Massivsulfide - Rohstoffquelle an Schwarzen Rauchern

Bei Schwarzen Rauchern handelt es sich um Hydrothermalquellen an vulkanisch aktiven Zonen der Tiefsee. Der schwarze „Rauch“, der aus den bis zu 30 ­Meter hohen Schloten quillt, besteht aus fein verteilten Sulfid­partikeln. Auch die Schlote selbst und die Hügel unter ­ihnen bestehen aus Metall-Schwefel­verbindungen, den sogenannten Massivsulfiden.

Im Jahr 1979 taucht das amerikanische Forschungstauchboot Alvin im pazifischen Ozean. Durch die kleinen Bullaugen der Druckhülle erblickte die Besatzung auf dem Meeresboden in rund 2.600 Metern ­Tiefe meterhohe Schlote, aus denen scheinbar schwarze Rauchwolken quollen. Die Wissenschaftler hatten die ­ersten hydro­thermalen Quellen, sogenannte „schwarze Raucher“, entdeckt. Untersuchungen zeigten, dass sich rund um die Quellen Minerale ablagern und Vorkommen sogenannter Massivsulfide bilden. Inzwischen sind mehr als 390 Vorkommen in allen Ozeanen bekannt, wobei es aber gewaltige Unterschiede in der Größe der Vorkommen gibt. ­Hydrothermalquellen sind aber nicht nur Rohstofflieferant, sondern auch ein außergewöhnlicher Lebensraum.

In den vergangenen Jahren hat das wirtschaftliche Interesse an den Massivsulfiden zugenommen. Die erste Abbaulizenz für Massivsulfide rund ein ein erloschenes Hydrothermalsystem wurde 2011 für ein Vorkommen vor der Küste Papua-Neuguineas erteilt. Ein kommerzieller Abbau hat jedoch noch nicht begonnen.

Nach heutigem Stand scheinen nur wenige der bekannten Massivsulfid-Vorkommen über die ausreichende Größe und Metallgehalte zu verfügen, um wirtschaftlich abbauwürdig zu sein. Neue, noch zu entwickelnde Erkundungstechnologien können die Suche über kleine, aktive Vorkommen hinaus erweitern und große, inaktive Vorkommen abseits der vulkanisch aktiven Zonen entdecken helfen. Trotzdem erscheint das Rohstoffpotential der Massivsulfide, verglichen mit dem der Manganknollen oder kobaltreichen Mangankrusten, eher gering zu sein. Allerdings sind, aufgrund des dreidimensionalen Charakters der Vorkommen, die Umweltauswirkungen eines Abbaus vermutlich deutlich geringer als bei den großen Flächen, die bei einem Abbau von Knollen und Krusten zu erwarten sind.

 

Biodiversität an Hydrothermalquellen

Das erste Leben auf der Erde könnte an den Schwarzen Rauchern in der Tiefsee entstanden sein. Hier hat sich im Laufe von Jahrmillionen ein Ökosystem entwickelt, das perfekt an die eigentlich lebensfeindlichen Bedingungen angepasst ist. In einer Umgebung von absoluter Dunkelheit, mit extremem Wasserdruck sowie mit giftigen Metallverbindungen angereichertem Wasser und Temperaturen von mehr als 350 Grad Celsius befindet sich dort eine einzigartige Artengemeinschaft.

Basis dieses Öko­systems bilden Symbiosen. Urtümliche Bakterien beziehen, unabhängig vom Licht, ihre Energie aus der Umwandlung von Schwefel und Methan, der sogenannten Chemosynthese. Diese „dunkle Energie“, bei der keine Sonnenenergie zum Leben genutzt wird, können nur Mikroorganismen verwenden. Tiefseetiere wie Krebse oder Muscheln können selbst keine Chemosynthese betreiben, aber durch ihre enge Gemeinschaft mit den Bakterien bekommen die Tiere Zugang zu Nährstoffen, die die Bakterien durch Chemosynthese erzeugt haben.

Einzelne Tierarten können sehr viele verschiedene Bakterien als Untermieter beherbergen. Bis zu 16 verschiedene Bakterienstämme wohnen beispielsweise in den Kiemen einer Tiefseemuschel, jeder mit eigenen Fähigkeiten und Stärken. Dank dieser Vielfalt an symbiotischen Partnern kann sich die Muschel hervorragend an ihre sich ständig ändernde Umwelt anpassen.

 

Video: Schwarze Raucher - Erzfabriken der Tiefsee

Am Meeresboden, in mehreren tausend Metern Wassertiefe, befördern Schwarze Raucher wertvolle Rohstoffe aus dem Erdinneren herauf. Ihre meterhohen Schlote scheinen wie unterseeische Industrieschornsteine zu qualmen.

 

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