Die Geophysikerin Dr. Marion Jegen während einer Expediton auf der Vulkaninsel Tristan da Cunha im Südatlantik im Gespräch mit Inselbewohner Robin Repetto. Auch die geophysikalische Daten dieser Expedition fließen in Erdmodelle ein. Wie diese Modelle noch realistischer werden, erklärt Dr. Jegen jetzt im Rahmen der SEG Honorary Lectures. Foto: Peter Wolfgram, AWI

Der wahren Erde näher kommen

Dr. Marion Jegen hält Honorary Lectures der Society Exploration Geophysicists

08.02.2013/Barcelona, Kiel. Ins All zu fliegen ist heutzutage fast Routine. Tief ins Innere der Erde einzudringen ist dagegen noch immer unmöglich. Selbst die tiefsten wissenschaftlichen Bohrungen kratzen nur an der Oberfläche der Erdkruste. Wollen Forscher mehr über das Innere der Erde erfahren, greifen sie deshalb auf indirekte Methoden zurück. Sie senden Schall in den Boden und werten die unterschiedlichen Reflektionen aus (Seismik). Oder sie messen feinste Schwankungen der Schwerkraft (Gravimetrie) beziehungsweise nutzen elektromagnetische Strahlen, die etwas über unterschiedliche Gesteinsschichten im Untergrund erzählen. Um globalere Aussagen treffen zu können, leiten sie von diesen Messungen geologische Modelle ab, mit denen sie Aussagen zu größeren Bereichen des Untergrundes treffen können.

Zu den weltweit anerkannten Experten auf diesem Gebiet gehört die Geophysikerin Dr. Marion Jegen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Mit ihrer Arbeitsgruppe hat sie eine Methode entwickelt, die deutlich realistischere geophysikalische Modelle als bisher ermöglicht. Die Society Exploration Geophysicists (SEG), die weltweit größte Gesellschaft für angewandt arbeitende Geologen und Geophysiker, hat Dr. Jegen jetzt eingeladen, ihre neue Methode im Rahmen der SEG Honorary Lectures in zehn europäischen Ländern vorzustellen.

Bei der klassischen Modellerstellung nutzen Geophysiker nur eine einzige Messmethode, zum Beispiel die Seismik, und suchen sich anschließend ein Erdmodell, das zu ihren Messergebnissen passt. Dr. Jegen und ihr Team haben in den vergangenen Jahren Algorithmen entwickelt, mit denen Ergebnisse verschiedener Messmethoden, zum Beispiel Seismik, Gravimetrie und Elektromagnetik, gemeinsam interpretiert werden können. Anschließende Modellrechnungen müssen mit den Ergebnissen aller drei Methoden übereinstimmen. „Je mehr Daten man in einem Modell berücksichtigt, desto näher kommt man der wahren Erde“, erklärt Dr. Jegen. Das Idee klingt zwar einfach, doch es hat mehrere Jahre gedauert, das Konzept technisch umzusetzen. „In der Methode stecken acht bis neun Jahre Programmierarbeit meiner Arbeitsgruppe“, sagt Dr. Jegen.

Die erste „Honorary Lecture“ zu diesem Thema hielt Dr. Jegen diese Woche an der Universität Barcelona, es folgen weitere Vorträge unter anderem in Dublin (Irland), Edinburgh (Schottland), London (England), Prag (Tschechische Republik) und Kopenhagen (Dänemark). Die SEG lädt jedes Jahr besonders renommierte Vertreter des Fachs ein, im Rahmen der „Honorary Lectures“ über neueste Entwicklungen im Bereich der Geophysik zu berichten.

Dr. Marion Jegen arbeitet seit 2005 am GEOMAR. Sie leitet hier die Forschungsgruppe „Marine Elektromagnetik“.

Die Geophysikerin Dr. Marion Jegen während einer Expediton auf der Vulkaninsel Tristan da Cunha im Südatlantik im Gespräch mit Inselbewohner Robin Repetto. Auch die geophysikalische Daten dieser Expedition fließen in Erdmodelle ein. Wie diese Modelle noch realistischer werden, erklärt Dr. Jegen jetzt im Rahmen der SEG Honorary Lectures.  Foto: Peter Wolfgram, AWI
Die Geophysikerin Dr. Marion Jegen während einer Expediton auf der Vulkaninsel Tristan da Cunha im Südatlantik im Gespräch mit Inselbewohner Robin Repetto. Auch die geophysikalische Daten dieser Expedition fließen in Erdmodelle ein. Wie diese Modelle noch realistischer werden, erklärt Dr. Jegen jetzt im Rahmen der SEG Honorary Lectures. Foto: Peter Wolfgram, AWI