Experten für Naturgefahren treffen sich auf Kreta
FLOWS Netzwerk verbessert internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Erdbebenforschung
08.03.2016/Heraklion, Kiel. Eines der stärksten bekannten Erdbeben der europäischen Geschichte erschütterte im Jahr 365 n. Chr. die Insel Kreta. Ein folgender Tsunami hinterließ Spuren an vielen Küsten des östlichen Mittelmeeres. Das belegen geologische Untersuchungen und die Berichte spätantiker Chronisten. Damit ist die Insel ein gutes Beispiel dafür, wie sehr auch südeuropäische Küsten von Naturkatastrophen bedroht sein können. Wissenschaftler aus insgesamt 17 europäischen Nationen wollen im Netzwerk FLOWS neue Wege aufzeigen, um die Vorgänge im Untergrund, die zu Erdbeben und damit auch zu Hangrutschungen und Tsunamis führen, besser kennen zu lernen. In der vergangenen Woche trafen sie sich in Heraklion auf Kreta, um über aktuelle Forschungsarbeiten zu informieren und weitere gemeinsame Aktivitäten zu planen. »Wir wollen die Mechanismen, die Orte und die Gefahrenpotenziale zukünftiger Erdbeben besser verstehen«, erklärt der Netzwerk-Koordinator Dr. Christian Hensen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
In dem FLOWS-Netzwerk haben sich Forscherinnen und Forscher aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zusammengeschlossen, darunter Geologen, Seismologen, Geochemiker und Mikrobiologen. Gemeinsam untersuchen sie, wie sich große Mengen an Flüssigkeiten in den Störungen der Erdkruste bewegen und wie diese Bewegungen Verschiebungen in der Erdkruste beeinflussen. »Dazu ist bisher wenig bekannt. Es gibt aber starke Hinweise, dass ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge die Risikoabschätzung von Naturgefahren deutlich verbessern könnte«, sagt Dr. Hensen und ergänzt: »Eine der größten Herausforderungen ist dabei, bisherige Schranken zwischen den einzelnen Fachrichtungen zu überwinden, um zu einem besseren Gesamtbild der Prozesse im Untergrund zu kommen.«
Während des Treffens auf Kreta tauschten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bisherige Ergebnisse aus. Vor allem aber, waren zukünftige Aktivitäten, wie gemeinsame (Schiffs-) Expeditionen und konkrete Projektanträge im Rahmen der EU Forschungsförderung Thema des Treffens.
Das FLOWS-Netzwerk wird von der Europäischen Union im Rahmen der Kooperation für Wissenschaft und Technologie (COST) von 2013 bis zunächst Ende 2017 gefördert.