rahmen der Unterwasser-Tests war ein wesentlicher Aspekt für die beteiligten Partner, auch das operationelle Zusammenspiel beim Umgang mit den Geräten beim Ein- und Ausbringen in und aus dem Wasser einzuüben und dabei auch als Team zu agieren. „Die an den Tests beteiligten Partner aus der Raumfahrt zeigten sich besonders von der pragmatischen und lösungsorientierten Vorgehensweise der Kollegen vom GEOMAR beeindruckt“, meinte Dr. Flögel abschließend.

Erster Ausflug: der VIATOR erkundet den Ostseeboden. Foto: S. Flögel, GEOMAR.
Erster Ausflug: der VIATOR erkundet den Ostseeboden. Foto: S. Flögel, GEOMAR.
Das Kontrollzentrum: Auch für das Team ein erster Test für reibungslose Zusammenarbeit. Foto: S. Flögel, GEOMAR.
Das Kontrollzentrum: Auch für das Team ein erster Test für reibungslose Zusammenarbeit. Foto: S. Flögel, GEOMAR.