12.03.2013: Vortragsreihe WissenSchaffen

Prof. Dr. Arne Körtzinger: "Forschungsstandort Kap Verde - eine faszinierende Region für Meeresforscher im tropischen Atlantik"

1500 Kilometer südwestlich der Kanarischen Inseln und rund 650 Kilometer westlich des Senegal liegen mitten im tropischen Atlantik die Kapverdischen Inseln. Auf neun Eilanden leben rund 500.000 Menschen. Weitere sechs Inseln gehören zum Archipel, sind aber unbewohnt. Einst portugiesische Kolonie und Umschlagplatz im atlantischen Sklavenhandel, erlangte der Inselstaat 1975 zusammen mit Guinea-Bissau die Unabhängigkeit. Seit 1981 bilden die Inseln einen eigenen Staat. Noch sind die Kanarischen Inseln, Madeira oder die Azoren als Touristenziel im Atlantik weit bekannter. Doch die Zahl der Gäste auf den Kapverden steigt. Dabei handelt es sich nicht nur um Urlauber. Vor allem deutsche Meeresforscher kommen immer wieder auf die Inselgruppe, um von dort ihre Forschungsarbeiten in dieser wissenschaftlich hochinteressanten und wichtigen Region durchzuführen.

Die Tropen sind eine gigantische Wettermaschine, die tropische Wirbelstürme, energiegeladene Gewittertürme, ergiebige Monsunniederschläge und prominente Klimaoszillationen wie El Niño hervorbringt. Hierbei spielt der Ozean häufig eine entscheidende Rolle. Emissionen von Spurengasen aus dem tropischen Ozean haben wichtige Auswirkungen auf die Atmosphäre und können aufgrund der besonderen lokalen Dynamik der Troposphäre rasch bis in die Stratosphäre gelangen, wo sie aktiv am Abbau der natürlichen Ozonschicht beteiligt sind. Umgekehrt übt die Atmosphäre über den Eintrag gewaltiger Mengen von Saharastaub in den Nordatlantik einen wichtigen Einfluss auf die Biogeochemie und damit biologische Produktivität des Meeres aus. Doch auch im Ozean selbst sind bedeutende Prozesse am Werk. So gehört das vom Küstenauftrieb vor Westafrika genährte Ökosystem zu den produktivsten und ökonomisch wichtigsten weltweit. Im Ozeaninneren erstreckt sich in dieser Region eine Sauerstoffminimumzone, die zwar noch nicht so ausgeprägt ist wie ihre Pendants im Pazifik oder Indik aber in den letzten Dekaden eine deutliche Ausbreitungstendenz zeigt, wie jüngste Kieler Arbeiten belegen – mit Konsequenzen, die bisher nicht abgeschätzt werden können. Nicht zuletzt sind die Kapverden auch in geologischer und vulkanologischer Hinsicht hochinteressant, da sie durch ihre Lage auf einem sogenannten „Mantel Hotspot“ vulkanisch sehr aktiv sind. Jüngste Arbeiten belegen sogar erstmals die Existenz von explosivem Vulkanismus am Meeresboden der Tiefsee. Die Region bietet somit eine seltene Konzentration von wissenschaftlich aktuellen und hochrelevanten Forschungsthemen, die sich auf alle meereskundlichen Disziplinen erstrecken.

In seinem Vortrag „Forschungsstandort Kap Verde – eine faszinierende Region für Meeresforscher im tropischen Atlantik“ gibt der Meereschemiker Prof. Dr. Arne Körtzinger vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel einen detaillierten Einblick in die verschiedenen Themen, für die der Meeresforschungsstandort Kap Verde wichtig ist. Professor Körtzinger erläutert aktuelle  Aktivitäten, gibt einen Ausblick auf zukünftige Planungen für die deutsch-kapverdische Forschungszusammenarbeit und bietet nicht zuletzt auch Einblicke in ein hochinteressantes Land.


Zeit: Dienstag, 12. März 2013, von 10 bis 11 Uhr.
Ort: Hörsaal GEOMAR, Standort Ostufer, Wischhofstraße 1-3, 24148 Kiel

(Anfahrtskizze)

 

Professor Arne Körtzinger ist Leiter der Forschungseinheit „Chemische Ozeanographie“ am GEOMAR. Er ist Spezialist für den marinen Kohlenstoffkreislauf, beschäftigt sich intensiv mit menschlichen Einflüssen auf Stoffkreisläufe im Meer allgemein. Er hat schon an zahlreichen Expeditionen im tropischen Atlantik teilgenommen beziehungsweise diese selbst geleitet.
 
Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Vortragsreihe „Wissen schaffen“, die Ozeanforschung leicht verständlich präsentiert. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bei „Wissen schaffen“ über die Arbeiten des GEOMAR zu informieren. Die Vorträge eignen sich auch für Schulklassen (ab etwa Klassenstufe 10). Der Eintritt ist frei! Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Bei Gruppen über 20 Personen ist eine kurze Nachricht an presse(at)geomar.de aber hilfreich.