Virtuelles Teammeeting bei der Sommerschule. Foto: J. Dengg, GEOMAR.

Wissenschafts-Sommer-Camp ... zu Hause

Schüler und Schülerinnen aus drei Ländern entdecken virtuell gemeinsam die Ozeane

12.08.2021/Kiel. 21 Jugendliche aus verschiedenen europäischen Ländern verbrachten einen Teil des Sommers gemeinsam im virtuellen Raum. In einem Online-Wissenschaftscamp lernten sie verschiedene Umweltthemen kennen, die die Ozeane betreffen, und schlossen gleichzeitig Freundschaften mit Jugendlichen, die Hunderte von Kilometern entfernt waren. Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel hatte das Projekt Ocean@Home zusammen mit vier weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen und NGOs aus Deutschland, Polen und Rumänien organisiert.

Das Wort „Sommerschule“ weckt schnell Assoziationen zu Spaß und Begeisterung in einer Mischung aus Unterricht, Aktivitäten im Freien und vielleicht Grillen am offenen Feuer an lauen Abenden. Stattdessen wurde dies im Fall von Ocean@Home, einer zweiwöchigen virtuellen Sommerschule, die vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und vier weiteren Meeresforschungsinstituten und NGOs in Deutschland, Polen und Rumänien organisiert wurde, zu Zeiten von COVID-19 durch Screen-Sharing, Breakout-Gruppen und Internetrecherche ersetzt.

21 Oberstufenschülerinnen und -schüler zwischen 14 und 17 Jahren bewarben sich aus diesen Ländern und nahmen vom 12. bis 23. Juli 2021 an dem Kurs teil, um verschiedene Aspekte der Meeres- und Klimawissenschaften sowie der ökologischen Nachhaltigkeit kennenzulernen. Das Programm bestand aus Präsentationen von Fachleuten aus den Forschungseinrichtungen, Gruppenarbeiten für die Jugendlichen und individuellen Aufgaben, die zum Ziel hatten, zumindest einen Teil der Aktivitäten vom Computerbildschirm weg ins Freie zu bringen: "An einem Tag bestand die Aufgabe darin, an einen Strand oder Spielplatz zu gehen und in einem vorgegebenen Bereich Plastikmüll zu sammeln", berichtet Diana (14) aus Polen. "Die Ergebnisse wurden ausgewertet und in einem Protokoll festgehalten, um sie mit dem Rest des Teams zu vergleichen." Esther (17) aus Deutschland ergänzt: "An einem anderen Tag gingen wir in Supermärkte in unserer Region, um herauszufinden, woher die verschiedenen Fischprodukte kommen. In dem ersten Supermarkt, in dem ich war, wollte man mich nicht die Etiketten der Artikel überprüfen lassen, also musste ich in einen anderen gehen."

Obwohl das vielleicht nicht nach der üblichen Vorstellung von "Spaß" klingt, schienen die Teilnehmenden aber trotzdem eine gute Zeit zu haben. Diana: "Alles ist auf Englisch, und manchmal ist das schwer zu verstehen, aber wir arbeiten zusammen und teilen unsere Erkenntnisse; das ist so cool!" Und Antonio (16) aus Rumänien ergänzt: "Neben der Arbeit haben wir auch kulturellen Austausch. Wir sagen 'hey, Rumänen sind so und Deutsche sind so...' und ich glaube wirklich, dass daraus Freundschaften entstehen werden." Esther: "Am Anfang war ich mir nicht so sicher, ob wir über diese Stereotypen sprechen können, aber alle sind offen und man kann Witze machen, also macht es großen Spaß, diese Dinge zu vergleichen."

Hatte denn niemand Zweifel am Konzept einer Online-Sommerschule? "Ja, natürlich! Wir waren alle skeptisch", sagt Dr. Joachim Dengg vom GEOMAR, einer der Organisatoren von Ocean@Home. "Wir hatten diese Schule ein halbes Jahr lang geplant, aber wir hatten keine Ahnung, ob überhaupt jemand mitmachen wollte, und wenn ja, ob es ihnen gefallen würde." Und was ist mit den Jugendlichen? "Ich fand das Meeres- und Umweltthema sofort gut, aber als ich sah, dass es nur online war, hatte ich zuerst Bedenken, aber ich war auch neugierig, wie das funktionieren würde", sagt Esther nach kurzem Zögern. "Wir hatten vorher Online-Unterricht in der Schule und da war es oft sehr ... na ja ... still, aber hier interagieren die Leute miteinander. Es klappt ganz gut, und ich denke, es war die richtige Entscheidung, mich zu bewerben."

An jedem zweiten Tag des Online-Kurses arbeiteten die Jugendlichen selbstständig und setzten sich mit einzelnen Teilbereichen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zum Thema Ozeane und Klima auseinander. "Wir haben besprochen, was das konkrete Problem ist und was jeder von uns zu seiner Lösung beitragen kann", erläutert Antonio, und Esther ergänzt: "Es ist sehr interessant, weil es in der Gruppe so viel mehr Ideen gibt, als mir alleine eingefallen wären."

Zusammengefasst: Würden sie es alle wieder tun? Dianas Antwort sagt so ziemlich alles: "Ja, ich würde wirklich gerne wieder an einer Sommerschule wie dieser teilnehmen. Ich lerne neue Leute kennen, übe mein Englisch und lerne wirklich interessante Fakten über die Umwelt und unseren Planeten. Aber natürlich wäre es noch besser, wenn wir uns persönlich treffen könnten."

Ocean@Home wurde organisiert vom GEOMAR Helmholtz-Institut für Ozeanforschung Kiel, Deutschland; IOPAN - Institut für Ozeanologie, Polnische Akademie der Wissenschaften, Sopot, Polen; Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Helgoland, Deutschland; Today We Have, Sopot, Polen; und Mare Nostrum, Constanța, Rumänien. Die Sommerschule wurde vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk DPJW im Rahmen seines Programms Experiment Austausch / Eksperyment Wymiana unterstützt.

Kontakt:
Dr. Joachim Dengg, Tel.: 0431-600-4006, jdengg(at)geomar.de

 

 

Virtuelles Teammeeting bei der Sommerschule. Foto: J. Dengg, GEOMAR.
Virtuelles Teammeeting bei der Sommerschule. Foto: J. Dengg, GEOMAR.