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Blasenteppich über dem Methan-Krater, aufgenommen während der ALKOR Ausfahrt AL374 im Jahr 2011. Foto: Peter Linke, GEOMAR
Methanprobennahme an der Oberfläche. Foto: Karen Hissmann, GEOMAR
Blasenaustritt am Meeresboden, aufgenommen 2006 mit JAGO. Foto: Jürgen Schauer, GEOMAR

Krater UK22/4b

Neue Einsichten in die Risiken mariner Gas- und Ölförderung

25 Jahre nach der Gasexplosion am Krater UK22/4b 200 Kilometer östlich von Schottland eröffnet ein internationales Forscher-Team neue Einsichten in die Risiken mariner Gas- und Ölförderung. Zusätzliche Untersuchungen und Überwachungsstrategien sind nötig, um die Triebkräfte besser zu verstehen und Gefahren zu minimieren, argumentieren die Wissenschaftler in einer Sonderausgabe des Fachmagazins Journal of Marine and Petroleum Geology.

„UK22/4b“: Der Name des Untersuchungsobjekts klingt wie der eines neu entdeckten Himmelskörpers. Doch obwohl der Methan-Krater mit dem abstrakten Namen, der bei einer Gasbohrung der Mobil North Sea Limited entstand, deutlich näher liegt als ferne Gestirne, wurde er über Jahre kaum von Fachleuten und der Öffentlichkeit wahrgenommen. Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland präsentieren jetzt wichtige Erkenntnisse über die Senke am Boden der Nordsee, aus der noch immer Methan austritt. Ihre Ergebnisse fassen sie in einer Sonderausgabe des Fachmagazins Journal of Marine and Petroleum Geology zusammen.

„Der Methan-Krater entstand im November 1990. Zehn Jahre später wurde er von der Britischen Regierung als ‚harmlos’ eingestuft – doch Gas tritt noch immer aus“, fasst Dr. Peter Linke, Biologe am GEOMAR, zusammen. „2005 stellten wir auf einer Expedition mit dem Forschungsschiff ALKOR fest, dass der Krater auf eine Breite von 60 Metern und einer Tiefe von 20 Metern angewachsen war. Erstmalige Tauchgänge im Krater mit dem Forschungstauchboot JAGO in 2006 zeigten dann, wie stark diese Austritte tatsächlich noch waren. Aber erst nach dem Ölunfall im Golf von Mexiko kamen Fragen zu UK22/4b auf. 2011 konnten wir mit unseren Untersuchungen beginnen.“
Gemeinsam mit Ira Leifer von Bubbleology Research International, Alan Judd von Alan Judd Partnership, und Dave Long vom British Geological Survey unterstützte Linke den allerersten Versuch, Gasaustritte aus dem Krater zu quantifizieren und Daten für eine Langzeit-Überwachung zu generieren.

Über die Verteilung des Methans entscheiden jahreszeitlich schwankende Bedingungen: Wenn im Sommer verschieden warme Wasserschichten der Nordsee klar getrennt übereinander lagern, steigen zwar weiterhin Gasblasen bis an die Oberfläche auf, sie enthalten jedoch kaum noch Methan. Die Schichtung wirkt wie eine Barriere, an der vermehrt Methan aus den Gasblasen in Lösung geht, Strömungen verteilen das Gas horizontal, und es kann leichter von Mikroben abgebaut werden. Sobald im Herbst oder Frühling Wind und Wellen für eine tiefere Durchmischung sorgen, kann das Methan bis in die Atmosphäre gelangen. Auch, wenn der Krater signifikant zum Methan-Budget der Nordsee beitritt, stellt er für das Klima insgesamt kein vergrößertes Risiko dar, so die Wissenschaftler.

Allerdings mussten die Forscher feststellen, dass sich der Krater noch immer verändert. So gab es Messungen und Beobachtungen zufolge im Dezember 2011 eine Eruption, bei der sich die Struktur am Meeresboden nochmals verändert hat. „Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass die Emissionen aus dem verlassenen Bohrloch nachlassen würden. Aber unsere Untersuchungen zeigten deutlich, dass noch Jahrzehnte lang Methan austreten wird und wir mit überraschenden Entwicklungen rechnen dürfen“, betont Dr. Linke. „Die Stelle muss nicht nur überwacht werden – wir können sie auch als natürliches Laboratorium nutzen und daraus für zukünftige Explorationen lernen.“

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Blasenteppich über dem Methan-Krater, aufgenommen während der ALKOR Ausfahrt AL374 im Jahr 2011. Foto: Peter Linke, GEOMAR
Blasenteppich über dem Methan-Krater, aufgenommen während der ALKOR Ausfahrt AL374 im Jahr 2011. Foto: Peter Linke, GEOMAR
Methanprobennahme an der Oberfläche. Foto: Karen Hissmann, GEOMAR
Methanprobennahme an der Oberfläche. Foto: Karen Hissmann, GEOMAR
Blasenaustritt am Meeresboden, aufgenommen 2006 mit JAGO. Foto: Jürgen Schauer, GEOMAR
Blasenaustritt am Meeresboden, aufgenommen 2006 mit JAGO. Foto: Jürgen Schauer, GEOMAR
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