Iceflow Activity

Einfluss von Eisstrom-Aktivität auf die Morphologie des Meeresbodens - Kartierung von glazial-morphologischen Spuren einer zurückweichenden Eisfront

Laufzeit: 01.04.2008-31.03.2010

Förderer: Excellence Cluster Future Ocean

Etwa 10% der gesamten jährlichen Produktion von gekalbtem Eis in Grönland zieht durch die Disko Bucht im Norden von West-Grönland. Eisberge mit einem Gesamtvolumen von 35 km3 jährlich - kein anderer Gletscher außerhalb der Antarktis produziert mehr Eis - fließen mit einer Geschwindigkeit von mehr als einem Meter pro Stunde in die Disko Bucht durch den Ilulissat Eisfjord (Jakobshavn Eisfjord), einem 60 km langen und 3 bis 6 km breiten Eisfjord. Die hohe Produktionsrate an Eisbergen und die außergewöhnlich schnelle Fließgeschwindigkeit implizieren eine besondere Sensibilität für Schwankungen des Klimas. Für das Verständnis der Klimageschichte West-Grönlands im Holozän ist dieses Gebiet außerordentlich bedeutsam. 

Seit 2004 ist dieses einmalige und beeindruckende Gebiet ein UNESCO Weltnaturerbe.

 

Projektbeschreibung

Seit mehr als 250 Jahren wurde die Geologie und Glaziologie eingehend untersucht. Aus vielen Beobachtungen konnte ein Vorrücken der Eisfront bis 1851 nachgewiesen werden. Seit dieser Zeit ist allerdings ein kontinuierliches Zurückweichen der Eisfront - mit zunehmender Geschwindigkeit in den letzten Jahren - beobachtet worden. Heute scheint sich die Gletscherfront an der gleichen Position zu befinden wie vor 4.000 bis 5.000 Jahren zur Zeit des Klima-Optimums. Ein Zurückweichen der Gletscherfront beeinflusst unmittelbar das Abbrechen und Weg-Driften der Eisberge von der Front an der Mündung des Ilulissat-Eisfjords. An einem Sill in der Mündung des Eisfjords stranden die großen Eisberge und verbleiben dort mitunter mehrere Monate, bis sie durch das gemeinsame Wirken von Gezeiten, Strömungen, Schmelzen sowie dem reibungs-reduzierenden Einfluss von Schmelzwasser fortgetrieben werden. Diese Prozesse hinterlassen charakteristische Spuren im Relief des Meeresbodens vor der Eisfront. Aus der Abbildung der Morphologie des Meeresbodens lassen sich Rückschlüsse auf das Wirken dieser Prozesse ziehen. Im Gegensatz zur Morphologie und Geologie des umgebenden Landes ist das Relief des Meeresbodens, die Bathymetrie bisher jedoch kaum bekannt. Während der Fahrt MSM05/3 mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian im Juni 2007 konnte ein Gebiet vor der Eisfront kartiert werden. Diese Daten belegen eine intensive Formung des Meeresbodens durch glaziale Prozesse. Allerdings deckt diese Vermessung nur einen kleinen Teil des gesamten Gebietes ab. Ziel dieses Projektes ist es, ein möglichst vollständiges Bild der submarinen Morphologie von dem Gebiet zu bekommen, in dem die Eisberge stranden bzw. später weiter driften. Daraus werden Rückschlüsse über die Aktivität der Drift zu verschiedenen Zeiten, durchschnittliche Aufenthaltsdauer am Sill, Schmelzprozesse sowie Driftrichtungen erwartet. In einer Kooperation mit GEUS, dem Geologischen Dienst von Dänemark und Grönland, sollen geologische Kerne aus dem Untersuchungsgebiet genommen werden, um Altersbestimmungen der Strukturen zu ermöglichen.

 

Arbeitsgebiet

Public outreach

Die beeindruckende Szenerie des Eisfjords zieht viele Besucher an, mehr als ein Drittel aller Grönland-Touristen kommen zum Ilulissat Eisfjord. Auch viele hochrangige Politiker besuchen dieses Gebiet, da der Klimawandel in diesem sensiblen Gebiet deutlicher sichtbar wird als anderswo. So waren im Jahre 2007 neben mehreren Senatoren aus den USA, unter ihnen Nancy Pelosi, der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Präsident der Europäischen Kommission Manuel Barroso, der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen sowie der grönländische Ministerpräsident Hans Enoksen am Eisfjord. Forschungsarbeiten in diesem Gebiet werden besonders wahrgenommen werden. Ein Engagement des Exzellenz Clusters "Ozean der Zukunft"  wird weltweit registriert werden. Durch die Kooperation mit lokalen Firmen in diesem Projekt werden die Arbeiten vor Ort in Grönland und weltweit präsentiert werden.