Bom dia Cabo Verde!

Das Cap-Vert, das „Grüne Kap“, nahe der senegalesischen Hauptstadt Dakar gilt gemeinhin als westlichster Punkt Afrikas. Das trifft aber nur für Festlandafrika zu, denn 600 Kilometer vor der Küste des Senegals liegt in den Weiten des Atlantiks noch eine aus 15 Eilanden bestehende Inselgruppe von denen neun bewohnt sind: die Kapverdischen Inseln. Einst portugiesische Kolonie, Umschlagplatz im atlantischen Sklavenhandel und später Zwischenstation für transatlantische Dampferrouten, erlangten die Inseln 1975 zusammen mit dem westafrikanischen Guinea-Bissau die Unabhängigkeit. Seit 1981 bilden sie einen eigenen Staat: die Republik Cabo Verde. Ihre Geschichte hat einen einzigartigen Kulturmix aus europäischen und afrikanischen Einflüssen entstehen lassen. Noch sind die Kanarischen Inseln, Madeira oder die Azoren als Touristenziel im östlichen Nordatlantik bekannter. Doch die Zahl der Gäste auf den Kapverden steigt. Dabei handelt es sich nicht nur um Urlauber. Immer mehr Meeresforscherinnen und Meeres­forscher aus der ganzen Welt kommen nach Kap Verde, um von dort aus Arbeiten in dieser wissenschaftlich hochinteressanten Region des Atlantiks durchzuführen.

 

Cabo Verde – Wissenschaftlicher Hotspot im tropischen Atlantik

Die Region bietet eine einzigartige Bandbreite von wissenschaftlich aktuellen und hoch­relevanten Forschungs­themen: Die Tropen sind eine gigantische Wettermaschine, die energiegeladene Gewittertürme, tropische Wirbel­stürme, ergiebige Monsunregen und prominente Klima­schwankungen wie das El Niño-Phänomen hervorbringt. Hierbei spielt der Ozean meist eine entscheidende Rolle.

Die hochreichende Konvektion in den Tropen führt nicht nur zu heftigen Gewittern, sie sorgt auch dafür, dass reaktive Spurengase wie Brom und Chlor aus dem Ozean bis in die Stratosphäre in rund 15-50 Kilometern Höhe gelangen, wo sie aktiv in die Dynamik der natürlichen Ozonschicht eingreifen. Umgekehrt übt die Atmosphäre über den Eintrag gewaltiger Mengen von Saharastaub einen wichtigen Einfluss auf die biologische Produktivität des Meeres aus.

Doch auch im Ozean selbst sind bedeutende Prozesse am Werk. So gehört das vom Küstenauftrieb vor Westafrika genährte Ökosystem zu den produktivsten und ökonomisch wichtigsten weltweit. Unterwasserberge in dieser Region bilden Zentren der Biodiversität im Ozean. Gleichzeitig erstreckt sich im Inneren des Ozeans eine ­lebensfeindliche Sauerstoffminimumzone. Sie ist zwar noch nicht so ausgeprägt wie vergleichbare Systeme im Pazifik oder Indik, zeigt aber in den vergangenen Jahrzehnten eine deutliche Ausbreitungstendenz, wie Forschungsarbeiten aus Kiel belegen.

Nicht zuletzt sind die Kapverden auch in geologischer und vulkanologischer Hinsicht hochinteressant, da sie durch ihre Lage auf einem sogenannten „Mantel­ Plume“ auch vulkanische Hotspots sind. Jüngste Arbeiten belegen sogar die Existenz von explosivem Vulkanismus am Meeresboden der Tiefsee. ­

Das GEOMAR betreibt  seit vielen Jahren zusammen mit regionalen und internationalen Partnern Forschung bei Kap Verde. Seit 2017 steht das Ocean Science Centre Mindelo (OCSM) der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung. Gemeinsam mit dem Cape Verde Ocean Observatory (CVOO) und dem Cape Verde Atmosphere Observatory (CVAO) dient das OSCM mit seiner modernen Infra­struktur als multifunktionale Basis für Langzeitbeobachtungen und Feldforschungen in der Region Westafrika und im tropischen Nordostatlantik. Zusätzlich werden durch das OSCM aber auch der wissenschaftliche Austausch, die universitäre Ausbildung und der Wissenstransfer in Westafrika gestärkt.

 

Antrittsbesuch auf den Kapverden

Eine Delegation des GEOMAR stellt bei einem Besuch vor Ort wichtige Weichen für die weitere Forschung und Kooperation in der Region

Mit seinem Besuch in Cabo Verde stattete das Direktorium des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel den Partner:innen vor Ort seinen aufgrund der Pandemie mehrfach verschobenen Antrittsbesuch ab. Vielfältige Gespräche festigten die weitere Zusammenarbeit in der Region und stärkten die Rolle des Ocean Science Centre Mindelo (OSCM), welches das GEOMAR 2017 gemeinsam mit dem kapverdischen Instituto do Mar (IMar) in Betrieb nahm. Dabei stehen regionale Vernetzung, logistische und technologische Dienstleistungen sowie akademische Ausbildung im Vordergrund. Zudem konnte GEOMAR-Direktorin Professorin Dr. Katja Matthes am OSCM die Teilnehmenden des „Ocean Race Summit“ begrüßen, einem hochkarätig besetzten Gipfeltreffen zum nachhaltigen Schutz der Ozeane.

Mehr Infos zur Forschung auf Kap Verde

Neues zum Thema Forschung auf Kap Verde

  • Cordula Zenk
    Kap Verde Koordinatorin beim GEOMAR
    Tel: +49 431 600-4209
    E-mail: czenk@geomar.de