Manganknollen – Reiche Rohstofffelder am Meeresboden

In den Ebenen der Tiefsee liegen metallische Klumpen auf tausenden Quadratkilometern dicht an dicht, wie Kartoffeln auf einem Acker: Manganknollen bilden die wichtigste potentielle marine Rohstoffquelle, da sie von einigen Metallen größere Mengen enthalten, als die heute bekannten und abbaubaren Landlagerstätten.

Manganknollen in der Tiefsee sind bereits seit der britischen Challenger-Expedition von 1872 bis 1876 bekannt. Sie galten aber lange nur als Kuriosum. In den 1960er und 1970er Jahren gerieten sie erstmals konkret ins Visier der Industrienationen, die sie als mögliche Rohstoffquelle erkannten. Die Manganknollen-Begeisterung in den 1970er-Jahren ging so weit, dass angebliche Abbauversuche sogar als Tarnung für eine verdeckte Operation des amerikanischen Geheimdienst CIA im Zentral­pazifik herhalten mussten. Echte Abbautests zeigten jedoch rasch, dass die Technologie noch nicht reif war, um reibungslos in mehreren tausend Meter Wassertiefe zu funktionieren.

In den vergangenen Jahren reaktivierten steigende­ Rohstoffpreise und die wachsende Nachfrage die Pläne zum Abbau der Metallknollen vom Tiefseeboden jedoch. Abbaulizenzen oder eine erfolgreich erprobte Technologie gibt es aber nach wie vor nicht. Auch die Frage nach den großräumigen Auswirkungen für die Tiefsee-Umwelt ist noch nicht abschließend beantwortet.

 

Entstehung von Manganknollen

Manganknollen kommen weltweit an den Meeresböden in Tiefen von 3.000 bis 6.000 Metern vor. Sie bestehen aus Metallen, die durch Erosion ins Meer eingetragen werden oder aus den Hydrothermalquellen in vulkanisch aktiven Bereichen der Meere stammen. Ihre Wachstums­rate beträgt wenige Mili­meter in einer Million Jahre, so können größere Knollen mit einer Größe von 15 Zentimetern bis zu 15 Millionen Jahre alt sein.

Manganknollen wachsen, indem sich im Meer gelöste Metallionen aus dem bodennahen Wasser (hydrogenetisches Wachstum) oder dem im Sediment enthaltenen Wasser (diagenetisches Wachstum) an einem Kern ablagern. Dieser Kern kann zum Beispiel aus Gesteinsfragmenten, Schalenresten oder Haifischzähnen bestehen. Mit der Zeit bilden sich so, ähnlich den Wachstumsringen eines Baumes, konzentrische Lagen um den Kern. Manganknollen können so  auch als geologisches Archiv genutzt ­werden.

Meist wachsen Knollen sowohl dia- als auch hydrogenetisch, wobei sich die jeweiligen Anteile in verschiedenen Meeresgebieten unterscheiden. Faszinierend ist, dass Manganknollen extrem langsam wachsen. Mit jeder Million Jahre nimmt ihre Dicke nur millimeterweise zu. Hydrogenetische Knollen wachsen pro Million Jahre bis zu 10 Millimeter, diagenetische zwischen 10 und 100 Millimeter. Daraus folgt, dass sich Manganknollen nur dort bilden konnten, wo über derart lange Zeit­räume konstante Umweltbedingungen herrschten.

 

Biodiversität an Manganknollenfeldern

Noch im 19. Jahrhundert glaubte man, dass unterhalb von 1.000 Metern Wasser­tiefe kein Leben möglich sei. Doch auch heute noch hält die Tiefsee Überraschungen für die Wissenschaft bereit. So hat sich bis in die Gegenwart die Vorstellung gehalten, dass die großen Tiefsee-Ebenen im zentralen Pazifik sehr gleichförmig und nur dünn besiedelt seien. Wieder ein Irrtum, wie Forscherinnen und Forscher des europäischen Projektes MiningImpact herausfanden: Die ökologische Vielfalt dort ist enorm, besonders an den Stellen, wo viele Manganknollen auf dem Meeres­boden liegen.

 

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