M81/2 A+B CLIP Logbuch

Hier berichten Teilnehmer der Expedition M81/2 A+B regelmäßig über die wissenschaftliche Arbeiten und das tägliche Leben an Bord der FS METEOR während der Forschungsausfahrt vom 10.03. bis 22.04.2010. Sie ist Teil des Projekts CLIP, das Herkunft, Alter und Entwicklung der karibischen Flutbasaltprovinz sowie der karibischen Platte klären soll. Detaillierte Informatione über CLIP, die wissenschaftlichen Hintergründe sowie alle wichtigen Ansprechpartner finden Sie auf der Projektseite.

 

Mittwoch, 14. April 2010: Von Wäscherei-Wissenschaften und Maschinenraumführungen

Über 4 Wochen ist der größte Teil der Wissenschaftler nun auf der „Meteor“ unterwegs, einer autarken Kleinstadt, mit eigener Mülltrennung, Meerwasseraufbereitung, eigenem Kraftwerk, Schmutzwasseraufbereitung und Lüftungsanlage. Beginnt doch jeder Tag mit dem Einschalten des Lichtes im Bad, mit dem Duschen, dem morgendlichen Toilettengang. Aber woher kommt der Strom für das Licht? Woher das Wasser? Wohin verschwindet eigentlich unser ganzer Müll? In den letzten zwei Tagen gingen zwei Gruppen im Rahmen einer Maschinenraumführung eben diesem komplexen System auf den Grund und verschwanden im Bauch der „Meteor“, um den Arbeitsplatz im Labor für eine Stunde gegen den Arbeitsplatz der Techniker zu tauschen. Aus Sicherheitsgründen hieß es jedoch vor dem „Abtauchen“ in die Tiefen des Schiffes: Hosen tauschen. Kurz gegen lang. Gar nicht so einfach! Dafür kann es nur einen Grund geben, der Trockner in der Wäscherei der Wissenschaften hat die Hosen sicherlich einlaufen lassen. Alles andere kann gar nicht möglich sein. Da es fast allen so geht, ist die Lösung schnell gefunden. Und da ist das vermeintlich falsch interpretierte Schild an der Tür zur Waschmaschine in den ersten Wochen der Fahrt vielleicht doch gar nicht falsch verstanden worden. Wurde doch „Wäscherei-Wissenschaften“, der Ort an dem die Wissenschaftler ihre Wäsche waschen, für uns zu „Wäschereiwissenschaften“, dem Ort, an dem mit der Wäsche experimentiert wird. Nun aber zurück zur Maschinenführung, beginnend in der Zentrale, in der uns der leitende Ingenieur eine Einführung in die Technik des Schiffes gab, uns erläuterte, dass das Schiff über 4 Dieselmotoren verfügt, aber nur mit 3en gleichzeitig fährt, da sich ein Motor immer in der Wartung befindet, aber in Notfällen immer schnell einschaltbereit ist. Um den Spritverbrauch verständlich zu machen, erklärte er uns, dass die „Meteor“ an einem Tag so viel Diesel verbraucht, wie eine Familie insgesamt in 4 Jahren benötigt. Was für Erstaunen unter uns sorgte, von ihm aber dadurch getoppt wurde, dass er dazu sagte, das die „Meteor“ zu den sparsamen Schiffen gehört. Für mich kaum vorstellbar, was für Mengen Tag für Tag verbraucht werden. Neben dem Maschinenraum mit den 4 Dieseln schauten wir uns ebenso die Salzwasseraufbereitungsanlage an, die dafür sorgt, dass es genügend Frischwasser an Bord des Schiffes gibt, die Duschen laufen und aus den Wasserhähnen Wasser mit der Qualität von Trinkwasser kommt, was entsprechend jedes Jahr nach der deutschen Trinkwasserverordnung überprüft wird. Ebenso sahen wir die Fäkalienanlage, den „Kälteraum“ – der Raum für die Klimaanlage des Schiffes (in dem es übrigens am Wärmsten war) sowie die Müllaufarbeitung. Es war beeindruckend, dieses durchdachte System einmal von Nahem zu sehen und das live zu erleben, wovon die Techniker abends in gemeinsamer Gesprächsrunde erzählen. Ein besonderer Dank von unserer Seite geht an den leitenden Ingenieur, der uns diese Führung möglich machte und uns ganz neue Perspektiven des Schiffes zeigte, die man sonst so einfach sicherlich nicht zu Gesicht bekommt, wenn man auf einem Schiff unterwegs ist. Beim Abendessen kam unser Gespräch am Tisch neben der sehr interessanten Führung auch zurück auf die zu engen Hosen und das Problem mit unserem Trockner. Einer der Techniker der Magnetik grinste und meinte: „Soso, dass Problem gibt es also heutzutage auch noch mit dem Trockner. Aber macht euch keine Sorgen, spätestens auf eurer zweiten Ausfahrt wisst ihr wie ihr damit umgehen müsst. Also lasst es euch mal jetzt noch schmecken.“ Vielleicht liegt das Problem doch gar nicht im „Trockner“? Ich verschwinde jetzt in den Fitnessraum, bevor es gleich an die Arbeit geht… 

Daniel Sperl

Freitag, 09. April 2010: Das Schicksal des kleinen Steines

Heute wechselt Doris Maicher, Teilnehmerin der Expedition M81/2, einmal die Perspektive und betrachtet die Arbeit der Geologen aus einer anderen Sicht 

Es war einmal ein Kleiner Stein. Der lebte glücklich und zufrieden in den Tiefen der Erdkruste, wo es zwar etwas eng aber gemütlich warm ist. Doch eines Tages änderte sich das ruhige Leben. Eine Hitzewelle machte es heißer und heißer, alles schmolz dahin. Völlig verwirrt wurde unser Kleiner Stein mitgerissen in einem Wirbel aus glutflüssiger Masse. Höher und höher ging es hinauf. Als er glaubte es nicht länger aushalten zu können, zischte und spratzte es plötzlich. Es wurde schlagartig kalt. Unser Kleiner Stein wurde herausgeschleudert aus dem Schlot des Vulkans und landete – recht unsanft – auf dem Meeresboden. Da lag er nun, mitten in einem bunt zusammen gewürfelten Feld voller anderer Steine. Er kam sich etwas verlassen vor und brauchte eine ganze Weile, bis er sich an die neue kalte und nasse Umgebung gewöhnt hat. Seltsame Wesen schwammen vorbei, aber ansonsten war es wieder schön ruhig. Aber halt – was ist das für ein Rumpeln in der Ferne? Lauter und lauter wird es, der Boden zittert, es poltert gewaltig. Ein gezahntes Monstrum taucht aus dem Dunkeln auf und verschlingt alles im Weg Liegende. So auch den Kleinen Stein. Gefangen im Kettenbeutel der Dredge wird er mitgeschleift. „Ojeh“ fürchtet er sich, „was passiert jetzt mit mir?“. Wieder geht es höher und höher hinauf, aber diesmal ans Licht und aus dem Wasser heraus. Nochmals poltert es wild. Dann greifen Hände nach ihm und legen ihn in eine blaue Kiste. Er weiß gar nicht, wie ihm widerfährt, als er kurz darauf unter einem Brausestrahl gespült wird. Und dann kommt es richtig schlimm: unter ohrenbetäubendem Lärm wird er in Stücke zersägt. In Tüten verpackt liegt der Kleine Stein nun im Labor und ängstigt sich ganz doll. „Ojeh ojeh, wo bin ich nur hingeraten, ist das die Hölle???“. Und dabei weiß er nicht, dass das Schlimmste erst noch kommt.... ..... nämlich die Probenaufbereitung an Land, wo er zertrümmert, pulverisiert, analysiert und katalogisiert werden wird – und darum hat dieses Märchen für den kleinen Stein kein Happy End. Nur die Geologen, die freuen sich, denn die Reste des kleinen Steins erzählen ihnen spannende Geschichten über die Erde... 

 

Sonntag, 04. April 2010: Dresscode im Geololgielabor

In Deutschland ist bereits seit einer Stunde Ostermontag und wir hier auf der „Meteor“ haben noch etwa 5 Stunden, bis unser Ostersonntag vorüber ist. Eigentlich habe ich ihn verschlafen, fangen wir aber mit der Nachtschicht an: 19:45 - die Nachtschicht beginnt. Ab in den Sägedress geworfen. Germanys Next Topmodel hätte gegen denjenigen, der diesen Dress trägt, keine Chance. Orangene Hose, orangene Jacke, gelbe Gummistiefel, Schutzvisier und Ohrenschützer - fertig ist das Ausgehoutfit für das Geologielabor. Aber sind wir ehrlich, einen Schönheitspreis wollen wir damit doch auch gar nicht gewinnen, wichtig ist der Arbeitsschutzfaktor und der ist in diesem Outfit einfach gegeben. Von der Brücke kommt über Funk das Signal, dass die Dredge an Bord geholt wird und wir raus aus dem Labor müssen, um als erstes die Sedimentfallen von der Dredge abzuschrauben, bevor es an die Gesteine geht. Passend zum Dredgezug überrascht uns auf Deck ein Schauer und wir sammeln die Gesteine im Regen zusammen, packen sie in blaue Transportkisten und tragen sie ins Labor. Größere Fragmente, die nicht unter unsere Gesteinssäge passen, werden mit dem Hammer zerschlagen und gehen dann ihren unvermeidlichen Gang durch die Säge. Neben Mangankrusten, Basalten, Sedimentgesteinen sind auch ein paar abgestorbene Korallenfragmente dabei. Die Gesteine werden abgespült und ich verschwinde in der Zeit in die Nasszelle, die wir bereits im ersten Fahrtabschnitt um die Säge konstruiert hatten, so dass nicht das ganze Labor vollkommen verdreckt, wenn gesägt wird. So geht jeder Stein seinen Gang durch die Säge und wird in handliche Teile zerlegt, sowie nach eingehender Untersuchung für Dünnschliffe oder Geochemie präpariert. Nach etwa 2 Stunden verlasse ich die Nasszelle und bestaune die neue Farbe des Sägedresses - schwarzbraun sieht es jetzt aus und das Orange ist mehr oder weniger verschwunden. So schmücken mein Gesicht nun nicht nur Sommersprossen sondern auch jede Menge Dreckspritzer der Säge. Eine durch und durch schmutzige Angelegenheit. Gut das niemand hier darüber meckert, wie man am Ostersonntag denn so aussehen könne.Nach der Präparation werden die Proben vermessen, fotografiert, eingepackt und in Kartons eingelagert, die dann im Container verstaut werden und auf ihre weitere Bearbeitung in Deutschland warten.Drei weitere Dredgen kamen diese Nacht noch an Bord, bevor wir unsere Arbeit an die Tagschicht übergaben. Auch die Tagschicht hatte wahrscheinlich nicht viel mehr vom Ostersonntag als wir. Nach einer ausgiebigen Dusche verschwanden wir ins wohlverdiente Bett. Zum Mittagessen trafen wir uns aber dann doch alle in der Messe wieder, auch die komplette Nachtschicht war gekommen um sich das gute Ostersonntagsessen nicht entgehen zulassen, so saßen wir in netter Runde zusammen, genossen ein paar ruhige Minuten, bevor es für uns hieß: Ab ins Bett und für die Tagschicht ab ins Labor. Wir genießen trotz reichlicher Arbeit die Zeit an Bord der „Meteor“ auch über Ostern und hoffen, dass alle daheim die Ostertage frei von Arbeit genießen konnten. Ich werde jetzt ins Labor verschwinden, heute werde ich aber keinen Schönheitspreis gewinnen, denn die Sägearbeit übernimmt heut jemand anders für mich. 

Daniel Sperl

 

Samstag, 03. April 2010: Dredgen - Wie war das noch mal?

Alles ist ruhig auf dem Schiff. Es ist Nacht. Ich laufe als Wachgänger durch die Gänge und arbeite mich vom gelben Deck vor bis zum dunkelgrünen. Die Brücke. Hier steht das wichtigste Hilfsmittel, das ich zum Dredgen brauche, der Zugschreiber. Das Schiff befindet sich auf Position. Schon ertönt eine Stimme aus dem Funkgerät in meiner Hand, die mir sagt: Es kann losgehen. Über das Heck des Schiffes wird die Dredge in die Tiefen des karibischen Meeres entlassen. Es handelt sich hierbei um einen Kettensack, befestigt an einem Stahlseil. Dieser Kettensack wird bevorzugt an einer steilen Flanke eines Seamounts entlang gezogen und bricht dabei im besten Falle frisches Gestein heraus, das wir als Probenmaterial benötigen. Ich nehme jetzt mein Funkgerät und sage „Winde für Labor“. Nach kurzer Zeit die Antwort „Winde hört“. „Bitte bis 3000 Meter mit 1,2 Meter pro Sekunde fieren“. Ab jetzt heißt es erst mal warten. Es ist dunkel auf der Brücke. Um ein Uhr nachts ist sogar die Helligkeit der Monitore heruntergestellt. Ich schaue gebannt auf die Anzeige der Seillänge, wie die Dredge in immer größere Tiefen absinkt. Dann ist es soweit, der Boden rückt näher. Um die Dredge nicht zu schnell aufkommen zu lassen, gebe ich den Befehl durch mein Funkgerät, mit 0,5 Meter pro Sekunde weiter zu fieren. Jetzt ist auch der Zeitpunkt erreicht, an dem ich den Zugschreiber anschalte. Es ist ein kleines Gerät mit Papier und einer Art Farbnadel, die sich, je nachdem wie viele Tonnen Gweicht auf dem Seil liegen, bewegt. Es erinnert ein bisschen an ein EKG-Gerät. Jetzt da das Gerät arbeitet, ist es möglich, den ungefähren Zeitpunkt zu sehen, an dem die Dredge auf den Boden trifft. Dies macht sich dann in einer plötzlichen Entlastung bemerkbar und der Farbstift schlägt leicht nach links aus. Das Schiff nimmt nun wieder Fahrt auf und bewegt sich entlang eines vorher festgelegten Profils. Ab und zu gebe ich den Befehl, mehr Kabel auszulegen. Als wir unseren Endpunkt des Profils erreicht haben, fängt das eigentliche Dredgen an. „Bitte hieven mit 0,3“. Von nun an habe ich den Zugschreiber besonders im Auge. Schnell bewegt er sich von rechts nach links und schon sind die ersten "Bites" zu sehen. Das heißt, kurzzeitig steigt der Zug an (bei mir auf 6 Tonnen) und lässt dann ruckartig wieder los. Die Dredge arbeitet. Schritt für Schritt beißt sie sich durch das Gestein und bricht hoffentlich viele Stücke für uns ab. Gegen Ende werden schon die ersten Wetten entgegen genommen, wie voll die Dredge wohl sein wird. Der spannendste Moment kommt beim Einholen des Stahlseils, als ein Crewmitglied am Heck der Meteor stehend signalisiert, dass er die Dredge sehen kann. Langsam wird sie weiter gehievt und die Spannung steigt. Hab ich meine Arbeit gut gemacht? Der erste Teil der Dredge erscheint. Noch lässt nichts darauf schließen, wie viel wohl drin sein wird. Doch dann taucht der Kettensack auf und ein Durchatmen ist von mir zu vernehmen. Halbvoll. Nicht schlecht. Schnell wird die Dredge entleert und schon stehen die ersten Helferlein der Wissenschaftler mit ihren blauen Kisten bereit und sammeln fleißig die Proben ein. Zur weiteren Bearbeitung werden die Gesteine ins Labor gebracht und erst einmal untersucht. Doch das ist eine andere Geschichte. 

Carolin Bartsch

Mittwoch, 31. März 2010: Fester Boden unter den Füßen

Nachdem wir angelegt hatten, dauerte es noch zwei unendlich lange Stunden, bis die Immigrationsformalitäten abgeschlossen waren und wir das Schiff verlassen konnten. Aber der Plan zur Erkundung von Curacao wurde schon Tage vorher festgelegt. Erst einmal ins Centrum von Willemstad und dann an den Strand. Selten habe ich mich so gefreut festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Zeit der Schaukelei ist nun für 2 Tage unterbrochen, das muss nur auch noch mein Körper mitkriegen und aufhören, die ganze Zeit leicht von links nach rechts zu wippen. Unser Ausflug begann also in der Altstadt von Willemstad, um ein bisschen Sightseeing zu betreiben. Die erste Aufgabe bestand darin, etwas Geld in die einheimische Währung "Niederländische Antillen Gulden" zu tauschen. Gern gesehen sind auf der Insel jedoch auch US-Dollar. Danach erforschten wir das Zentrum, in dem es vor allem kleine Geschäfte und verschiedene kleine Märkte gibt, auf denen man Souvenirs, Früchte und Fische kaufen konnte. Da in der Mittagssonne das Laufen und Denken gar nicht mal so leicht fällt, war ich froh, als wir uns endlich in einem Restaurant am Kanal „St. Anna Baai“ niederließen und ich etwas Kaltes zu trinken in der Hand hatte. In diesem Moment sehnte ich mich nach der stetigen leichten Brise auf der „Meteor“ zurück. Nach der Pause ging’s dann auch gleich weiter und die Suche nach langen Sandstränden begann. Leider gibt’s in Willemstad direkt keinen Strand, wir nutzten jedoch die erstbeste Gelegenheit und hielten unsere Füße an einer steinigen Stelle, wo die Begrenzungsmauer von den Wellen weggerissen wurde, ins karibische Meer. Wir stellten fest, dass das Meer nicht nur gut aussieht, sondern sich auch verdammt gut anfühlt. Plötzlich erwischte uns eine große Welle und unsere Sachen waren komplett nass. Machte aber nix, denn hier liegt die Durchschnittstemperatur schließlich bei 30°C. Unser Weg führt uns nun in eine Touristeninformation, wo uns eine hilfsbereite Dame erklärte, wie wir zum schönsten Strand der Insel kommen. Ein weiterer Besucher der Information hörte unser Gespräch mit und bat uns sofort an, uns schnell an einen nahegelegenen Strand zu fahren. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir uns kurze Zeit später am „Mambo Beach“ wiederfanden. Der Strand übertrifft all unsere Erwartungen, der Sand ist strahlend weiß, das Wasser hat einen kristallenen Blauton und die Palmen werfen einen angenehmen Schatten. Sofort nach der Ankunft warfen wir uns in die Fluten und genossen das kalte Nass. Da der Tag sich schon dem Ende zuneigte, blieben wir nicht allzu lange und machten uns per Minibus auf den Heimweg zum Schiff. Am nächsten Morgen war klar, heute wollen wir das volle Strandprogramm. Baden, Sonnen, Schnorcheln. Wir machten uns am frühen Vormittag auf den Weg zu hiesigen Busstation, dort angekommen stiegen wir in einen Bus, der uns hoffentlich an unser Ziel bringen sollte. Während der Fahrt wurde schnell klar, dass lediglich das Zentrum Willemstads in guten Zustand ist. Je weiter wir fuhren, desto mehr Blechhütten bekamen wir zu Gesicht. Von der Bushaltestelle aus wurden uns 30 Minuten Fußweg vorhergesagt, wir hatten jedoch wieder Glück, denn vorbeifahrende Autos nahmen uns mit bis zum Strand. Nun standen wir also am Port Marie, dem angeblich schönsten Strand Curacaos. Wir sind geneigt, dies zu glauben! Uns erwartete ein noch schöneres Bild als am Tag zuvor, da alles etwas natürlicher wirkt, im Hintergrund ist eine Steilhangküste zu erkennen. Nachdem wir unser Strandlager aufgebaut hatten, stürzten wir uns in die Fluten und genossen erneut das kalte, klare Wasser. Wir verbrachten den Tag mit Sonnenbaden, Schwimmen und Schnorcheln, wobei wir einige bunte Fische entdeckten. Der Weg zurück zum Schiff entpuppte sich als etwas abenteuerlicher, da sich die heimische Mentalität nicht grade durch pünktliche Abfahrtszeiten auszeichnet. Wir warteten über eine Stunde auf einen Bus. Am Schiff angekommen machten wir uns ausgehfertig, um das Nachtleben von Willemstad zu erkunden. Heute früh hat die „Meteor“ Treibstoff gebunkert und letzte Vorkehrungen für die Abfahrt wurden getroffen. Einige von uns hat es noch zu einem kleinen Landsparziergang getrieben, die anderen freuten sich bereits auf die Abfahrt. Pünktlich um 14 Uhr begann dann der Fahrtabschnitt M81-2B und die „Meteor“ verließ den Hafen. Beim Verlassen des Kanals wurden wir noch von einigen Fahrtteilnehmern des 1. Legs überrascht, die sich auf der Schwingbrück positioniert hatten und uns zu winkten. So hatte der Zwischenstopp in Curacao wirklich ein nettes Ende gefunden. Jetzt freuen wir uns auf die ersten Gesteine und Profile des zweiten Fahrtabschnittes! . 

Sarah Conrad

 

Montag, 29. März 2010: Land in Sicht (Curacao)

Heute früh bestätigte uns der Blick aus dem Kammerfenster: Es gibt wirklich noch Land. Nach den Wochen auf See, fernab von jeglichem Festland, ist das ein berauschender Anblick.Wir sind fünf Tage eher eingelaufen als ursprünglich geplant, da unvorhergesehene Umstände, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, zu einer Verkürzung dieses Fahrtabschnitts führten. Der neue Plan sieht vor, dass wir in zwei Tagen, am Mittwoch, wieder auslaufen. Somit wird der anschließende Abschnitt, auf dem wir wie geplant Dredgen und Magnetikprofile fahren wollen, ein paar Tage länger.Der Blick vom Peildeck zeigt, dass die Insel Curacao hügelig ist. Palmen wehen im Wind. Wellen und Strand. Schornsteine, Industrieanlagen und Häuser säumen das Ufer. Die Hafeneinfahrt von Willemstad ist ein enger Kanal (St. Anna Baai), der zu dem Naturhafen Schootegat führt und die Stadt in zwei Hälften teilt. Gleich nach unserer Durchfahrt durch den Kanal wurde die bewegliche Schwimmbrücke wieder geschlossen. Mit der Unterstützung von zwei Schleppern wurde die METEOR sicher zu unserem Liegeplatz gleich hinter der großen Hafenbrücke geleitet. Nun warten wir darauf, dass die Immigrations-Fomalitäten abgeschlossen werden und wir an Land dürfen. In den nächsten zwei Tagen werden wir die Stadt und das Umland erkunden. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Strand! Fortsetzung folgt.... 

Doris Maicher

Samstag, 27. März 2010: Seekrank - Irgendwo in der Karibik

Wir sind bereits über 2 Wochen unterwegs, der Körper scheint sich an die Bewegungen des Schiffes gewöhnt zu haben, niemand hat bisher über Seekrankheit geklagt. Die METEOR gleitet über das tiefblaue Wasser der Karibik hinweg und der Himmel liefert sich einen Wettlauf mit dem Meerwasser, wer das schönere Blau aufweist. Die Sonne verwöhnt uns schon ab dem Morgen mit ihrer Wärme. Nach einem langen kalten Winter in Deutschland ist es nicht verwunderlich, dass die Ersten bereits nach dem Frühstück die Morgensonne genießen und sich die frische Brise um die Nase wehen lassen, bevor sie in Ihre Labore oder an ihre Schreibtische verschwinden und die Nachtschicht in ihr Bett. So auch an diesem Morgen, an dem doch alles anders sein sollte, als an den bereits vergangenen Tagen. Die Brise hat aufgefrischt und der Wellengang hat zugenommen. Bereits der Weg hinunter in die Messe zum Mittagessen kommt einer gleichgewichtstechnischen Meisterleistung nahe – der Körper versucht den Bewegungen des Schiffes nach zu kommen und zeigt seine ersten Schwächen auf. So fällt es ihm schwer alle Bewegungen des Schiffes in adäquater Form auszugleichen und nimmt doch ab und an mal eine Wand mit oder verlagert das Gewicht genau im falschen Moment in eine Richtung, in die das Schiff grade eben nicht möchte. So eiere ich die drei Decks von meiner Kabine hinunter in die Messe, in der sich wie jeden Tag alle zum Essen versammeln. Doch etwas ist Anders als sonst, die Fenster der Messe, die knapp über dem Wasserspiegel liegt, sind verschlossen und in der sonst von Sonne durchfluteten Messe ist es dunkel. Nur künstliche Beleuchtung erhellt den Raum.Es ist lustig anzuschauen, wie Suppentassen, Getränkegläser oder auch Teller ausbalanciert werden und sich alle anstrengen, ihr Essen unversehens an ihren Platz zu bekommen. Die Bewegungen des Schiffes sind bisher für mich erträglich gewesen, da ich immer irgendwie ein Auge aus dem Schiff auf den Horizont geworfen habe, ein Tipp, den ich zum Beginn der Reise bekommen hatte, der gegen Seekrankheit helfen soll. Doch wohin soll mein Blick nun schweifen? Alles ist dunkel. Mein Körper fängt an mir zu signalisieren, dass die Schiffsbewegungen heute nicht mein Freund werden. Ich schlinge mein Essen hinunter, um so schnell wie möglich die Messe verlassen und nach draußen zu können, vielleicht meine Rettung.Es hilft wirklich und ich beginne mich wieder besser zu fühlen. Aber das Wetter macht es selbst mit Lichtschutzfaktor 50 unmöglich, bis zu meiner Nachtschicht draußen zu verbringen. So verschwinde ich auf die Kammer und wende Tipp 2 gegen Seekrankheit an – Das Bett. Erstaunlicherweise hilft auch dieser Tipp, aber mir wird langsam bewusst, dass es kein aktives Bekämpfen des Unwohlseins ist, sondern ein aktives Verschieben des Problems. Abendessen: Ich verlasse mein Bett, dass Schaukeln des Schiffs hat weiter zugenommen und meine Hypothese sollte Recht behalten. Mein Körper verkraftet die Umstellung nicht richtig und das Abendessen verbessert den Zustand auch nicht wirklich. Wie gerne würde ich wieder in mein Bett oder die Augen dem Horizont zuwenden. Doch keine Chance – die Arbeit ruft – also ab bis fast auf die Brücke, in die Lotzentrale, wo Parasound, ein Sedimentecholot (zeigt die Strukturen des Sedimentes im Untergrund an) und SIMRAD – ein Fächerecholot (bildet die Strukturen des Ozeanbodens so ab, dass man ihn sich in 3D ansehen kann) stehen. Dachte ich vorher, die Schiffsbewegung ist in geschlossenen Räumen schlimm, so wurde ich eines besseren belehrt. Hier oben am fast höchsten Punkt des Schiffes wurde sie unausstehlich und zeigte mir ihr aller schlimmstes Gesicht. Nach 30 Minuten war es für mich aus – die eigentlich zu kontrollierenden Monitore entfielen meinem Blickwinkel. Hauptaufgabe wurde Herr meines Körpers zu werden, und alles bei mir zu behalten. Es gab keine Chance für mich, den Job ernsthaft wahrzunehmen, so ließ ich mich ablösen und verschwand kreidebleich aus der Lotzentrale in Richtung meines Bettes. Doch die Seekrankheit hatte mich eingeholt. Selbst den von mir sonst so geliebten Sonnenuntergang aus dem Fenster der Lotzentrale hatte ich verpasst. Leider halfen Tipp 1 und 2 mir an diesem Abend nicht noch einmal, die Seekrankheit hatte die Überhand gewonnen und ich musste mich geschlagen geben für den restlichen Abend und die Nacht.Der nächste Morgen wurde genutzt um den Schiffsarzt aufzusuchen, mich mit Medikamenten zu versorgen und auf Zwieback und Tee umzusteigen. Wie vom Doc prophezeit verschwand die Seekrankheit relativ schnell.So genieße ich seitdem die See wieder in vollen Zügen und auch hohem Wellengang bin ich nun gewachsen. 

Daniel Sperl

Samstag, 20. März 2010: Im ROV-Kontrollcontainer

Holzplanken gehe ich zum hinteren Ende des Schiffs, wo zwischen verschiedenen rotgestrichenen Kränen und Seilwinden der ROV-Kontrollcontainer steht. Hier melde ich mich draussen, vorm Container, über Funk als Ablösung an. Eine Bestätigung knistert undeutlich durch das Walkie-Talkie, ich öffne die Tür und trete stolpernd in einen schwarzen, kühlen Raum. Nachdem sich meine Augen einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt haben überkommt mich das Gefühl in einem kleinen, von neun großen Bildschirmen dominierten, Cockpit zu sitzen. Auf den großen Bildschirmen ziehen abwechselnd zerklüftete, steinerne Klippen, weiße, wellige Sedimentflächen, Canyons oder einzelne aus dem Schlamm ragende Felsbrocken vorbei, langsam und lautlos, vor einem blauen Hintergrund. Helle Strahler erleuchten den Meeresboden in manchmal mehr als 4000 Meter Tiefe. Hin und wieder liegen lila Seegurken auf dem Grund, schwebt ein roter Schrimp behäbig durchs Bild, wachsen bizarre filigrane Schwämme in die Höhe. Der Tauchroboter, der diese Bilder live über ein langes Kabel in den Container sendet und auch von dort gesteuert wird, heißt ROV, remotely operated vehicle, was soviel wie ferngesteuertes Fahrzeug bedeutet. Er wird entlang einer vorher festgelegten Route gesteuert, um mit seinem beweglichen Greifarm gezielt Gesteinsproben am Meeresboden entnehmen zu können. Geschickte Piloten greifen und brechen sogar oft bis zu unterarmlange Steinbrocken aus den vom beisitzenden Wissenschaftler gewünschten Stellen. Jede Aktion, sämtliche Vermutungen des Spezialisten über Ursprung und Art, mögliche Zusammenhänge und auffällige Strukturen werden von mir in einem Laptop protokolliert. Auch Tiefe, Zeit und Position werden gespeichert um später sämtliche Informationen zu fundierten wissenschaftlichen Theorien verbinden zu können. Ich verfolge jetzt schon seit drei Stunden aufmerksam jede Bewegung des ferngesteuerten U-Boots, habe 13 erfolgreich genommene Gesteinsproben protokolliert, in welchem Fach der ausfahrbaren Probenbehälter im ROV sie abgelegt wurden, an welcher Position sie genommen wurden, ob aus dem Fels gebrochen oder aufgelesen… Nun nach etwa 8 Stunden ist das vorgegebene Profil abgearbeitet, der heutige Tauchgang abgeschlossen. Ich beende das Protokoll, packe meine Sachen und trete blinzelnd ins gleißende Sonnenlicht, während sich unter mir in über 2000 Metern Tiefe das ROV, mit den kostbaren Proben, an seinen etwa eineinhalb stündigen Aufstieg zur Wasseroberfläche macht. 

Uwe Krüger

Samstag, 13. März 2010: Start in Port of Spain

Am 09.03.2010 hieß es für viele Wissenschaftler und Studenten Koffer packen, wir fahren in die Karibik. Nach einer langen Anreise von Deutschland über England in die Karibik waren schließlich alle wissenschaftlichen Mitglieder der METEORfahrt M81 Leg 2A/B in Port of Spain/Trinidad angekommen. Nach einer kurzen Nacht im Hotel wurden wir mit einem Bus der Agentur abgeholt und zum doch 200 m entfernten Hafengelände gefahren, wo die METEOR auf uns wartete. Die ersten Schiffsbilder waren dann schnell gemacht. Nach dem Einrichten der Kammern ging es auch schon an die Arbeit, denn zwei Labore für die Geologie mussten vorbereitet werden. Am 11.03. verließen wir um 10:30 den Hafen von Port of Spain und begaben uns auf Forschungsreise. Doch weit sind wir nicht gekommen, denn schon einige Meilen später hielten wir an und bunkerten Treibstoff von einem Tanker. Nach etwa 4 Stunden war dieser Prozess abgeschlossen und die METEOR nahm wieder Fahrt auf. Abends wurden wir Zeugen einer relativ großen Delphinschule, die es sich in den Wellen des Schiffes gut gehen ließen und uns dafür mit beeindruckenden Sprüngen belohnten. Am nächsten Morgen erfolgte eine Sicherheitsbelehrung mit anschließender Übung. Doch bei 31°C mit langen Sachen und Schwimmweste in der Sonne zu stehen, lässt selbst den stärksten Sonnenanbeter dahin schmelzen. Anschließend stellte man sich in mehreren Besprechungen vor und bekam einen Einblick in die Arbeit der nächsten Wochen. Die Wellen halten sich im Moment noch zurück und somit ist keiner von der lästigen Seekrankheit betroffen. Es liegen 2-3 Tage Transit vor uns, ehe wir das Arbeitsgebiet erreichen und mit den Tauchgängen des ROVs, der Magnetik und Kartierung beginnen können. Alle sind wohlauf und grüßen die Daheim gebliebenen. 

Carolin Bartsch