Das Forschungsschiff Sonne. Foto: Archiv IFM-GEOMAR
Vor dem Abenteuer: Britta Jordan und Bennet Jess (vorne) bereiten sich in Kiel auf die Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE vor. Michael Ippich (links) und Olaf Thiede (hinten Mitte) von der Reederei RF Forschungsschiffahrt sowie Dr. Reinhard Werner vom IFM-GEOMAR unterstützen sie dabei. Foto: J. Steffen, IFM-GEOMAR
Das Arbeitsgebiet der Expedition SO208. Grafik: IFM-GEOMAR

In den Sommerferien auf die SONNE

Schüler begleiten Kieler Meeresforscher während einer Expedition in den Ostpazifik

12.07.2010/Kiel. Auch 175 Jahre nach Charles Darwin sind die Galapagos-Inseln wissenschaftlich noch hoch interessant. Ein vulkanischer Hotspot und die Bruchstelle zwischen zwei Erdplatten liegen dort dicht beieinander und sorgen für sehr komplexe geologische Vorgänge. Diese zu erforschen ist das Ziel einer Expedition Kieler Meeresforscher mit dem Forschungsschiff SONNE, die am 15. Juli im Hafen von Caldera (Costa Rica) beginnt. Auf Einladung der Reederei RF Forschungsschiffahrt und mit Unterstützung des IFM-GEOMAR sind auch zwei Schüler aus Schleswig-Holstein an Bord. Sie berichten in einem Internet-Blog aktuell über ihre Erlebnisse im Pazifik.

Die Zeugnisse sind verteilt, die Sommerferien haben begonnen. Für die meisten Schüler in Schleswig-Holstein beginnen damit sechs entspannte Wochen. Für Britta Jordan (16) aus Flintbek und Bennet Jess (18) aus Gettorf dagegen steigt die Spannung jetzt erst richtig. Sie bereiten sich auf ein ganz besonderes Abenteuer vor: eine Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE in den Ostpazifik. Zusammen mit einer Gruppe Geologen des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und Biologen des Museums für Naturkunde in Berlin gehen sie am 15. Juli im Hafen von Caldera (Costa Rica) an Bord. Ziel des ersten Teils der wissenschaftlichen Ausfahrt sind unterseeische Vulkankegel vor der Küste Mittelamerikas. Die Kieler Forscher wollen mehr über ihre Entstehung und damit die geologischen Vorgänge am Grunde des Pazifiks allgemein herausfinden. Bennet und Britta dürfen ihnen bei der Arbeit zwei Wochen lang über die Schulter schauen und selbst mit anpacken. „Ich kann mir gut vorstellen, nach dem Abi im Bereich Meereswissenschaften zu arbeiten. Deshalb finde ich es sehr spannend, jetzt die Arbeit auf einem Forschungsschiff direkt zu erleben“, sagt Bennet kurz vor der Abreise und Britta ergänzt: „Vulkane fand ich schon immer faszinierend. Jetzt vor Ort zu erleben, wie Wissenschaftler Vulkane in der Tiefsee des Pazifiks untersuchen, ist schon unglaublich“. 

Die seltene Chance, Meeresforschung so hautnah zu erleben, verdanken die beiden der Reederei der SONNE, der RF Forschungsschiffahrt aus Bremen. „Uns ist wichtig, junge Menschen für die Meeresforschung zu begeistern. Die Meere sind für die Zukunft der Menschen nun einmal von entscheidender Bedeutung“, betont Michael Ippich, Geschäftsführer von RF. Als klar war, dass auf der 208. Expedition des bekannten Forschungsschiffes zwei Kojen frei sind, schlug die Reederei vor, die Plätze interessierten Schüler anzubieten. Außerdem finanziert die Reederei Hin- und Rückflüge zum Start- und Zielhafen. „Dieses tolle Angebot haben wir natürlich sofort aufgegriffen. Es passt genau in unser Konzept, einen engen Kontakt zwischen Schule und praktischer Wissenschaft herzustellen“, sagt Mareike Wilms, die bei den am IFM-GEOMAR angesiedelten Sonderforschungsbereichen Schülerprojekte koordiniert. Sie organisierte eine Ausschreibung an mehreren Schulen Schleswig-Holsteins, zu denen bereits gute Kontakte bestanden. „Das Angebot der Reederei ist außergewöhnlich, deshalb wollten wir eine sorgfältige Auswahl treffen“, betont Wilms. Die Schüler mussten sich zunächst schriftlich bewerben, eine kleine Auswahl stellte sich anschließend den Fragen einer Jury. Ihr gehörte auch der wissenschaftliche Fahrtleiter Dr. Reinhard Werner (IFM-GEOMAR) an. „Wir haben nach Vorwissen, Noten und Neigungen geschaut, aber auch danach, ob die Schüler sich zwei Wochen lang in eine Bordgemeinschaft auf einem voll besetzten Forschungsschiff einfügen können“, sagt Werner. Am Ende des Bewerbungsverfahrens setzten sich Britta Jordan und Bennet Jess durch.

Beide wollen auf der Expedition nicht nur beobachten, sondern aktiv Material für eine schulische Jahresarbeit sammeln. Außerdem übernehmen sie eine weitere Aufgabe: Die Forschungsarbeiten in Wort und Bild zu dokumentieren, damit auch andere Interessierte daran teilhaben können. „Wir produzieren mit Jugendlichen Videoclips über Meeresforschung, die komplizierte Themen verständlich aufarbeiten“, erklärt Wilms, „dafür liefern Britta und Bennet Material.“ Zur Berichterstattung der beiden Schüler gehört auch ein täglicher Internet-Blog über ihre Erlebnisse im Pazifik, der auf den Seiten der Kieler Nachrichten (www.kn-online.de) zu lesen sein wird. „Ich bin schon sehr gespannt, wie das Leben an Bord abläuft“, sagt Bennet. Und Britta gesteht: „Ich bin schon deshalb aufegeregt, weil es meine erste Reise außerhalb Europas ist. Und dann gleich so eine spezielle“. Für Spannung in den Sommerferien ist also gesorgt.

Hintergrundinformationen: Expedition SO 208
Die 208. Expedition des deutschen Forschungsschiff SONNE (SO 208) ist Teil des Projektes PLUMEFLUX, das sich mit den Spuren vulkanischer Aktivitäten im äquatorialen Ostpazifik beschäftigt. Die Fahrt beginnt am 15. Juli 2010 in Caldera (Costa Rica). Während des ersten Fahrtabschnitts (Wissenschaftlicher Fahrtleiter: Dr. Reinhard Werner, IFM-GEOMAR) untersuchen die Wissenschaftler an Bord unterseeische Vulkane zwischen den Galapagos-Inseln und der mittelamerikanischen Küste in bis zu 3500 Metern Wassertiefe. Die Forscher wollen klären, wie die Vulkane auf der Cocos-Erdplatte entstehen konnten. Am 28. Juli läuft FS SONNE wieder den Hafen von Caldera an. Anschließend folgt der zweite Fahrtabschnitt (Wissenschaftlicher Fahrtleiter: Prof. Dr. Kaj Hoernle, IFM-GEOMAR), der die SONNE in das Seegebiet nördlich und nordöstlich der Galapagos-Inseln führt. Dort liegen mit dem Galápagos-Hotspot einerseits und dem mittelozeanischen Rücken zwischen den Cocos- und Nazca-Erdplatten andererseits zwei aktive vulkanische Systeme nahe beieinander. Die Wissenschaftler wollen die Wechselwirkungen zwischen diesen geologisch sehr unterschiedlichen Vulkangebieten während der letzten ca. 100.000 Jahre besser verstehen. Dabei setzen sie unter anderem das Tiefseebohrgerät Rockdrill II des British Geological Survey ein. Gleichzeitig soll die Biologie der Tiefsee in diesem Gebiet studiert werden. Der zweite Fahrtabschnitt endet am 29. August 2010 im Hafen von Guayaquil (Ecuador).

Hintergrundinformation: FS SONNE
Die SONNE wurde 1969 als Heckfischtrawler gebaut. 1977 wurde sie zum Forschungsschiff umgebaut, 1991 verlängert und modernisiert. Ihre Haupteinsatzgebiete sind der Pazifik und der Indische Ozean. Länge über Alles: 97,61 Meter, Breite: 14,2 Meter, Besatzung: 25 + 25 Plätze für Wissenschaftler 

Ansprechpartner:
Jan Steffen (Kommunikation & Medien), Tel. 0431/600-2811, jsteffen(at)geomar.de   jsteffen(at)ifm-geomar.de

Das Forschungsschiff Sonne. Foto: Archiv IFM-GEOMAR
Das Forschungsschiff Sonne. Foto: Archiv IFM-GEOMAR
Vor dem Abenteuer: Britta Jordan und Bennet Jess (vorne) bereiten sich in Kiel auf die Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE vor. Michael Ippich (links) und Olaf Thiede (hinten Mitte) von der Reederei RF Forschungsschiffahrt sowie Dr. Reinhard Werner vom IFM-GEOMAR unterstützen sie dabei. Foto: J. Steffen, IFM-GEOMAR
Vor dem Abenteuer: Britta Jordan und Bennet Jess (vorne) bereiten sich in Kiel auf die Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE vor. Michael Ippich (links) und Olaf Thiede (hinten Mitte) von der Reederei RF Forschungsschiffahrt sowie Dr. Reinhard Werner vom IFM-GEOMAR unterstützen sie dabei. Foto: J. Steffen, IFM-GEOMAR
Das Arbeitsgebiet der Expedition SO208. Grafik: IFM-GEOMAR
Das Arbeitsgebiet der Expedition SO208. Grafik: IFM-GEOMAR