Doktorand Bjoern Fiedler bei Test des neuartigen Tiefendrifters im Hafen von Mindelo Kapverden. Im Hintergrund das französische Forschungsschiff L’ATALANTE. Foto: IFM-GEOMAR.

Lost and Found

Meeresforscher finden Messgerät nach sieben Wochen Funkstille im Atlantik wieder

Meeresforschung ist manchmal auch ein wenig mit Glück und Abenteuer verbunden. Für die Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Meeresforschung gab es zum Weihnachtsfest eine ganz besondere Bescherung. Ein Prototyp eines neuartigen Tiefendrifters konnte nach sieben Wochen Funkstille vor den Kapverdischen Inseln geortet und erfolgreich geborgen werden.

Damit hatte eigentlich schon niemand mehr gerechnet. Der Ende Oktober bei der kapverdischen Ozeanstation TENATSO (http://tenatso.ifm-geomar.de) ausgesetzte, knapp 50.000 Euro teure experimentelle NEMO-Tiefendrifter hatte zunächst einwandfrei funktioniert. In einem Rhythmus von etwa 30 Stunden nahm das frei driftende Gerät erstmalig hochaufgelöste Vertikalprofile von Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoff und CO2 in den oberen 200 m des Ozeans auf und übertrug diese sogleich über das Iridium-Satellitensystem nach Kiel. Nach einem halben Dutzend Tauchgängen war jedoch offenkundig ein Problem aufgetreten und das Gerät war weder ansprechbar noch meldete es sich, so dass mit dem Schlimmsten, also einem Totalverlust zu rechnen war. Doch es gab im wahrsten Sinne des Wortes eine schöne Bescherung: Wenige Tage vor Weihnachten meldete sich das Gerät plötzlich wieder von einer Position ca. 500 km nördlich der Kapverden.

"Damit hatten wir wirklich nicht mehr gerechnet", so der mit dem Projekt betraute Doktorand Björn Fiedler vom IFM-GEOMAR. Dann ging alles ganz schnell. Gemeinsam mit Kollegen am Partnerinstitut INDP in Mindelo wurde eine Rettungsaktion geplant. Am 2. Weihnachtstag brach Fiedler dann Richtung Kapverden auf. Schon am folgenden Tag lief er mit dem kleinen kapverdischen Forschungsschiff ISLANDIA aus. Nach 30-stündiger Fahrt war das Zielgebiet erreicht, und das Gerät konnte tatsächlich nach kurzer Suche erfolgreich geborgen werden.

„Das war schon Klasse und wie ein 6er im Lotto“, so Fiedler begeistert. Aber es kam noch besser: Trotz der unterbrochenen Satelliten-Kommunikation hatte das Gerät weiter gemessen und auch alle Daten gespeichert. Diese werden nun ausgewertet.

Projektleiter, Prof. Arne Körtzinger, zeigte sich ebenfalls hochzufrieden und lobte insbesondere auch die Leistung der Kollegen auf den Kapverden. „Die in kürzester Zeit zwischen den Feiertagen organisierte Seereise ist ein eindrucksvolles Beispiel der guten deutsch-kapverdischen Forschungskooperation und der hohen Motivation im Partnerinstitut INDP. Das IFM-GEOMAR dankt allen Beteiligten herzlich!“

Hintergrundinformation:
Das Instrument, ein knapp 50.000 Euro teures experimentelles NEMO-Float, wurde im Rahmen des BMBF-Verbundprojektes SOPRAN (http://sopran.pangaea.de) unter Leitung von Prof. Dr. Arne Körtzinger weiterentwickelt. Das Gerät ist neben konventionellen Sensoren für Temperatur und Salzgehalt mit Sauerstoff- und Kohlendioxidsensoren bestückt und taucht bis in eine Tiefe von 200 Metern. Etwa alle 30 Stunden werden die Messdaten über eine Satellitentelefonverbindung (Iridium) nach Kiel gefunkt.

Ansprechpartner:
Dr. Andreas Villwock (Öffentlichkeitsarbeit), Tel. 0431 – 600 2802, avillwock@geomar.de 

Doktorand Bjoern Fiedler bei Test des neuartigen Tiefendrifters im Hafen von Mindelo Kapverden. Im Hintergrund das französische Forschungsschiff L’ATALANTE. Foto: IFM-GEOMAR.
Doktorand Bjoern Fiedler bei Test des neuartigen Tiefendrifters im Hafen von Mindelo Kapverden. Im Hintergrund das französische Forschungsschiff L’ATALANTE. Foto: IFM-GEOMAR.