Fischereiforschung

Fisch - Nahrung und Lebensgrundlage für die wachsende Weltbevölkerung, Industriezweig und endliche Ressource. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich der industrielle Fischfang von den klassischen Fischereigebieten auf der Nordhalbkugel über alle Meere ausgebreitet. Viele Bestände von Speisefischen gelten als überfischt und zusammengebrochen. Ausweglos ist die Situation aber nicht. Verschiedene Länder haben inzwischen gezeigt, dass sich Fischbestände durch ein nachhaltiges Fischereimanagement tatsächlich wiederaufbauen lassen. Forscher:innen am GEOMAR  beschäftigen sich daher aus unterschiedlichen Blickrichtungen mit der Ressource Fisch. Ihr gemeinsames Ziel: Neue Lösungswege finden für ein umweltverträgliches Fischereimanagement.

 

Was ist Überfischung?

 

 

Guter Fisch – Welchen Fisch kann man noch mit gutem Gewissen essen?

Allein in Nordeuropa werden etwa 200 Fischbestände kommerziell genutzt, aber nur wenige davon erfüllen die international verbindlichen Kriterien für nachhaltige Befischung. Das GEOMAR hat sich mit den deutschen Verbraucherzentralen und einigen NGOs zusammengeschlossen, um gemeinsam eine jährliche Liste derjenigen Meeresfische zu veröffentlichen, die Verbraucher:innen noch mit einigermaßen gutem Gewissen essen können.

Hierbei übernehmen Forschende des GEOMAR die wissenschaftliche Beurteilung der nachhaltigen Bestandsgröße und des nachhaltigen Fischereidrucks und überprüfen die Einhaltung dieser Kriterien. Dabei orientieren sie sich am Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen und dessen Umsetzung in der gemeinsamen Fischereipolitik der EU. Danach müssen Fischbestände größer sein als eine bestimmte Mindestgröße, die den höchstmöglichen Dauerertrag hervorbringen kann. Außerdem darf der Fischereidruck auf einen Bestand nicht höher sein als derjenige, der langfristig den höchstmöglichen Dauerertrag produzieren kann. Zusätzliche Kriterien, wie etwa schonende und beifangarme Fangmethoden, werden von den anderen Partnern beurteilt.

Die Fische und Meerestiere in der gemeinsamen Liste "Guter Fisch" erfüllen diese Kriterien, zum Teil mit Auflagen, die den zukünftigen Verbleib in der Liste bestimmen. So soll auch Einfluß auf verbesserte Fischerei vorgenommen werden. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Auszug aus der Liste „Guter Fisch“: Scholle, Flunder und Kliesche gehören zu den Plattfischen, die überwiegend am Meeresboden leben. Den Beständen in der Ostsee geht es gut. Wichtig ist allerdings, auf die verwendeten Fangmethoden zu achten: Nur die Befischung mit Reusen oder Fallen ist nachhaltig und schonend.

 

Aquakultur ist keine Lösung

Die Zucht aquatischer Lebewesen in abgetrennten Bereichen, die sogenannte Aquakultur, wird gern als vermeintliche Lösung für das Problem der intensiven Überfischung herangezogen, aber auch sie kann den weltweiten Hunger nach Fisch und Meeresfrüchten nicht stillen und ist bereits an ihre ökologischen Grenzen gestoßen. Eine Analyse der Zuwachsraten von Aquakultur-Produktion zeigt, dass der Zenit überschritten ist und die Zahlen sinken.

Der Fang von kleinen preiswerten Fischen in großem Maßstab als Futter für teure Zuchtfische belastet zudem vor allem Entwicklungsländer, afrikanische und südamerikanische Küstenstaaten stark. Die Bereitstellung des größten Teils des weltweiten Speisefischs durch Aquakultur, mit dem bestehenden geographischen Fokus, könnte daher schwerwiegende sozioökonomische, ernährungswissenschaftliche und die Ernährungssicherheit betreffende Konsequenzen für die ganze Welt nach sich ziehen.

 

Neues zum Thema Fischereiforschung

  • Prof. Dr. Thorsten Reusch
    Leitung Forschungsbereich 3
    Marine Ökologie
    treusch(at)geomar.de