Kieler Geophysiker*innen bringen ein Ozeanboden-Elektromagnetisches System (OBEM) vor der Küste Maltas aus, um Offshore-Grundwasservorkommen zu untersuchen. Foto: Thore Sager/GEOMAR

Geophysiktagung zum Wandel im System Erde

Das Institut für Geowissenschaften der CAU richtet vom 1. bis 5. März die erste rein virtuelle Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft aus

25.02.2021/Kiel. Klimaveränderungen, Küstenentwicklung, die nachhaltige Nutzung von Ressourcen oder die Suche nach geeigneten nuklearen Endlagern – das System Erde mit seinen verschiedenen Facetten befindet sich im Wandel. Über aktuelle Fragestellungen, geophysikalische Methoden und neueste Forschungsergebnisse diskutieren Geophysikerinnen und Geophysiker bei der 81. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft e.V. (DGG) vom 1. bis 5. März 2021. Die virtuelle Konferenz wird vom Institut für Geowissenschaften (IfG) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) organisiert, erwartet werden rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland. Vorträge, Workshops und Podiumsdiskussionen bieten die Gelegenheit für einen intensiven Austausch, vor allem auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

„Die thematische Breite der Jahrestagung bietet einen guten Überblick über die aktuelle Forschung der Geophysik, insbesondere auch für jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Schwerpunktthemen in diesem Jahr sind eng mit der Forschung hier am Standort Kiel verknüpft“, sagt Tagungsleiter Professor Jörg Ebbing vom Institut für Geowissenschaften der CAU. So werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben Chancen und Risiken des Ozeans im Klimawandel auch Problematiken im Übergangsbereich von Land und Gewässer diskutieren („amphibische Geophysik“) wie die Versalzung des Grundwassers in Küstenregionen, oder geophysikalische Methoden wie die satellitengestützte Erdbeobachtung. Sie wird zum Beispiel eingesetzt, um Vulkanausbrüche oder Erdbeben besser zu verstehen. Ein weiterer Schwerpunkt ist in diesem Jahr das permanente seismische Hintergrundrauschen, auch „Ambient Noise“ genannt. Es wird vor allem durch Wellen im Ozean oder Wind angeregt und erlaubt die Untersuchung der Erdkruste auf verschiedenen Skalen. Diese Rausch- und Vibrationssignale unserer Umgebung lassen auf Veränderungen in Materialien schließen oder können im Boden auf drohende Erdrutsche hinweisen.

Mit einem sich wandelnden System Erde verändert sich auch das Berufsbild von Geophysikerinnen und Geophysikern. „Gesellschaftspolitische Fragestellungen wie die Energiewende oder Standortsuche in Deutschland oder auch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz bei der Auswertung von Daten nehmen eine immer zentralere Rolle ein und verändern auch die Anforderung an die Ausbildung“, sagt DGG-Präsidentin Heidrun Kopp, Professorin für Marine Geodäsie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und an der CAU.

Wie sich vor diesem Hintergrund die unter Coronabedingungen digital organisierte Lehre künftig auswirkt, hat die DGG zum Thema einer Podiumsdiskussion bei der diesjährigen Tagung gemacht. Im Fokus des Hauptprogramms stehen Vorträge von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. „Jungen Geophysikerinnen und Geophysikern die Gelegenheit zu geben, ihre Forschung vor einem Fachpublikum zu präsentieren und mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Nachwuchsförderung als DGG“, so Kopp. Außerdem wird im Rahmen der Tagung der Günter-Bock-Preis für eine hervorragende wissenschaftliche Publikation an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen.

Weitere Highlights der Tagung sind das Kolloquium der „Angewandten Geophysik“ zum Thema Endlagergeophysik, sowie zahlreiche Workshops, die SEG Lecture (Society of Exploration Geophysicists) und der studentische Abend. Mit dem Preis für exzellente Lehre werden besondere Anstrengungen in der universitären Ausbildung anerkannt. Der Rebeur-Paschwitz-Preis, benannt nach einem deutschen Geophysiker, würdigt herausragende wissenschaftliche Leistungen und wird dieses Jahr zum ersten Mal gleich an zwei Preisträger verliehen.

Über die DGG:

Die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG) wurde 1922 von einer Gruppe von Wissenschaftlern um den Seismologen Emil Wiechert in Leipzig gegründet. Sie hat heute rund 1.200 Mitglieder in über 30 Ländern weltweit. Amtierende Präsidentin der DGG ist die Kieler Geophysikerin Professorin Dr. Heidrun Kopp (GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel/ CAU).

(Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

Ein OBEM mit orangenen Auftriebskörpern hängt am Kran des Forschungsschiff SONNE. Foto: Thore Sager/GEOMAR
Kieler Geophysiker*innen bringen ein Ozeanboden-Elektromagnetisches System (OBEM) vor der Küste Maltas aus, um Offshore-Grundwasservorkommen zu untersuchen. Foto: Thore Sager/GEOMAR