Wieviel Mikroplastik ist an unseren Küsten?

Das Thema Mikroplastik ist derzeit in aller Munde. Fast jeder hat schon von diesen Teilchen gehört, die man kaum sehen kann und die doch anscheinend überall sind: In unserer Zahncreme, in unserem Duschgel, möglicherweise auch in unserer Nahrung, vor allem aber in unserer Umwelt. Die Sorge um die Folgen dieser Verschmutzung umtreibt viele Menschen, und in den letzten Jahren ist eine beeindruckende Zahl von Initiativen entstanden, deren Ziel es ist, den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu verringern. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit diesem Thema, denn die vielen offenen Fragen verlangen Antworten. Wenn man sich jedoch die bisherige Forschung zu Mikroplastik anschaut, muss man vor allem erst einmal feststellen wie wenig wir bisher darüber wissen. Nicht einmal wie viel Mikroplastik in unserer Umwelt ist, können wir mit Sicherheit sagen.

Im Rahmen des vom Kieler Forschungsverbund 'Future Ocean' initierten Projekts "Mikroplastik an unseren Küsten" wurde erstmalig die Belastung der schleswig-holsteinischen Ostseeküste mit Mikro­plastik ermittelt. An der Durchführung des Projekts waren auch Mitarbeiter der Kieler Forschungswerkstatt und des GEOMAR beteiligt. Es gehört zu den bislang umfangreichsten Erfassungen von Mikroplastik mit Hilfe spektroskopischer Methoden in der Ostsee-Region. Dazu wurden Sandproben an neun Standorten zwischen der Flensburger Förde und der Lübecker Bucht genommen und mit Hilfe der Raman-Spektroskopie auf ihren Gehalt an Mikroplastik untersucht. Über alle Arbeitsschritte dieser Untersuchung informiert der Blog Mikroplastik 54°N. Mit ihrer Veröffentlichung im Fachmagazin Marine Pollution Bulletin legten sie die erste systematische Untersuchung zu Müll im Mikro- und Makrospektrum in der Region vor (mehr dazu unter "News").

Weiterhin berichtet Mikroplastik 54°N unter anderem über Untersuchungen im Strandsand an der ­Kieler Förde, zu Mikroplastik im Spülsaum schleswig-holsteinischer Strände und über ein Laborexperiment zum Einfluss von ­Mikroplastik auf Miesmuscheln.

 

Wie kann man Mikroplastik an unseren Küsten erkennen?

Der Nachweis von Mikroplastik in der Umwelt ist technisch nicht einfach. Das liegt vor allem an der geringen Größe der Partikel. Je kleiner die Partikel, desto schwieriger wird es aber, sie als Kunststoff zu identifizieren. Zu groß kann die Ähnlichkeit mit natürlichem Material, wie zum Beispiel Sandkörnern oder den Resten einer Muschelschale, sein und ein direkter Nachweis – zum Beispiel durch Erhitzen – ist bei so kleinen Teilchen nicht ohne weiteres möglich. Daher braucht man dafür technisch aufwendigere Verfahren, die Plastik einwandfrei als Plastik erkennen können. Dies leistet die Raman-Spektroskopie. Bei diesem Verfahren erfasst man das Licht, das an einem angestrahlten Partikel gestreut wird. Das Spektrum dieses Lichts gibt dann Aufschluss darüber, um welchen Stoff es sich handelt. Man kann sogar den Kunststofftyp, wie zum Beispiel Polyethylen und Polypropylen, identifizieren.

 

Video: Mikroplastik an unseren Küsten