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Bergung einer Verankerung. Foto: Martin Visbeck/GEOMAR
Route der Expedition M158 von Walvis Bay nach Recife entlang des Äquators. Karte: Esri / GEBCO
Salzgehalt und Temperatur in den oberen 200 Metern des Atlantiks in einem Schnitt entlang des Äquators. Während im östlichen Teil, nahe des afrikanischen Kontinents, das Oberflächenwasser warm und salzarm ist, sind die Temperaturen im westlichen Teil niedriger, bei höherem Salzgehalt. Grafik: Arthur Prigent / GEOMAR
Dr. Rainer Kiko mit einem optischen Underwater Vision Profiler (UVP). Bei der Wiederauslegung der Verankerung wurde dieses Instrument erstmals eingesetzt, um die Anzahl von Partikeln zu vermessen und Bilder größerer Partikel zur späteren Identifizierung zu speichern. Foto: Iris Kriest/GEOMAR
Die METEOR im Hafen von Recife. Foto: M159-Blog
Beter Brandt und Martin Visbeck erklären dem Brasilianischen Staatssekretär für Forschung des MCTIC Marcelo Morales die Arbeitsweisen der ozeanographischen Messgeräte. Foto: Cleo Santana
Von Bord der METEOR wird während M159 die Verankerungsanlage 10° Süd vor Brasilien ausgetauscht. Foto: Martin Visbeck / GEOMAR

Drei Expeditionen, ein Ziel

Den tropischen Atlantik besser verstehen

Der tropische Atlantik ist schon seit vielen Jahren eine Schwerpunktregion für die Forscherinnen und Forscher des GEOMAR. Aus gutem Grund: Hier treffen warme Oberflächenströmungen und kalte Tiefenströmungen aufeinander, die bedeutsame Abschnitte der globalen Ozeanzirkulation bilden. Gerade der Ostrand des tropischen Atlantiks ist außerdem biologisch sehr produktiv und trägt erheblich zum globalen Fischereiertrag bei. Gleichzeitig spielt die Region für den Transport von Kohlenstoff in die Tiefe – und damit letztendlich für die Klimaregulierung – eine wichtige Rolle.

In diesem Herbst ist das deutsche Forschungsschiff METEOR drei Monate lang unter Leitung des GEOMAR in der Region im Einsatz, um unterschiedliche Aspekte des komplexen Ozeansystems zu erforschen. Erkenntnisse aus diesen Expeditionen werden in Zukunft auch für Aussagen im Zuge der Klimadiskussion und für das Verständnis des gesamten Atlantiks relevant sein.
Mitte September bestieg das Team der ersten Expedition – sie trug die offizielle Bezeichung M158 – , die METEOR im Hafen von Walvis Bay (Namibia). Direkt nach dem Auslaufen nahm die METEOR Kurs nach Norden in angolanische Gewässer. Dort, direkt im Angolastrom, betreibt das GEOMAR seit 2013 eine Langzeitverankerung und untersucht den Auftrieb von kaltem, nährstoffreichem Wasser. Er sorgt unter anderem für eine ausgeprägte biologische Produktivität in den küstennahen Meeresgebieten. „Zusätzlich zu den ozeanographischen Arbeiten haben wir uns auch die Planktonverteilung angesehen. Unser Wissen über die Ökosysteme des tropischen und südlichen Atlantiks sind im Vergleich zum Nordatlantik noch lückenhaft. Doch um den gesamten Atlantik und Veränderungen in ihm zu verstehen, müssen wir diese Lücken füllen“, erklärt der Ozeanograph Prof. Dr. Peter Brandt vom GEOMAR, Fahrtleiter der Expedition M158.
Anfang Oktober erreichte die METEOR den Äquator. „1958 sind US-amerikanische Kollegen schon einmal entlang des Äquators von Ost nach West gefahren und haben ozeanographische sowie biologische und chemische Untersuchungen vorgenommen. Seitdem haben Forschungsfahrten den Äquator fast nur gekreuzt. Deshalb ist es so spannend, die Expedition von damals jetzt zu wiederholen“, erklärt Peter Brandt.

Entlang des Äquators haben die Forscherinnen und Forscher regelmäßig Wasserproben genommen sowie die Physik des Wasser vom Ozeanboden bis zur Oberfläche vermessen. Mit Spezialnetzen und einem Underwater Vision Profiler untersuchten sie das Vorkommen und die Verteilung von Plankton sowie organischer Partikel im Wasser. Bei 23° West bargen sie außerdem eine seit 2001 bestehende Langzeitverankerung, lasen die Daten aus, ersetzten Akkus sowie Verschleißteile und legten die Verankerung wieder aus. „Die Messgeräte haben spektakuläre Tiefenströmungen aufgezeichnet, die ihre Richtung innerhalb weniger hundert Meter von West nach Ost ändern“, berichtet der Fahrtleiter. Schon heute wisse man, dass diese Tiefenströmungen wichtig für die Sauerstoff- und Spurenstoffverteilung am Äquator sind. „Im Detail haben wir aber noch viele Fragen, die wir mit den neuen Daten hoffentlich teilweise beantworten können“, ergänzt Brandt.

Nach fünfeinhalb Wochen auf See erreichte die METEOR den Hafen von Recife in Brasilien. Dort wartete nicht nur das nächste Expeditionsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Visbeck, sondern auch ein intensives Programm auf die Ankommenden. Gleich am Tag der Ankunft veranstalteten die deutsche Botschaft und das Bundesf­orschungsministerium an Bord einen Empfang anlässlich des 50-jährigen Bestehens der bilateralen Zusammenarbeit von Brasilien und Deutschland in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation. Gruppen brasilianischer Schüler und Studenten besuchten das deutsche Forschungsschiff. „Ein gemeinsames Seminar mit der Ozeanografischen Abteilung der Universität Pernambuco rundete den Besuch ab. Es ist bereits die siebte derartige Veranstaltung, was die langfristige hervorragende Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland in der Meeresforschung hervorhebt“, betont Martin Visbeck.

Am 29. Oktober verließ die METEOR Recife wieder. Erstes Arbeitsgebiet der Expediton M159: die brasilianischen Küstengewässer. „Hier geht es uns darum, die Oberflächen- und Tiefenströmungen entlang des Kontinentalhang zu untersuchen, die wichtige Teile der globalen Ozeanzirkulation bilden“, erklärt Martin Visbeck. Das GEOMAR betreibt vor Brasilien seit mehreren Jahren Langzeitverankerungen, um Veränderungen dieses System über möglichst lange Zeiträume zu beobachten. Die Verankerungen wurden geborgen, gewartet und neu ausgelegt. Außerdem absolvierte das Team ein umfangreiches Messprogramm vom Schiff aus
Ein besonderer Aspekt der Fahrt war zudem, dass neben Studenten der Kieler Universität auch junge Kolleginnen und Kollegen aus Brasilien, Argentinien, Kolumbien und Nigeria an Bord waren. Für viele von ihnen war es die erste Forschungsfahrt überhaupt. Nicht nur bei den praktischen Arbeiten an Deck und in den Laboren, auch bei täglichen Seminaren und Vorlesungen lernten sie die Welt der Ozeanforschung intensiv kennen. Teilweise hatte das Trainee-Programm der Partnership for Observation of the Global Ocean (POGO) dieses Programm ermöglicht.

Nachdem die METEOR den Atlantik erneut gequert hatte – dieses Mal in nordwestlicher Richtung – endete Expedition M159 am 19. November im Hafen von Mindelo (Kap Verde). Hier trafen Schiff und Besatzung gleich auf zwei andere Forschungsschiffe: die deutsche MARIA S. MERIAN und die niederländische PELAGIA, die sich hier ebenfalls auf weitere Expeditionen vorbereiteten. „Das allein zeigt, wie spannend die Region aus wissenschaftlicher Sicht ist“, betont Martin Visbeck. Einige Teilnehmer von M159 blieben zudem in Mindelo zur Eröffnung der Cabo Verde Ocean Week, die am 25. November im Ocean Science Centre Mindelo begangen wurde. 
Zu diesem Zeitpunkt hatte die METEOR den Hafen allerdings schon wieder verlassen. Unter der Fahrtleitung von Prof. Dr. Arne Körtzinger untersucht sie seitdem im östlichen tropischen Atlantik bis zu 100 Kilometer große Wirbeln, die sich vor der Küste Westafrikas bilden und in ihrem Innern teilweise extreme Sauerstoffarmut entwickeln können. „Die Existenz dieser Wirbel ist erst seit wenigen Jahren bekannt und sie eröffnen ganz neue Perspektiven auf die Biogeochemie und Ozeanographie des Atlantiks“, sagt Professor Körtzinger.

Blogs und Links:

Bei Redaktionsschluss ist Expedition M160 noch auf See. Wir berichten in der nächsten Ausgabe ausführlicher über die Wirbeljagd. Wer nicht so lange warten möchte, kann dem Team im Kap-Verde-Blog (www.oceanblogs.org/capeverde) oder auf Twitter, Facebook und Instagram unter dem Hashtag #MOSESeddyhunt folgen. Auch Expediton M159 hat online Logbuch geführt: www.oceanblogs.org/m159

 

Fahrtberichte der Expeditionen:

M158: www.geomar.de/e353123

M159: www.geomar.de/e353127

M160: www.geomar.de/e353386

Bergung einer Verankerung. Foto: Martin Visbeck/GEOMAR
Bergung einer Verankerung. Foto: Martin Visbeck/GEOMAR
Route der Expedition M158 von Walvis Bay nach Recife entlang des Äquators. Karte: Esri / GEBCO
Route der Expedition M158 von Walvis Bay nach Recife entlang des Äquators. Karte: Esri / GEBCO
Salzgehalt und Temperatur in den oberen 200 Metern des Atlantiks in einem Schnitt entlang des Äquators. Während im östlichen Teil, nahe des afrikanischen Kontinents, das Oberflächenwasser warm und salzarm ist, sind die Temperaturen im westlichen Teil niedriger, bei höherem Salzgehalt. Grafik: Arthur Prigent / GEOMAR
Salzgehalt und Temperatur in den oberen 200 Metern des Atlantiks in einem Schnitt entlang des Äquators. Während im östlichen Teil, nahe des afrikanischen Kontinents, das Oberflächenwasser warm und salzarm ist, sind die Temperaturen im westlichen Teil niedriger, bei höherem Salzgehalt. Grafik: Arthur Prigent / GEOMAR
Dr. Rainer Kiko mit einem optischen Underwater Vision Profiler (UVP). Bei der Wiederauslegung der Verankerung wurde dieses Instrument erstmals eingesetzt, um die Anzahl von Partikeln zu vermessen und Bilder größerer Partikel zur späteren Identifizierung zu speichern. Foto: Iris Kriest/GEOMAR
Dr. Rainer Kiko mit einem optischen Underwater Vision Profiler (UVP). Bei der Wiederauslegung der Verankerung wurde dieses Instrument erstmals eingesetzt, um die Anzahl von Partikeln zu vermessen und Bilder größerer Partikel zur späteren Identifizierung zu speichern. Foto: Iris Kriest/GEOMAR
Die METEOR im Hafen von Recife. Foto: M159-Blog
Die METEOR im Hafen von Recife. Foto: M159-Blog
Beter Brandt und Martin Visbeck erklären dem Brasilianischen Staatssekretär für Forschung des MCTIC Marcelo Morales die Arbeitsweisen der ozeanographischen Messgeräte. Foto: Cleo Santana
Beter Brandt und Martin Visbeck erklären dem Brasilianischen Staatssekretär für Forschung des MCTIC Marcelo Morales die Arbeitsweisen der ozeanographischen Messgeräte. Foto: Cleo Santana
Von Bord der METEOR wird während M159 die Verankerungsanlage 10° Süd vor Brasilien ausgetauscht. Foto: Martin Visbeck / GEOMAR
Von Bord der METEOR wird während M159 die Verankerungsanlage 10° Süd vor Brasilien ausgetauscht. Foto: Martin Visbeck / GEOMAR
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