Ozeanversauerung – das andere Kohlendioxid-Problem

Von der Arktis bis in die Tropen verändert Ozeanversauerung das Leben im Meer. Indem der Ozean menschengemachtes Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnimmt, verlangsamt er den globalen Klimawandel. Aber das Treibhausgas verursacht im Wasser eine folgenreiche chemische Reaktion: Kohlensäure entsteht, und der pH-Wert sinkt. Viele Tiere und Pflanzen, die ihre Schalen oder Skelette aus Kalk aufbauen, müssen im saureren Wasser mehr Kraft für ihr Wachstum aufbringen und sind in ihrer Existenz bedroht. Organismen, die per Photosynthese Kohlendioxid in Energie umwandeln, könnten hingegen profitieren. Zudem könnten bestimmte Arten in der Lage sein, sich langfristig an neue Lebensbedingungen anzupassen. So werden die Rollen im marinen Nahrungsnetz neu verteilt, während weitere Faktoren wie etwa Temperaturanstieg, Sauerstoffverlust, Nährstoffeintrag, Verschmutzung oder Überfischung die Auswirkungen der Ozeanversauerung noch zusätzlich beeinflussen.

 

Reaktionen mariner Orga­nismen auf zunehmende Ozeanversauerung

Marine Organismen reagieren sehr unterschiedlich auf die zunehmende Ozeanversauerung. Die Abbildung zeigt, wie verschiedene Spezies auf die Versauerung in Abhängigkeit der Abnahme des pH-Wertes (linke Skala) und des ansteigenden CO2-Gehalts (rechte Skala) reagieren könnten. Die Kurven zeigen vier Szenarien für die CO2-Entwicklung während des 21. Jahrhunderts. Quelle: Verändert nach C. Turley et al. Mar. Pollut. Bull. 60, 787–792 (2010)

 

BIOACID – dem Ozeanwandel auf der Spur

Im Verbundvorhaben BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) von 2009 bis 2017 wurde untersucht, wie marine Lebensgemeinschaften auf Ozeanversauerung reagieren und welche Konsequenzen dies für das Nahrungsnetz und die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließlich auch für die Wirtschaft und Gesellschaft hat. An dem Projekt, das am GEOMAR koordiniert wurde, beteiligten sich mehr als 250 Forschende verschiedener meereswissenschaftlicher Disziplinen aus 20 deutschen Instituten. 

BIOACID Wissenschaftsportrait: Ulf Riebesell

Prof. Ulf Riebesell, Meeresbiologe am GEOMAR und Koordinator von BIOACID gehörte zu den ersten Wissenschaftlern, die die Auswirkungen von Kohlendioxid auf marine Organismen untersuchten. In diesem BIOACID Wissenschaftsporträt berichtet Prof. Riebesell, wie Forschende mit Hilfe der KOSMOS-Mesokosmen, riesigen Reagenzgläsern, die Reaktionen von Planktongemeinschaften auf Ozeanversauerung untersuchen – und was diese Feldexperimente für ihn bedeuten.

 

News zum Thema Ozeanversauerung

Cover “Best Practices Guide to Ocean Alkalinity Enhancement research”
27.11.2023

Wissen schaffen – auf transparente und verantwortungsvolle Weise

Leitfaden für die Forschung zur Ozean-Alkalinisierung im Fachmagazin State of the Planet veröffentlicht und auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen vorgestellt

Jan Taucher am Mesokosmos
24.05.2022

Schwund von Kieselalgen durch Ozeanversauerung

Studie zeigt unerwartet negativen Einfluss durch CO2 auf wichtige Planktongruppe

Aussetzen von Argo-Floats
26.01.2022

DArgo25: Neue Einblicke in den sich wandelnden Ozean

Deutscher Forschungsverbund erprobte Sensoren für Überdüngung, Sauerstoffverarmung und Versauerung

     

Fotoausstellung

In einer Fotoausstellung und Online-Galerie des Projekts BIOACID zeigen die beiden Naturfotografen Solvin Zankl und Nick Cobbing Forschende bei ihren Arbeiten und stellen Organismen vor, die im Mittelpunkt aktueller Untersuchungen zur Ozeanversauerung stehen.