Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre

Die Tropen spielen eine bedeutende Rolle im Erdsystem. Ihre Bedeutung zeigt sich an Beispielen wie tropischen Wirbelstürmen, dem Klimaphänomen El Niño, das sich global auf das Wettergeschehen und die Klimavariabilität auswirkt, und der Rolle von Oberflächentemperaturen im tropischen Atlantik für den Niederschlag in Westafrika. Die tropische Atmosphäre fungiert zugleich als eine Art Müllver­brennungsanlage unseres Planeten: Hohe Konzentrationen von hier vorhandenen OH-Radikalen (reaktive Spurengase aus einem Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom) reinigen die Atmosphäre von Verunreinigungen und Treibhausgasen, die sowohl aus der Nord- als auch aus der Südhemisphäre in die Tropen gelangen.

 

Das Cape Verde Atmosphere Observatory (CVAO)

Das seit 2006 in Betrieb befindliche CVAO ist eine "Global­station" des von der Global Atmospheric Watch (GAW) betriebenen weltumspannenden Netzwerks von Beobachtungsstationen. Es wird von einem Konsortium aus Kapverdischem Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität York in Großbritannien, Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig betrieben. Das Observatorium trägt den Namen „Observatório Atmosférico de Cabo Verde: Humberto Duarte Fonseca“ und erinnert damit an einen der bekanntesten kapverdischen Wissenschaftler. CVAO ist einmalig, da es die einzige Atmosphären-Beobachtungsstation im tropischen Atlantik darstellt. Das Observatorium besitzt unter anderem durch die Bereitstellung hochwertiger Daten für die internationale Forschungs­gemeinschaft eine weltweite Sichtbarkeit. Es ist damit ein wichtiges Instrument zur Untersuchung von Transport und Trans­formation von Treibhaus- und reaktiven Gasen, Aerosolen, Schadstoffen und Wüsten­staub aus Nordamerika, Europa und Afrika über dem tropischen Ozean. Download Animation

Studien reaktiver Gase in Ozean und Atmosphäre

Der Ozean ist sowohl Senke als auch Quelle von reaktiven Spurengasen, die für unsere Atmosphäre von Bedeutung sind. Diese Gase tragen zur Erderwärmung und zur Aerosol- und Wolken­bildung, sowie zum Ozonabbau und anderen chemischen Reaktionen in der Troposphäre und der Stratosphäre bei. Alle Prozesse haben Auswirkungen auf unsere Ökosysteme und die menschliche Gesundheit. Spurengase von anthropogenen Emissionen an Land und von Schiffen werden über das Meer transportiert, vom Oberflächenwasser aufgenommen und interagieren mit der Chemie und Biologie der Ozeane, verändern die natürlichen biogeochemischen Kreisläufe und wirken als Nahrung, Dünger oder Giftstoffe für Meeresorganismen. Phytoplankton, Bakterien und Makro­algen sowie gelöstes organisches Material im Meerwasser, das mit Sonnenlicht reagiert, können ebenfalls reaktive Spurengase freisetzen, die an den atmosphärischen Prozessen teilnehmen.

Um das zukünftige Klima zu prognostizieren, das durch globale Umweltveränderungen beeinflusst wird, ist es wichtig aufzuzeigen, wie der Ozean das atmosphärische Budget der reaktiven Spurengase bestimmt. Prozesse in den tropischen Ozeanen, die die Emissionen dieser Gase über die Meeresoberfläche steuern, sind für die chemische Zusammensetzung der gesamten Atmosphäre von Bedeutung. Daher ist eine kontinuierliche Forschung in diesen Regionen entscheidend, um unsere zukünftigen Herausforderungen zu verstehen und zu bewältigen.

 

Staubtransport über den Atlantik

Mineralstaub ist eine wichtige Art von Aerosolpartikeln und entsteht aus der Verwirbelung von Bodenpartikeln in trockenen Regionen durch starke Winde. Eine der Hauptquellen für Mineralstaub ist die Saharawüste. Kontinentale Winde transportieren und deponieren große Mengen von Saharastaub in die Karibik, Amerika, Europa, das Amazonas-Gebiet und den Atlantik und beeinflussen unter anderem die Lufttempera­turen und die Biogeochemie des Ozeans.

Der Eintrag von Mineralstaub in den Ozean liefert Nährstoffe, die für das Wachstum von Phytoplankton, der Basis der ozeanischen Nahrungskette, wichtig sind. Phytoplanktonblüten beeinflussen den atmosphärischen Sauerstoff- und Kohlendioxid­haushalt, die Kohlenstofffixierung und die Biodiversität des Ozeans. Mineral­­staub verringert auch den Gehalt organischer Stoffe an der Meeres­oberfläche. Es dient als Substrat für die Aggregation organischer Substanzen an deren Oberflächen, welches beim Absinken der Staubpartikel in den unteren Ozean transportiert wird.

Am CVAO werden Langzeitmessungen durchgeführt, um die Saisonalität von Staubkonzentrationen zu bestimmen, sowie die physikalischen Eigenschaften und chemische Zusammensetzung von Staub zu untersuchen. Dabei werden insbesondere die Depositionsflüsse wichtiger Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff, Eisen, Zink, Silizium und Staub untersucht und die zugrundeliegenden atmosphärischen Prozesse, die ihre Löslichkeit und Bioverfügbarkeit für marine Organismen steuern, erforscht. Diese Daten liefern eine wichtige Grundlage für die Interpretation der ozeanischen Prozesse, die mit dem Eintrag von Mineralstaub zusammenhängen, welche am CVOO durchgeführt werden. Dort wird beispielsweise die zeitliche Veränderung der Primärproduktivität der Ozeane untersucht.

 

  • Cordula Zenk
    Kap Verde Koordinatorin beim GEOMAR
    Tel: +49 431 600-4209
    E-mail: czenk@geomar.de