Anna Niewerth
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Die anhaltenden Veränderungen im Meeresökosystem vor Westafrika sind komplex und herausfordernd: Steigende Temperaturen, sinkende Sauerstoffgehalte, Versauerung sowie zunehmende Überfischung prägen eine Region, die für Hunderte Millionen Menschen die Lebensgrundlage darstellt. Das vom GEOMAR koordinierte internationale Forschungsprogramm FUTURO (Future West African Marine Ecosystems) nimmt diese Herausforderungen in den Blick und wird als eine der ersten großen Aktivitäten ab 2029 den tropischen Atlantik mit einer groß angelegten einjährigen Schiffskampagne vor der westafrikanischen Küste untersuchen. Ziel ist es, eine wissenschaftliche Grundlage für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des westafrikanischen Ökosystems zu schaffen – insbesondere vor dem Hintergrund des sich beschleunigenden Klimawandels und Fischereidrucks.
FUTURO setzt auf Co-Design
Vor der westafrikanischen Küste befindet sich ein außerordentlich produktives und artenreiches Ökosystem, das 200 Millionen Menschen mit Nahrung versorgt. Das Untersuchungsgebiet von FUTURO umfasst daher die Gewässer von Mauretanien im Norden bis Sierra Leone im Süden und erstreckt sich bis nach Cabo Verde. Die geplante einjährige Forschungsexpedition zielt darauf ab, das Verständnis und die nachhaltige Bewirtschaftung des tropischen Auftriebsgebiets im Atlantischen Ozean vor Westafrika zu verbessern und dabei frühzeitig Akteure aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft einzubeziehen.
Daher setzt das Forschungsprogramm FUTURO von Beginn an auf einen Co-Design-Ansatz: Die Forschung wird gemeinsam mit den Menschen entwickelt, die vor Ort leben, arbeiten oder politisch Verantwortung tragen. Ein dreitägiger Workshop im senegalesischen Küstenort Saly hat in dieser Woche Vertreter:innen zahlreicher Partnerorganisationen zusammengebracht. Unter anderem waren Forschende, politische Entscheidungsträger:innen, Mitglieder zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie Vertreter:innen aus der Privatwirtschaft vertreten. Knapp 70 Teilnehmende aus den sieben westafrikanischen Ländern Cabo Verde, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Mauretanien, Senegal und Sierra Leone sowie Europa haben sich getroffen, um das FUTURO Forschungsprogramm gemeinsam zu entwickeln und zu konkretisieren.
Akteure aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft zusammenführen
FUTURO ist ein offiziell anerkanntes Projekt der Ozeandekade der Vereinten Nationen unter dem Dach des panafrikanischen Dekadenprogramms „SEAWARD Africa“. Das Dekadenprojekt „SEAWARD Africa“ wird gemeinsam von der IOC-Subkommission (Intergovernmental Oceanographic Commission Sub-Commission) für Afrika und angrenzende Inselstaaten (IOC-AFRICA) und dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel geleitet. Es schließt die Meeresforschungsinstitute Instituto de Mar (IMar), Cabo Verde; Centre de Recherche et de Documentation sur les Traditions Orales et les Langues de Dakar (CRODT), Senegal; Institut Mauritanien de Recherches Océanographiques et des Pêches (IMROP), Mauretanien sowie das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) aus Bremen ein.
Der Workshop wurde gemeinsam von GEOMAR, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und vom Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) an der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) finanziert. „Co-Design bedeutet für das Projekt FUTURO, Forschungsfragen und -ansätze mit den betroffenen Menschen vor Ort als gleichberechtigten Partnern in einem interaktiven Prozess gemeinsam zu entwickeln, um Lösungen zu schaffen, die ihren tatsächlichen Bedürfnissen und lokalen Gegebenheiten entsprechen. Nur so entsteht Wissen, das auf breite Akzeptanz stößt und langfristig Wirkung entfaltet“, sagt Prof. Dr. Arne Körtzinger, Chemischer Ozeanograph am GEOMAR und wissenschaftlicher Koordinator von FUTURO.
Die „Saly Declaration“ als gemeinsames Signal
Zum Abschluss des Workshops verabschiedeten die Teilnehmenden die „Saly Declaration“ – ein starker Aufruf, sich an FUTURO zu beteiligen, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in Westafrika zu stärken und sie mit den notwendigen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu unterstützen. „Mit der Saly Declaration übernehmen wir gemeinsam Verantwortung für das bedeutende Meeresökosystem vor Westafrika, einer der produktivsten Regionen im Ozean“, so Edwin Mwashinga, Program Officer bei IOC Africa.
Wie geht es weiter?
Aktuell findet die Vorbereitungsphase der einjährigen Feldstudie statt. In den kommenden Monaten werden die Ergebnisse des Workshops in das Arbeitsprogramm sowie in die Entwicklung weiterer wissenschaftlicher Module von FUTURO einfließen. Parallel dazu arbeiten die Partnerinstitutionen unter anderem an Finanzierungsplänen und der Aufstellung von transdisziplinären Arbeitsgruppen. Die eigentliche einjährige Forschungsexpedition soll 2029 beginnen, gefolgt von einer Synthesephase, in der neue Erkenntnisse gemeinsam ausgewertet und in Handlungsempfehlungen überführt werden. Langfristiges Ziel ist die Etablierung von FUTURO als einem internationalen Programm mit starker afrikanischer Teilhabe.
Vom 24. bis 26. November hat das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel gemeinsam mit Projektpartner:innen aus Westafrika und Europa einen Co-Design-Workshop für das Forschungsvorhaben FUTURO (Future West African Marine Ecosystem) im senegalesischen Küstenort Saly veranstaltet. Knapp 70 Teilnehmende waren vor Ort.
Foto: Saly Living Lab
Ein dreitägiger Workshop im senegalesischen Küstenort Saly hat in dieser Woche Vertreter:innen zahlreicher Partnerorganisationen zusammengebracht.
Foto: Saly Living Lab
Vor der westafrikanischen Küste befindet sich ein außerordentlich produktives und artenreiches Ökosystem, das 200 Millionen Menschen mit Nahrung versorgt. Das Untersuchungsgebiet von FUTURO umfasst daher die Gewässer von Mauretanien im Norden bis Sierra Leone im Süden und erstreckt sich bis nach Cabo Verde.
Foto: Arne Körtzinger, GEOMAR
Die knapp 70 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Sektoren, darunter 50 Teilnehmende aus sieben westafrikanischen Ländern und überregionalen Organisationen, entwickelten gemeinsam konkrete Forschungsthemen und Bausteine für das Forschungsprogramm FUTURO.
Foto: Saly Living Lab