Für ein gutes Miteinander auf See

- eine gemeinsame Initiative von GEOMAR, AWI, IOW, MPI-M sowie der Reederei Briese und der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe

Stand: April 2021

Der Grundsatz: Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)

Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) haben Arbeitgeber*innen den Beschäftigten gegenüber eine Schutzpflicht (§ 12 AGG). Demnach sind Arbeitgeber*innen dazu verpflichtet, sexuelle Belästigung zu verhindern. Das kann einerseits durch Information und Prävention geschehen. Andererseits muss nach einem Vorfall durch Sanktionen und andere Maßnahmen der künftige Schutz der betroffenen Person gewährleistet sein. Durch die Kooperation in der Initiative „Für ein gutes Miteinander auf See“ leisten die deutschen seegehenden Forschungseinrichtungen diesen Auftrag gemeinsam – genauso wie sie auf den Forschungsfahrten kooperieren.

Warum "Für ein gutes Miteinander auf See"?

Als erstes vorweg: Forschungsfahrten stehen nicht per se unter Verdacht, ein Ort für grenzüberschreitendes Verhalten zu sein. Flirten und Annäherungen im gegenseitigen Einverständnis sind natürlich weiterhin erlaubt.

Die Initiative verfolgt in erster Linie das Ziel Prävention. Genauso wie alle Fahrtteilnehmenden selbstverständlich und verpflichtend an Schiffssicherheitslehrgängen teilnehmen und auf jedem Schiff  Rettungsmittel für Notsituationen bereitstehen, soll dies in Zukunft auch bei sexualisierten Grenzverletzungen der Fall sein.

Dabei stehen das gute Miteinander und der respektvolle Umgang an Bord im Vordergrund. Jedoch kann man nicht ausschließen, dass es auch zu unerwünschten Situationen kommen kann. Auf Forschungsfahrten sind die Menschen für einen längeren Zeitraum auf engem Raum zusammen und können der Situation nicht entfliehen. Das Ziel der Initiative ist es, dafür eine Rettungsinsel zu bieten: Etablierte und klare Strukturen sollen Sicherheit geben und eine Klärung von unerwünschten Situationen ermöglichen.

Was ist das Ziel?

Die Arbeitsanforderungen an Bord sind hoch und in kurzer Zeit müssen aus Unbekannten effiziente Teams werden, die für einige Wochen gemeinsam auf einem Schiff leben und arbeiten. Dabei kann es zu Konflikten unterschiedlichster Art kommen. Hier soll durch die Initiative:

  • ein offener Raum für Aufklärung und Hilfestellung geschaffen
  • sowie einheitliche Handlungsleitfäden entwickelt werden.

Fahrtleitungen und Kapitäne können sich dann an diesen allgemeinen Regeln orientieren und Betroffene sowie Bystander haben die Möglichkeit, in einem geschützten Raum das Gespräch zu suchen. In Zukunft soll an den beteiligten Instituten ein Konfliktmanagement etabliert werden, das die Vorfälle gegebenenfalls nach der Ausfahrt aufgreifen und begleiten kann.

Wie gehen wir vor?

Es stehen drei geprüfte Kommunikationsprodukte und die Broschüre der Antidiskriminierungsstelle "Was tun bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz?" zur Verfügung. Die Materialien gibt es hier auf der Webseite, bei der Leitstelle und auf den Servern der Forschungsschiffe.

  • Informieren: Leaflet/Infoflyer
    Der zweiseitige Infoflyer enthält allgemeine Informationen und Regeln zum Umgang mit sexualisierter Gewalt auf See. Er ist die Grundlage für die anderen Materialien und soll von der Fahrtleitung vor Fahrtantritt an alle Teilnehmenden verschickt werden und auf dem Server der Forschungsschiffe verfügbar sein.
  • Regeln kommunizieren und sensibilisieren: Power Point Präsentation
    Die Präsentation soll von der Fahrtleitung bei der Reiseplanung und/oder bei der Sicherheitseinweisung durch die Crew auf See gehalten werden.
  • Einfaches Hilfsangebot: Aushang/Contact sheet
    Der Aushang soll am schwarzen Brett an Bord befestigt werden. Er hält Kontaktinformationern bereit, an wen man sich im Falle einer Belästigung außerhalb der Schiffe am Institut, das die Fahrtleitung stellt, oder bei unabhängigen HIlfseinrichtungen wenden kann.
  • Erster Handlungsleitfaden: Broschüre der Antidiskriminierungsstelle
    Die Broschüre der Antidiskriminierungsstelle des Bundes "Was tun bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz?" gibt den Vertrauenspersonen und der Fahrtleitung anhand von konkreten Beispielen Hilfestellung im Umgang mit Vorfällen.

 

Links zu Studien/Umfragen zu dem Thema:

  • UniSAFE-Umfrage über geschlechtsbezogene Gewalt in 46 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Europa
  • BKA-Studie: Sicherheit und Kriminalität in Deutschland