Sicht_Feld - Tafel am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Enthüllung eines Bronzereliefs mit einem Text in Blindenschrift über Meer und Meeresforschung gestaltet von der Künstlerin Ute Diez. V.l.: Dr. Jürgen Trinkus (Vertreter Sehbehinderte), Professorin Matthes (Direktorin GEOMAR), Ute Diez (Künstlerin und Initiatorin) und Martin Steen (Schwerbehindertenvertretung GEOMAR). Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Dr. Jürgen Trinkus, Vorsitzender des Vereins Anderssicht, im Gespräch mit GEOMAR Direktorin Professorin Katja Matthes. Foto: A. Villwock, GEOMAR.

Kunst macht das Meer für sehbehinderte Menschen ertastbar

Einweihung einer Bronzetafel der Kunstausstellung „Sicht_Felder“ am GEOMAR

31.05.2022/Kiel. Kunst im öffentlichen Raum soll sehbehinderten Menschen die Aussicht „greifbar“ werden lassen – das ist das Ziel der Kieler Künstlerin Ute Diez, Dozentin an der Muthesius Kunsthochschule. Unter dem Titel „Sicht_Felder“ startete sie zu Beginn des Jahres 2022 ihr Projekt mit insgesamt neun geplanten Werken. Heute wurde eine Bronzetafel am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel feierlich der Öffentlichkeit freigegeben.

Selbst Sehende kennen von unseren Meeren fast immer nur die Oberfläche. Was sich darunter befindet, bleibt den meisten Menschen verborgen. Ohne Hilfmittel, wie Licht, Kameras oder Tauchfahrzeugen können selbst Meereswissenschaftler:innen keine Einblicke in die Tiefen unserer Ozeane gewinnen. Für stark sehbehinderte oder blinde Menschen gehört die Dunkelheit zum Alltag. Sie benötigen Hilfen und Nutzen ihre anderen Sinne sehr intensiv, um den Verlust des Sehens zu kompensieren. Die Kieler Künstlerin Ute Diez möchte mit einem innovativen Projekt, sehbehinderten Einblicke in Welten ermöglichen, die ihnen sonst verwehrt bleiben würden.

Ute Diez konzipiert in ihrem Projekt "Sicht_Felder" für insgesamt neun Aussichtspunkte mit Blick aufs Wasser künstlerisch gestaltete Bronzereliefs, die zum einen die jeweilige Aussicht für Blinde ertastbar machen und zum anderen über einen Text in Blindenschrift mit poetischen Texten, einen tieferen Einblick und Bezug zu dem Ort, an dem die Tafel steht, ermöglichen.

Eine solche Tafel wurde jetzt an der Kiellinie neben dem Aquarium des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel mit Blick auf die Kieler Förde installiert. Zu sehen und zu ertasten sind für die Ostsee typische Organsimen wie Quallen, Fisch und Seesterne, aber auch Bewuchs am Meeresboden wie Seegras. Die Wasserfläche ist gefüllt mit einem Text in Blindenschrift, der auf poetische Art und Weise Geschichte und aktuelle Meeresforschung thematisiert. Als zusätzliche Hilfe können sich Sehbehinderte über einen hervorgehobenen QR-Code einen das Motiv beschreibenden Text sowie die poetischen Textfragmente vorlesen lassen, die der Schauspieler Marius Borghoff eingesprochen hat.

„Ich freue mich sehr über dieses gelungene Projekt, mit dem wir nun auch sehbehinderten Menschen die Meere und unsere Forschung ein wenig näher bringen können“, sagte Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR bei der Eröffnung. Dies sei auch ein Schritt zu mehr Integration und Vielfalt; Ziele, die das GEOMAR verstärkt verfolgt u.a. mit der im letzten Jahr unterschriebenen Charta der Vielfalt, so Matthes weiter. Darüber hinaus freue sie sich, dass die Einweihung heute, am 10. Deutschen Diversity Day stattfindet.

Die Erschafferin, Ute Diez, Dozentin an der Muthesius Kunsthochschule, liess sich dafür am GEOMAR fachlich beraten. Ferner unterstützte das GEOMAR die Ausstellung der Tafel auf dem Institutsgelände.

Insgesamt umfasst das Projekt "Sicht_Felder" insgesamt neun Werke: am Kleinen Kiel, an der Schwentinemündung, an der Aussichtsplattform der Wiker Schleuse, auf der GEOMAR-Wiese, am Schifffahrtsmuseum; in Lübeck am Mühlenteich und in der Kleinen Wallstraße sowie in Hamburg am Altonaer Balkon und am Fischmarkt soll es solche Tafeln geben.

Sicht_Feld - Tafel am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Sicht_Feld - Tafel am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Enthüllung eines Bronzereliefs mit einem Text in Blindenschrift über Meer und Meeresforschung gestaltet von der Künstlerin Ute Diez. V.l.: Dr. Jürgen Trinkus (Vertreter Sehbehinderte), Professorin Matthes (Direktorin GEOMAR), Ute Diez (Künstlerin und Initiatorin) und Martin Steen (Schwerbehindertenvertretung GEOMAR). Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Enthüllung eines Bronzereliefs mit einem Text in Blindenschrift über Meer und Meeresforschung gestaltet von der Künstlerin Ute Diez. V.l.: Dr. Jürgen Trinkus (Vertreter Sehbehinderte), Professorin Matthes (Direktorin GEOMAR), Ute Diez (Künstlerin und Initiatorin) und Martin Steen (Schwerbehindertenvertretung GEOMAR). Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Dr. Jürgen Trinkus, Vorsitzender des Vereins Anderssicht, im Gespräch mit GEOMAR Direktorin Professorin Katja Matthes. Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Dr. Jürgen Trinkus, Vorsitzender des Vereins Anderssicht, im Gespräch mit GEOMAR Direktorin Professorin Katja Matthes. Foto: A. Villwock, GEOMAR.