Das Gstellihorn bei Innertkirchen (2855 m üNN, Berner Oberland): bei der Kollision der Alpen ist der ehemalige Meeresboden, der das Gebirge bildet, stark deformiert worden. Die einstigen Sedimente, oberste Schicht eines Meeresbodens, sind hier unter den Granitschichten zum Liegen gekommen – ein spannendes Forschungsfeld der Tektonik. Foto: M. Stipp, GEOMAR
Eine Fahrt mit der "Stadt Kiel" gehörte zum Begleitprogramm des TSK 14-Symposiums. Foto: J. Steffen, GEOMAR

Forschungen über eine bewegte Erde

Über 100 Forschende aus Tektonik, Strukturgeologie und Petrologie treffen sich in Kiel

29.03.2012/Kiel. Zum 14. Symposium „Tektonik – Strukturgeologie – Kristallingeologie“ treffen sich in dieser Woche mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Kiel. Es ist die größte wissenschaftliche Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum, die sich vor allem auch an die Nachwuchswissenschaft richtet.

Gemeinsame Pressemitteilung des GEOMAR | Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Wenn Seeleute an Land gehen, sagt der Volksmund, sie hätten wieder „festen Boden unter den Füßen“. Doch der Boden, auf dem wir uns bewegen, ist alles andere als fest. Erdplatten bewegen sich, kollidieren, werden verformt, brechen, versinken im Erdinneren. Gestein ändert seine Struktur unter großem Druck und bei hohen Temperaturen. Meistens geschieht dies so langsam, dass wir Menschen es nicht bemerken. Doch immer wieder entladen sich die Kräfte der Erde in Erdbeben oder Vulkanausbrüchen. Dann werden die Menschen daran erinnert, wie unstet unser Lebensraum ist.

Vom 28. bis 30. März treffen sich in Kiel mehr als 100 Geologinnen und Geologen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sowie aus dem europäischen Ausland zum 14. Symposium „Tektonik-Strukturgeologie-Kristallingeologie“ (TSK14), um die neuesten Forschungsergebnisse über diese Prozesse auszutauschen. Gastgeber für die größte Veranstaltung dieser Art in Deutschland sind in diesem Jahr das GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). 

„Die norddeutschen Küstenländer sind zwar eine tektonisch eher friedliche Region, trotzdem gibt es enge Verbindungen zwischen Meeresforschung und den Themen des Symposiums“, erklärt Organisator Dr. Klaus Ullemeyer von der Uni Kiel. So hätten erst Vermessungen des Meeresbodens in den 1960er Jahren den endgültigen Beweis für die Theorie der Plattentektonik erbracht. „Geophysikalische Messungen oder Probennahmen auf den Böden der Ozeane tragen heute viel zur Tektonik-Forschung bei“, ergänzt sein Kollege Dr. Michael Stipp vom GEOMAR. Umso mehr freuen sich die Organisatoren, dass sie das alle zwei Jahre stattfindende Symposium TSK erstmals an die Küste holen konnten. 

Auf dem Programm stehen Themen wie Subduktionszonen, Erdbebenprozesse, Norddeutsche Salztektonik, Alpen-Kollision und Gebirgsbildung, oder das Aufbrechen von Kontinenten –Themen also, an denen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der CAU und des GEOMAR intensiv forschen. Seit 2000 beschäftigt sich beispielsweise der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereich 574 an Land und auf See mit den Prozessen an den Subduktionszonen vor der mittel- und südamerikanischen Westküste. Der Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“, auch finanzieller Unterstützer des Symposiums, beschäftigt sich unter anderem mit marinen Geogefahren und mit Georessourcen. „Tektonik, Strukturgeologie und Petrologie sind also in Kiel stark vertreten“, betont Dr. Stipp.
    
Neben dem rein wissenschaftlichen Austausch beschäftigt sich das Symposium aber auch mit Fragen der Wissenschaftsorganisation. Die Teilnehmenden diskutieren die Gründung einer eigenen Sektion in einem geplanten geowissenschaftlichen Dachverband für den deutschsprachigen Raum. „Aktuell ist viel Bewegung in den Geowissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland. Das Symposium gibt uns die Gelegenheit, uns hier zu positionieren“, sagt Stipp.

Zum Rahmenprogramm des Symposiums gehörte außerdem eine Rundfahrt auf der Kieler Förde mit der MS STADT KIEL. „Wenn wir die Kolleginnen und Kollegen schon an die Küste einladen, dann sollen sie auch zur See fahren. Wenn auch nur für einen Abend“, sagt Dr. Ullemeyer schmunzelnd.

Ansprechpartner:
Jan Steffen (Kommunikation & Medien), Tel. 0431/600-2811, jsteffen(at)geomar.de

Das Gstellihorn bei Innertkirchen (2855 m üNN, Berner Oberland): bei der Kollision der Alpen ist der ehemalige Meeresboden, der das Gebirge bildet, stark deformiert worden. Die einstigen Sedimente, oberste Schicht eines Meeresbodens, sind hier unter den Granitschichten zum Liegen gekommen – ein spannendes Forschungsfeld der Tektonik. Foto: M. Stipp, GEOMAR
Das Gstellihorn bei Innertkirchen (2855 m üNN, Berner Oberland): bei der Kollision der Alpen ist der ehemalige Meeresboden, der das Gebirge bildet, stark deformiert worden. Die einstigen Sedimente, oberste Schicht eines Meeresbodens, sind hier unter den Granitschichten zum Liegen gekommen – ein spannendes Forschungsfeld der Tektonik. Foto: M. Stipp, GEOMAR
Eine Fahrt mit der "Stadt Kiel" gehörte zum Begleitprogramm des TSK 14-Symposiums.  Foto: J. Steffen, GEOMAR
Eine Fahrt mit der "Stadt Kiel" gehörte zum Begleitprogramm des TSK 14-Symposiums. Foto: J. Steffen, GEOMAR