Internationale Vernetzung zur Epigenetik von Fischen
Humboldt-Stipendiatin Professorin Dr. Maren Wellenreuther bereichert die Marine Ökologie am GEOMAR
Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert mit ihren Forschungsstipendien wissenschaftliche Kooperationen zwischen ausländischen und deutschen Forschenden. Die Förderung ermöglicht Expert:innen aus dem Ausland Aufenthalte an deutschen Forschungseinrichtungen, um gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten – dort, wo sie die besten Voraussetzungen für dessen Umsetzung sehen. Im April konnte das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel eine neue Stipendiatin aus Neuseeland begrüßen: Professorin Dr. Maren Wellenreuther wird im Rahmen von drei mehrmonatigen Aufenthalten in den kommenden Jahren mit Professor Dr. Thorsten Reusch im Forschungsbereich Marine Ökologie zusammenarbeiten.
Direktorin Professorin Dr. Katja Matthes freut sich, sie am GEOMAR willkommen heißen zu können: „Professorin Dr. Maren Wellenreuther bereichert unser Forschungszentrum nicht nur durch ihre exzellente Expertise, sondern auch durch die internationale Perspektive, die sie mitbringt. Ihr Beitrag zur Forschung und zur globalen Vernetzung unseres Instituts wird zweifellos von unschätzbarem Wert sein. Ich möchte daher der Alexander von Humboldt-Stiftung meinen Dank für das Engagement und die Förderung aussprechen, sowie meinen Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrer Gastfreundschaft diese Zusammenarbeit ermöglichen."
Für Dr. Maren Wellenreuther gab es gleich an ihrem ersten Tag in Kiel ein besonderes Wiedersehen: Die ALKOR, eines der beiden vom GEOMAR betriebenen Forschungsschiffe, lag an der Pier direkt vor ihrem neuen Arbeitsplatz. „Auf der ALKOR bin ich vor mehr als 20 Jahren mitgefahren, als ich in Hamburg Biologie mit dem Schwerpunkt Fischereiwissenschaft studiert habe“, erinnert sie sich. Seitdem hießen ihre akademischen Stationen unter anderem Adelaide (Australien), Lund (Schweden) und schließlich Auckland und Nelson (Neuseeland), wo sie zuerst ihre Doktorarbeit abgeschlossen hat, und jetzt seit 2014 am Neuseeländischen Institut für Pflanzen- und Lebensmittelforschung (New Zealand Institute for Plant and Food Research) forscht und an der Universität von Auckland lehrt.
Sie ist mit einem Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Forschende ans GEOMAR gekommen. Das Programm erlaubt es überdurchschnittlich qualifizierten Wissenschaftler:innen aus dem Ausland, ein selbst gewähltes langfristiges Forschungsvorhaben an einer Forschungseinrichtung in Deutschland in Kooperation mit dem wissenschaftlichen Gastgeber durchzuführen. Das Stipendium kann flexibel in bis zu drei Aufenthalte innerhalb von drei Jahren aufgeteilt werden. Und so wird Dr. Wellenreuther mit ihrer Familie in den kommenden drei Jahren jeweils von April bis Juni in Kiel wohnen.
„Die Infrastruktur hier ist natürlich toll“, sagt sie mit Blick auf die Klimakammern und Speziallabore des neuen GEOMAR-Gebäudes, „aber ich werde die meiste Zeit am Schreibtisch arbeiten.“ Gemeinsam mit ihrem wissenschaftlichen Gastgeber, Professor Dr. Thorsten Reusch, Leiter des Forschungsbereichs Marine Ökologie, wird sie ihren ersten Forschungsaufenthalt nutzen, um eine gemeinsame Publikation vorzubereiten. Beide verbindet das Thema Genetik und Epigenetik sowie die Rolle genetischer und epigenetischer Variation bei der Anpassung von Arten an neue Umwelteinflüsse, was ihr Wachstum und Gedeihen ermöglicht.
Dazu möchte Dr. Wellenreuther in ihrem Projekt „SOS Adapt“ (The Substrate Of Species Adaptation in a Warming Ocean, Die Grundlage für die Anpassung der Arten in einem sich erwärmenden Ozean) untersuchen, ob Meereslebewesen das genetische Potenzial haben, sich an den Klimawandel anzupassen, und welche Rolle die epigenetische Variation dabei spielt. Während sich die Genetik auf die DNA-Sequenz bezieht, die von den Eltern vererbt wird, bezieht sich die Epigenetik auf die Veränderungen, die im Laufe des Lebens an der DNA vorgenommen werden können, ohne die zugrunde liegende Sequenz zu verändern. Diese Veränderungen können durch eine Vielzahl von Umweltfaktoren beeinflusst werden. Sowohl auf deutscher als auch auf neuseeländischer Seite gibt es viel Wissen und umfangreiche Datensätze dazu, die gemeinsam neue Erkenntnisse ermöglichen.
„Mich interessiert besonders der Austausch – worin sind unsere Gruppen besonders gut, was können wir voneinander lernen?“, sagt Dr. Wellenreuther. In Neuseeland habe man zum Beispiel viel Erfahrung in Forschung zu Fischerei und Aquakultur gesammelt, auch mit der Optimierung der Haltung von Arten und der automatisierten Erfassung von Merkmalen mittels Künstlicher Intelligenz. „Diese Daten sind entscheidend, um sie mit dem genetischen Datensatz zu verknüpfen.“
Daneben ist sie generell neugierig darauf, was in der Forschung in Deutschland, in Europa gerade wichtig ist: „Was sind die großen Fragen, die strategisch wichtigen Aufgaben für die Wissenschaft? Darauf habe ich nach gut 20 Jahren im Ausland eine ganz andere Perspektive.“