Zur Preisverleihung an Dr. Karina von Schuckmann (2.v.l.) gratulierten Dr. h.c. Klaus Wichmann und Dr. Christian Zöllner (Petersen-Stiftung), Frank Spiekermann, Verwaltungsdirektor des GEOMAR sowie Laudator Prof. Dr. Peter Brandt (v.l.n.r.).

Foto: Sarah Uphoff  

Schematische Übersicht zur zentralen Rolle des Wärmehaushalts der Erde und seiner Verknüpfung mit anthropogenen Emissionen, dem Energieungleichgewicht der Erde, Veränderungen im Erdsystem sowie den Auswirkungen auf Ökosysteme und die Gesellschaft. Dargestellt sind Beispiele für globale Veränderungen im Erdsystem, wie sie im IPCC (2021) bewertet wurden, zusammen mit den wichtigsten Folgen für Ökosysteme und unseren Lebensraum (IPCC, 2022).

Quelle: von Schuckmann et al., 2023

Der Ozean als Wächter der Erderwärmung

Dr. Karina von Schuckmann mit der Petersen-Exzellenzprofessur ausgezeichnet

5. November 2025/Kiel. Die renommierte physikalische Ozeanografin Dr. Karina von Schuckmann, Senior Advisor bei Mercator Ocean International in Toulouse, ist heute mit der 32. Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung ausgezeichnet worden. Die feierliche Verleihung fand am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel statt. In ihrem Festvortrag „Der globale Ozean – Wächter der Erderwärmung“ sprach sie über die Rolle des Ozeans als zentralem Akteur und größtem Leidtragendem im Klimawandel.

Der Ozean ist der sensibelste Fühler für den fortschreitenden Klimawandel. Rund 90 Prozent der zusätzlichen Energie, die durch den Treibhauseffekt im Erdsystem verbleibt, wird im Ozean gespeichert. Diese Wärmeaufnahme verändert die Meere selbst und beeinflusst Wetter, Meeresströmungen, Meeresspiegel und Ökosysteme weltweit.

„Die Erwärmung des Ozeans zeigt unmissverständlich, dass die Erde aus ihrem Energiegleichgewicht geraten ist. Sie ist der vielleicht deutlichste Beweis dafür, dass wir uns in einem neuen Klimazustand befinden“, sagt Dr. Karina von Schuckmann, Senior Advisor bei Mercator Ocean International in Toulouse, die heute am GEOMAR mit der 32. Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung ausgezeichnet wird.

Forscherin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik

Karina von Schuckmann hat in Kiel am GEOMAR und der CAU studiert und zu physikalischen Prozessen im tropischen Ozean promoviert. Ihre Habilitation erlangte sie 2021 an der Sorbonne, Paris. Sie gehört zu den führenden Expertinnen auf dem Gebiet der physikalischen Ozeanographie und der globalen Energiebilanz. Als Direktorin des Copernicus Ocean State Report koordiniert sie jährlich den umfassendsten europäischen Zustandsbericht zum Ozean. Sie war Leitautorin des sechsten IPCC-Sachstandsbericht (AR6, Assessment Report des Intergovernmental Panel on Climate Change, „Weltklimarat“) und ist auch für den kommenden IPCC-Bericht zur Leitautorin ernannt worden. 2023 wurde sie mit dem Climate Prize der Französischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.

Mit ihrer Forschung liefert sie zentrale Grundlagen, um Veränderungen im Klimasystem zu verstehen und politisch fundierte Entscheidungen zu ermöglichen. „Der Ozean ist ein zentraler Akteur des Klimawandels – und zugleich einer seiner größten Leidtragenden. Seine Erwärmung ist ein Prozess, der uns über Jahrhunderte begleiten wird“, so von Schuckmann.

Stiftung würdigt internationale Spitzenforschung

Dr. h.c. Klaus Wichmann, Vorsitzender der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung, sagte:

„Mit Dr. Karina von Schuckmann zeichnen wir eine Wissenschaftlerin aus, deren Arbeit in besonderem Maße die globale Bedeutung der Meeresforschung verdeutlicht. Ihr Engagement, die komplexen Veränderungen im Ozean zu verstehen und für Politik und Gesellschaft sichtbar zu machen, ist beispielhaft. Die Exzellenz-Initiative unserer Stiftung fördert seit 2009 herausragende wissenschaftliche Leistungen und trägt dazu bei, Schleswig-Holstein als Standort internationaler Spitzenforschung zu stärken.“

Prof. Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR, gratuliert der Preisträgerin:

„Heute ehren wir hier am GEOMAR mit Karina von Schuckmann eine ganz außergewöhnliche Wissenschaftlerin. Mit ihrer herausragenden Arbeit zur Energiebilanz der Erde und zur globalen Ozeanerwärmung steht sie für exzellente und lösungsorientierte Forschung. Ich freue mich sehr, sie bald wieder hier in Kiel zu ihrem Gastaufenthalt begrüßen zu dürfen!“

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt ihr ehemaliger Doktorvater Prof. Dr. Peter Brandt, Leiter der Forschungseinheit Physikalische Ozeanographie am GEOMAR:

„Karinas Arbeiten sind zentral für unser Verständnis der globalen Erwärmung. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, die Energiebilanz der Erde quantifizierbar zu machen und den Ozean als zentralen Speicher im Klimasystem zu identifizieren. Ihre Forschung verbindet Beobachtungsdaten, Modellierung und politische Relevanz auf beispielhafte Weise. Und dabei ist sie eine unermüdliche Botschafterin für ein besseres Verständnis des  menschengemachten Klimawandels in der Öffentlichkeit.“

Wissenschaft für eine nachhaltige Zukunft

In ihrem Vortrag ging von Schuckmann auf die fortschreitende Ozeanerwärmung nicht nur als physikalische Größe, sondern auch als gesellschaftliche Herausforderung ein: Sie beeinflusst den Meeresspiegel, marine Ökosysteme, den globalen Kohlenstoffkreislauf und die Lebensbedingungen von Milliarden Menschen. „Nur durch kontinuierliche Beobachtung, internationale Zusammenarbeit und entschlossenes Handeln können wir die Stabilität des Erdsystems langfristig sichern“, sagte sie.

 

Hintergrund: Prof. Dr. Werner-Petersen-Exzellenzprofessur

Mit ihrer im Jahr 2009 beschlossenen Exzellenz-Initiative fördert die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung herausragende Wissenschaftler:innen und stärkt die internationale Zusammenarbeit insbesondere im Bereich der Meereswissenschaften. Die mit 20.000 Euro dotierte Exzellenzprofessur ist mit einem etwa sechswöchigen Forschungsaufenthalt am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel verbunden. Während dieser Zeit geben die Preisträger:innen Fachkurse für den wissenschaftlichen Nachwuchs, halten öffentliche Vorträge und entwickeln gemeinsame Forschungsprojekte mit Kolleg:innen in Kiel.

Eine Gruppe von vier Männern und einer Frau

Zur Preisverleihung an Dr. Karina von Schuckmann (2.v.l.) gratulierten Dr. h.c. Klaus Wichmann und Dr. Christian Zöllner (Petersen-Stiftung), Frank Spiekermann, Verwaltungsdirektor des GEOMAR sowie Laudator Prof. Dr. Peter Brandt (v.l.n.r.).

Foto: Sarah Uphoff  

Grafik mit Meer im Hintergrund

Schematische Übersicht zur zentralen Rolle des Wärmehaushalts der Erde und seiner Verknüpfung mit anthropogenen Emissionen, dem Energieungleichgewicht der Erde, Veränderungen im Erdsystem sowie den Auswirkungen auf Ökosysteme und die Gesellschaft. Dargestellt sind Beispiele für globale Veränderungen im Erdsystem, wie sie im IPCC (2021) bewertet wurden, zusammen mit den wichtigsten Folgen für Ökosysteme und unseren Lebensraum (IPCC, 2022).

Quelle: von Schuckmann et al., 2023