Bild des Monats: August 2019
Wie Korallenriffe auf die Veränderung der Meere reagieren
Korallenriffe zeigen, wie vielfältig unsere Unterwasserwelt sein kann. Neben ihrer Funktion als natürliche Küstenschutzanlagen und ihrem Dasein als unverzichtbare Ökosysteme speichern sie unzählige Informationen über die Umweltbedingungen, in denen sie leben. Doch wie reagieren diese Multitalente, wenn sich ihr Umfeld langsam verändert?
Bei Korallenriffen kann zwischen den Warmwasserkorallen und den Kaltwasserkorallen unterschieden werden. Warmwasserkorallen, wie die in dem Bild gezeigten verschiedenen Arten von Steinkorallen, sind in den flachen und lichtdurchfluteten Teilen tropischer Gewässer vorzufinden, Kaltwasserkorallen hingegen eher in tieferen und dunkleren, und vor allem kälteren Regionen. Die Verbreitung von Korallen wird durch unterschiedliche Umweltfaktoren beeinflusst. Hierbei ist besonders die Wassertemperatur entscheidend. So wird vermutet, dass bei Kaltwasserkorallen die Dichteschwankung im Wasser ausschlaggebend für dessen Ansiedelung sind. Folglich könnten Veränderungen der Wassertemperatur deutliche Auswirkungen auf die Ansiedelung und die Verbreitung von Korallen haben.
Warmwasserkorallen sind besonders durch den Klimawandel und vor allem von den ansteigenden Temperaturen betroffen. Sie leben schon heute nahe an denen von ihnen tolerierten Temperaturen. Übersteigt die Temperatur diese obere Toleranzgrenze, werden symbiotische Algen, die vor allem in der äußersten Gewebeschicht von Korallen leben, abgeschieden und das bloße Korallengewebe bleibt zurück, man spricht hier von der Korallenbleiche. Eine Folge hiervon war beispielsweise eine massive Korallenbleiche in Thailand im Jahr 2010. Dr. Marlene Wall und Dr. Anna Roik vom GEOMAR beschäftigen sich damit, wie tropische Korallen auf solche Ereignisse reagieren. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass Korallen, die regelmäßig größeren Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, widerstandsfähiger sind als Korallen deren Umgebungstemperatur nahezu konstant bleibt.
Unsere Ozeane speichern eine große Menge des durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre eingebrachten Kohlendioxids. Dieses zusätzliche Kohlendioxid löst sich im Meerwasser, dass dadurch sauer wird. Dies beeinträchtigt auch zunehmend den Aufbau und die Stabilität von Korallenriffen.
Die Reaktion von Kaltwasserkorallen auf erhöhte Temperatur- und Kohlendioxidbedingungen wurde von Dr. Janina Büscher und Dr. Armin Form in einem Laborexperiment am GEOMAR untersucht. Diese leiden zwar nicht an der Korallenbleiche, doch auch sie reagieren auf die Veränderungen ihres Umfeldes. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kaltwasserkorallen zwar besser mit einer Veränderung der Wassertemperatur umgehen können, sie jedoch deutlich empfindlicher auf die steigende Versauerung des Meerwassers reagieren. Die unteren Schichten von Korallenriffen bestehen aus toten Korallenskeletten, die nicht durch die Organik wie bei lebenden Korallen geschützt sind und sich bei Versauerung auflösen. Eine Folge wäre, dass die Riffe instabiler werden können. Lebende Korallen können solche Veränderungen nur unter erhöhtem Energieverbrauch ausgleichen, dies könnte wiederum negative Folgen für die Fortpflanzung oder andere Prozesse bedeuten.
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