Die Vertreter der Umweltministerkonferenz am GEOMAR. Foto: A. Villwock, GEOMAR
Prof. Dr. Ulf Riebesell (li.) diskutiert mit Teilnehmern Aspekte der Ozeanversauerung am Tauchboot JAGO. Foto: A. Villwock, GEOMAR

Meeresumwelt im Fokus

Umweltpolitiker zu Gast am GEOMAR

15.11.2012/Kiel. 60 Umweltpolitiker aus ganz Deutschland, darunter fast alle Staatssekretäre waren gestern (14.11.) zu Gast am GEOMAR. Direktor Prof. Dr. Peter Herzig begrüßte die Besuchergruppe, die per Schiff zum Kieler Seefischmarkt anreiste. Zwei Forschungsthemen des GEOMAR standen im besonderen Fokus der Umweltpolitiker: Gashydrate und Ozeanversauerung.

Zunächst skizzierte Prof. Dr. Klaus Wallmann die Chancen und Risiken einer möglichen Nutzung submariner Gashydratvorkommen. Da es sich hier um einen fossilen Energieträger handelt, bei dessen Verbrennung das klimaschädliche Kohlendioxid entsteht, wird dessen Nutzung durchaus kontrovers diskutiert. Prof. Wallmann stellte hier als klimaverträgliche Lösung die Förderung des Erdgases bei gleichzeitiger Speicherung von Kohlendioxid in der Lagerstätte vor. Dieses Verfahren, dass im Rahmen des SUGAR Projektes federführend von den Kieler Meereswissenschaftlern entwickelt wird, könnte eine umweltverträgliche und bei der viel diskutierten Energiewende auch nützliche Lösung darstellen, da Gaskraftwerke gut geeignet sind, kurzfristige Versorgungsengpässe oder höhere Nachfrage nach Energie zu decken. Noch ist erheblicher Forschungsbedarf notwendig, mit ersten kommerziellen Anwendungen könne erst im nächsten Jahrzehnt gerechnet werden, so Prof. Wallmann.

Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Ulf Riebesell ging in seiner Präsentation auf das wenig bekannte, „andere“ CO2 Problem ein, die sogenannte Ozeanversauerung. Durch die Aufnahme von anthropogen erzeugtem Kohlendioxid erhöht sich der Säuregrad des Meerwassers schleichend, aber stetig. Heute sei das Wasser im Schnitt bereits 30% saurer als zu Beginn der Industrialisierung, so Prof. Riebesell. Bis Ende dieses Jahrhunderts wird eine noch weitaus drastischere Verringerung des pH-Wertes, als Maß für den Säuregrad des Wassers, erwartet. Dies hat zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die marine Lebewelt. Alle aus Kalkschalen aufgebauten Meeresorganismen sind potentiell gefährdet, darunter so wichtige Ökosysteme wie Korallen, aber auch viele Planktonarten, die am Anfang der Nahrungskette stehen. Sie können zukünftig ihre Kalkschalen nicht mehr in der bisherigen Stabilität aufbauen oder werden sogar aufgelöst. Welche Organismentypen, wo und wie stark betroffen sind und ob es evolutionäre Anpassungen gibt, wird insbesondere am GEOMAR intensiv erforscht. Prof. Riebesell schloss in seinem Ausblick mit einem Hinweis, dass es seiner Auffassung nach kaum Alternativen zu einer deutlichen Verringerung der CO2 Emissionen gibt, will man diesen Trend noch aufhalten und Säuregrade im Meerwasser vermeiden, die es seit über 50 Millionen Jahren auf der Erde nicht gegeben hat.

Beide Vorträge sorgten für hinreichend Diskussions- und Gesprächsstoff beim anschließenden Abendessen, das in der Lithothek des GEOMAR stattfand. 

Die Vertreter der Umweltministerkonferenz am GEOMAR. Foto: A. Villwock, GEOMAR
Prof. Dr. Ulf Riebesell (li.) diskutiert mit Teilnehmern Aspekte der Ozeanversauerung am Tauchboot JAGO. Foto: A. Villwock, GEOMAR