Rippenqualle aus der Kieler Förde. Foto: Jamileh Javidpour, GEOMAR
Die Abbildung aus der jetzt in "Molecular Ecology" veröffentlichten Studie zeigt die Verteilung bestimmter genetischer Marker bei den Mnemiopsis leidyi-Populationen im Golf von Mexiko, vor Neuengland, im Schwarzen- bzw. Kaspischen Meer sowie in Nord- und Ostsee. Deutlich zu erkennen sind die Übereinstimmungen zwischen den beiden nördlichen und den beiden Population. Grafik: Reusch

Bild des Monats: Januar 2016

Invasive Schönheit

Sie sind groß wie Weintrauben, navigieren wie gläserne Mini-Raumschiffe durchs Meer und schicken bei Stress bunte Lichtblitze über ihre Außenhaut: Rippenquallen – faszinierende Plankton-Organismen, die streng genommen gar nicht zu den Quallen zählen, da sie keine Nesselzellen besitzen. Für Menschen sind die Tiere völlig ungefährlich. Doch sie haben die Kraft, ein ganzes Ökosystem zu verändern.

Unser Bild des Monats Januar 2016 zeigt eine Rippenqualle aus dem tropischen Antlantik, gefangen auf der METEOR-Expedition M116. Sie ist eine Verwandte der Art Mnemiopsis leidyi, die Wissenschaftler des GEOMAR im Oktober 2006 erstmals in Wasserproben aus der Kieler Förde entdeckten. Die Forscher staunten, die Fischer sorgten sich. Denn die Neulinge im Nahrungsnetz leben nicht nur vom Zooplankton, auf das auch heimische Fische angewiesen sind – sie greifen sich mit ihren Tentakeln auch Fischlarven oder -eier und können so die Bestände dezimieren. Im Schwarzen Meer und im Kaspischen Meer hatte sich Mnemiopsis leidyi ab 1980 so stark vermehrt, dass man ihr schließlich einen natürlichen Fraßfeind gegenüberstellte: die tentakellose Rippenqualle Beroe ovata, die sich auch von entfernten Artverwandten ernährt.

Zunächst wurde vermutet, die Rippenquallen in der Ostsee seien aus dem Schwarzen Meer nordwärts gewandert. Genetische Untersuchungen am GEOMAR und der Universität Kiel zeigten aber, dass sie direkt aus Nordamerika stammten. Weitere Forschungen gaben Einblick in das überraschend flexible Immunsystem der „Meereswalnuss“: Bakterien, denen sie einmal ausgesetzt war, erkannte sie wieder und bekämpfte sie umso massiver. Diese „Immunantwort“ wurde 2013 erstmals für primitive wirbellose Tiere wie die Rippenqualle am GEOMAR nachgewiesen.

Die Invasion kam aus Neuengland
Rippenquallen erkennen ihre Feinde wieder

Rippenqualle aus der Kieler Förde. Foto: Jamileh Javidpour, GEOMAR
Die Abbildung aus der jetzt in "Molecular Ecology" veröffentlichten Studie zeigt die Verteilung bestimmter genetischer Marker bei den Mnemiopsis leidyi-Populationen im Golf von Mexiko, vor Neuengland, im Schwarzen- bzw. Kaspischen Meer sowie in Nord- und Ostsee. Deutlich zu erkennen sind die Übereinstimmungen zwischen den beiden nördlichen und den beiden Population. Grafik: Reusch