Während einer Expedition in der Ostsee bearbeitet eine Wissenschaftlerin auf dem Forschungsschiff ALKOR Proben. Obwohl etwa 50 Prozent aller Meeresforscher zum Zeitpunkt ihrer Promotion Frauen sind, nimmt ihr Anteil danach deutlich ab. Baltic Gender sucht nach Strategien, um diesen Talentverlust zu vermeiden. Foto: Sirin Schulz/GEOMAR

Die Erfolgsgeschichte „Baltic Gender“

EU veröffentlicht am Weltfrauentag Artikel über das am GEOMAR koordinierte Projekt Baltic Gender

09.03.2020/Kiel. Gestern war Weltfrauentag. Seit über 100 Jahren dient dieser Tag dazu, auf Gleichstellung und Frauenrechte aufmerksam zu machen. Das Thema 2020: Each for Equal. Doch besonders in der Wissenschaft ist Gleichberechtigung noch kein Alltag. Heute veröffentlicht die EU-Kommission eine Erfolgsgeschichte über das Projekt Baltic Gender, das Geschlechtergerechtigkeit in den marinen Wissenschaften und der marinen Technologie im Ostseeraum untersucht.

Speziell die Meeresforschung wird noch zu den traditionell männlichen Berufen gezählt. Es gibt nach wie vor Problematiken wie geschlechterspezifisches Lohngefälle oder eine zu geringe Anzahl von Frauen in Führungspositionen. Das von der EU-geförderte Projekt Baltic Gender will hier Abhilfe schaffen. „Die Meereswissenschaft benötigen dringend alle Talente, um die Meeres- und Küstenökosysteme nachhaltig zu bewirtschaften und zu schützen“, betont Prof. Dr. Katja Matthes vom GEOMAR, Koordinatorin des Projekts.

In diesem Sinne arbeiten die Baltic-Gender-Projektpartner in fünf baltischen Ländern daran, die Fähigkeiten ihrer weiblichen Mitarbeiterinnen besser zu fördern und zu nutzen. „Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, die unsichtbaren Barrieren zu beseitigen, die Frauen davon abhalten, Führungspositionen zu erreichen, denselben Zugang zu Ressourcen wie ihre männlichen Kollegen zu erhalten oder an Entscheidungsfindungen teilzunehmen“, sagt Katja Matthes.

Um die erforderlichen Informationen für ihr Vorhaben zu erhalten, sammelte Baltic Gender geschlechterspezifische Daten an allen acht beteiligten Institutionen, welche allesamt Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen aufzeigten. Um diesen Ungleichheiten zu begegnen, wurden verschiedene Initiativen angeregt, die die Geschlechtergerechtigkeit in den Forschungszentren verbessern. Zu den Initiativen zählt unter anderem ein internationales Mentoring-Programm oder Workshops über Führung, Grenzverletzungen, unbewusste Voreingenommenheit („unconcious bias“).

Das Projekt zeigt bereits erste Erfolge: Die Projektpartner in Estland und Litauen setzten erstmals Gleichstellungspläne innerhalb ihrer Forschungsorganisationen um und wollen diese noch auf die gesamten Universitäten ausdehnen. Auch in den nächsten Gleichstellungsplan des GEOMAR fließen Empfehlungen des Projekts ein.

„Seit seiner Gründung hat Baltic Gender die politische Landschaft seiner Partnerinstitutionen einfach dadurch beeinflusst, dass es das Thema der Gleichstellung der Geschlechter auf die Tagesordnung gesetzt hat", sagt Dr. Matthes, „aber endgültig erfolgreich wird das Projekt erst durch eine kontinuierliche, gleichstellungsorientierte Politik in den Partnerinstitutionen.“ Momentan gibt es erste Überlegungen dazu, wie die erfolgreichsten Ergebnisse des Projektes in Zukunft umgesetzt und so die Nachhaltigkeit des Baltic Gender Projektes auch über das Projektende im August 2020 hinaus gesichert werden kann.

Während einer Expedition in der Ostsee bearbeitet eine Wissenschaftlerin auf dem Forschungsschiff ALKOR Proben. Obwohl etwa 50 Prozent aller Meeresforscher zum Zeitpunkt ihrer Promotion Frauen sind, nimmt ihr Anteil danach deutlich ab. Baltic Gender sucht nach Strategien, um diesen Talentverlust zu vermeiden. Foto: Sirin Schulz/GEOMAR
Während einer Expedition in der Ostsee bearbeitet eine Wissenschaftlerin auf dem Forschungsschiff ALKOR Proben. Obwohl etwa 50 Prozent aller Meeresforscher zum Zeitpunkt ihrer Promotion Frauen sind, nimmt ihr Anteil danach deutlich ab. Baltic Gender sucht nach Strategien, um diesen Talentverlust zu vermeiden. Foto: Sirin Schulz/GEOMAR