Um dem Druck in bis zu 6000 Metern Tiefe standzuhalten, ist das ROV mit möglichst wenig Hohlräumen gebaut. Foto: Peter Linke/GEOMAR
Das ROV begibt sich auf den Weg in die Tiefe. Es kann mehr als 90 Prozent aller Meeresboden erreichen. Foto: ROV-Team/GEOMAR
Im Laufe der Evolution haben auch viele Organismen wie dieser Tiefseefisch Baupläne entwickelt, die zu den besonderen Bedingungen der Tiefsee passen. Foto: ROV-Team/GEOMAR

Bild des Monats: April 2020

Anpassungsstrategien an eine extreme Umwelt

Auf dem Bild des Monats April ist das ROV KIEL 6000 abgebildet, wie es vom Forschungsschiff SONNE aus ins Wasser gelassen wird. Dieses ferngesteuerte Fahrzeug (ROV = Remotely Operated Vehicle) dient der Erkundung der Unterwasserwelt in Tiefen bis zu 6000 Meter, wie der Name bereits vermuten lässt. Dank dieser maximalen Tauchtiefe kann das ROV KIEL 6000 mehr als 90 Prozent des gesamten Meeresbodens erreichen.

Licht dringt in den Ozeanen bis in etwa 500 m Tiefe vor, danach ist es stockdunkel. Der Tauchroboter ist mit Scheinwerfern ausgestattet, die der Orientierung in der Dunkelheit dienen. Auch viele Organismen sind dazu in der Lage, Licht ins Dunkel zu bringen, allerdings erfüllt dies häufig mehr Funktionen als eine einfache Erhellung der Umgebung. Diese als Biolumineszenz (gr. Biós = Leben, lat. Lumes = Licht) bezeichnete Art der Lichterzeugung ermöglicht beispielsweise Kommunikation zwischen Individuen, Partnersuche und das Anlocken von Beute.

Die meisten Lebewesen sind nicht dazu in der Lage, überhaupt in solche Tiefen zu vorzudringen. Den Tieftauchrekord unter den Säugetieren hält der Pottwal mit etwa 2500 bis 3000 Meter, um Jagd auf Tintenfische und Kalmare zu machen. Während das ROV mit etwa 3500 Kilogramm Gewicht aufwartet, bringen Pottwalbullen gut und gerne das Zehnfache auf die Waage.

In 6000 Meter Tiefe herrscht ein Druck von ca. 600 bar, ein prall aufgepumpter Fahrradreifen entspricht gerade einmal vier bar. Um Extrembedingungen wie in der Tiefsee zu trotzen, muss ein Unterwasserfahrzeug eine äußerst druckfeste Bauform aufweisen. Hohlräume werden wenn möglich vermieden. Gibt es doch welche, sind sie beispielsweise mit Öl gefüllt, welches auch unter hohem Druck nicht komprimierbar ist.
Bei vielen Tiefseefischen werden aus diesem Grund entweder Schwimmblasen gar nicht erst ausgebildet oder mit eingelagertem Fett angereichert.

Mit einer Geschwindigkeit von maximal drei Knoten kann sich das ROV KIEL 6000 zwar nicht mit den schnellsten Schwimmern im Ozean messen, aber Spitzengeschwindigkeit ist in der Tiefsee auch nicht unbedingt entscheidend. Ganz im Gegenteil: Viele der dort lebenden Organismen beschränken ihre Bewegungen auf ein Minimum, um Energie zu sparen, da es an Beute mangelt. Doch auch hier haben sich im Laufe der Evolution weitere Anpassungen im Lebensraum Tiefsee durchgesetzt. Durch die Rückbildung von Schuppen bei Tiefseefischen wird der Widerstand im Wasser reduziert. Weiterhin weisen sie häufig ein stark vergrößertes Maul auf. Dies erhöht die Chancen drastisch, dass ein vorbeischwimmender Organismus tatsächlich als Beute in Frage kommt.

Energie ist beim ROV nicht das Hauptproblem. Es bleibt über ein Kabel stets mit dem Forschungsschiff in Verbindung und wird darüber auch gesteuert. Doch dafür benötigt das ROV Platz an der Oberfläche. Es befinden sich ja 6,5 Kilometer Kabel an Bord des Schiffes, auf eine große, 30 Tonnen schwere Winde ausgespult. Es müssen fünf Container untergebracht werden mit einem Gesamtgewicht von ungefähr 65 Tonnen, die ROV, Ausrüstung etc. enthalten.

Es bleibt festzuhalten: Außergewöhnliche Technik und biologische Baupläne sind von Nöten, um in der fremdartigen Welt der Tiefsee zu bestehen, von der weiterhin ein Großteil unerkundet bleibt.

 

Weitere Informationen:

Das ROV KIEL 6000

Video "Ein Blick in die Tiefsee" mit Bildern vom ROV KIEL 6000 (youtube)

 

Das ROV KIEL 6000 wird vom Forschungsschiff SONNE aus ins Wasser gelassen. Foto: Steffen Niemann
Um dem Druck in bis zu 6000 Metern Tiefe standzuhalten, ist das ROV mit möglichst wenig Hohlräumen gebaut. Foto: Peter Linke/GEOMAR
Um dem Druck in bis zu 6000 Metern Tiefe standzuhalten, ist das ROV mit möglichst wenig Hohlräumen gebaut. Foto: Peter Linke/GEOMAR
Das ROV begibt sich auf den Weg in die Tiefe. Es kann mehr als 90 Prozent aller Meeresboden erreichen. Foto: ROV-Team/GEOMAR
Das ROV begibt sich auf den Weg in die Tiefe. Es kann mehr als 90 Prozent aller Meeresboden erreichen. Foto: ROV-Team/GEOMAR
Im Laufe der Evolution haben auch viele Organismen wie dieser Tiefseefisch Baupläne entwickelt, die zu den besonderen Bedingungen der Tiefsee passen. Foto: ROV-Team/GEOMAR
Im Laufe der Evolution haben auch viele Organismen wie dieser Tiefseefisch Baupläne entwickelt, die zu den besonderen Bedingungen der Tiefsee passen. Foto: ROV-Team/GEOMAR