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FS POSEIDON in der Caldera von Santorin. Zur Erforschung des Vulkanismus in der Region war das nach dem altgriechischen Gott des Meeres benannte Forschungsschiff von Anfang März bis Ende Mai dort im Einsatz. Foto: Evangelos Zavos
Blick auf die Steilküste von Santorin. Deutlich erkennbar sind die oberen hellbraunen Ablagerungen der Minoischen Eruption. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR
Die Inselgruppe Santorin von oben. Die ringförmig angeordneten Inseln Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Mitte schon ein neuer Vulkan heranwächst (die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni). Satellitenfoto: NASA
Forscher des GEOMAR und der Universität Athen bei der Planung weiterer Untersuchungen anhand der von AUV ABYSS erstellten hochauflösenden Meeresbodenkarte. Foto: Evangelos Zavos
Zurück vom Einsatz: Die vom Greifarm des ROV PHOCA gesammelten Gesteinsproben werden in Augenschein genommen. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR
Obere zwei Meter eines insgesamt vier Meter langen Sedimentkerns, gezogen 40 km nordöstlich von Santorin während der Expedition POS513. Markierung C: Asche des Kolumbo-Ausbruchs im Jahr 1650, Markierung M: Asche der Minoischen Eruption um 1600 v. Chr. Foto: Armin Freundt, GEOMAR

Ein Meeresgott auf der Spur des Feuers

POSEIDON-Expeditionen sollen Geschichte des Vulkanismus in der Ägäis klären

Ein Reisemagazin des Norddeutschen Rundfunks nannte die Inselgruppe Santorin in der südlichen Ägäis kürzlich das „Idyll auf dem Pulverfass“. Die Beschreibung ist zutreffend. Einerseits ist die Inselgruppe bekannt für ihre hell getünchten Dörfer, die sich malerisch auf 300 Meter hohen, dunklen Klippen über dem blauen Meer drängeln und zehn­tausende Touristen pro Jahr anlocken. Andererseits erinnert die ringförmige Struktur der Inselgruppe nicht zufällig an einen Krater. Tatsächlich bildet Santorin den oberen Rand einer Vulkan-Caldera. Hier ereignete sich vor etwa 3600 Jahren – also in jüngster geologischer Vergangenheit – eine gewaltige Eruption.

Möglicherweise war diese Naturkatastrophe mit verantwortlich für den Niedergang der minoischen Kultur auf Kreta, der ersten Hochkultur auf europäischen Boden. Vulkanisch aktiv ist die südliche Ägäis nach wie vor. Der Grund: Die afrikanische Erdplatte schiebt sich mit einer Geschwindigkeit von rund vier Zentimetern pro Jahr unter die Ägäische Mikroplatte. Doch viele Details dieser Vorgänge sind noch unbekannt. In Zusammenarbeit mit Forschenden der Universität Athen untersuchten Kieler Meeresforscherinnen und Meeresforscher die Geschichte des Vulkanismus rund um die Insel­gruppe, um unter anderem mehr über mögliche Gefahren in der Zukunft zu erfahren.

Drei POSEIDON-Expeditionen sollen Geschichte des Vulkanismus in der Ägäis klären


Begonnen haben die Untersuchungen während der ersten dreieinhalbwöchigen Expedition mit grundlegenden Vermessungen des Meeresbodens rund um Santorin sowie innerhalb des Inselrings. Dazu setzte das Team auf der POSEIDON das autonome Unterwasserfahrzeug (AUV) ABYSS ein. Es konnte fast 100 Quadratkilometer auf der Suche nach Spuren früherer tektonischer Aktivität und unterseeischer Vulkanausbrüche kartieren. Dabei erstellte es auch Karten des noch aktiven Unterwasservulkans Kolumbo mit einer bisher nicht erreichten Genauigkeit. Der letzte stärkere Ausbruch des Kolumbo im Jahr 1650 löste einen verheerenden Tsunami aus, der für den Tod von mehr als 70 Menschen auf Santorin sowie Zerstörungen an den Küsten in bis zu 150 Kilometer Entfernung verantwortlich war. „Die Plattentektonik wirkt seit Millionen von Jahren auf die Region ein. Einige der feinen Strukturen, die wir jetzt in den AUV-Karten sehen können, erzählen uns viel über die mögliche zukünftige Entwicklung der Vulkane“, erklärt dazu der wissenschaftliche Fahrtleiter der ersten Expedition, Prof. Dr. Mark Hannington vom GEOMAR.

Das zweite Expeditionsteam unter Leitung von Dr. Jörg Geldmacher vom GEOMAR­ nutzte in den folgenden drei Wochen unter anderem den ferngesteuerten Tauchroboter ROV PHOCA, um Gesteinsproben aus den steilen Unterwasser-Klippen Santorins zu sammeln. „Die Proben aus den tieferen Schichten erlauben uns die frühe Geschichte der Vulkane und die Entwicklung der Magmen zu verstehen“, erklärt der Fahrtleiter. Erste Indizien deuten darauf hin, dass der breite Sockel, auf dem die heutigen Inseln aufsitzen, anders zusammengesetzt ist, als bisher vermutet wurde. Das könnte auch Abschätzungen über die Größe vergangener Eruptionen noch einmal deutlich verändern. „Mit dem ROV PHOCA konnten wir außerdem hochauflösende Foto-Mosaike der unterseeischen Steilhänge produzieren, aus denen wir jetzt präzise 3D-Modelle berechnen können“, ergänzt Fahrtteilnehmer Dr. Tom Kwasnitschka.

Während der abschließenden Expedition im Mai unter Leitung von Dr. Armin Freundt vom GEOMAR nahm das Team zusätzlich mehr als 40 bis zu 7,5 m lange Kerne von Tiefsee-Sedimenten entlang der Region von Milos über Santorin bis Kos. Die darin enthaltenen Aschelagen liefern Informationen über Häufigkeit und Stärke der hochexplosiven Eruptionen der vergangenen 100.000 Jahre.

Jetzt müssen die gesammelten Daten und Proben detailliert ausgewertet werden.  Auf die Ergebnisse warten auch die griechischen Projektpartner ungeduldig. „Diese gemeinsamen Untersuchungen mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen helfen uns, das Wissen über die tektonische und vulkanische Aktivität in unserer Region deutlich zu erweitern“, sagt Prof. Dr. Paraskevi Nomikou von der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen, die seit 2010 die griechischen Forschungen in Santorin und Kolumbo leitet. „Naturgefahren sind am GEOMAR ja ein genereller Schwerpunkt und gerade die Risiken im Mittelmeer werden oft unterschätzt. Die Expeditionen vor Santorin sind also auch ein wichtiger Beitrag zu unserem grundlegenden Forschungsprogramm OCEANS“, sagt Dr. Geldmacher, der auch Programm-Koordinator am GEOMAR ist.

Die Expeditionsseite des GEOMAR: www.geomar.de/forschen/expeditionen

FS POSEIDON  in der Caldera von Santorin. Zur Erforschung des Vulkanismus in der Region war das nach dem altgriechischen Gott des Meeres benannte Forschungsschiff von Anfang März bis Ende Mai dort im Einsatz. Foto: Evangelos Zavos
FS POSEIDON in der Caldera von Santorin. Zur Erforschung des Vulkanismus in der Region war das nach dem altgriechischen Gott des Meeres benannte Forschungsschiff von Anfang März bis Ende Mai dort im Einsatz. Foto: Evangelos Zavos
Blick auf die Steilküste von Santorin. Deutlich erkennbar sind die oberen hellbraunen Ablagerungen der Minoischen Eruption. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR
Blick auf die Steilküste von Santorin. Deutlich erkennbar sind die oberen hellbraunen Ablagerungen der Minoischen Eruption. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR
Die Inselgruppe Santorin von oben. Die ringförmig angeordneten Inseln Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Mitte schon ein neuer Vulkan heranwächst (die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni). Satellitenfoto: NASA
Die Inselgruppe Santorin von oben. Die ringförmig angeordneten Inseln Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Mitte schon ein neuer Vulkan heranwächst (die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni). Satellitenfoto: NASA
Forscher des GEOMAR und der Universität Athen bei der Planung weiterer Untersuchungen anhand der von AUV ABYSS erstellten hochauflösenden Meeresbodenkarte. Foto: Evangelos Zavos
Forscher des GEOMAR und der Universität Athen bei der Planung weiterer Untersuchungen anhand der von AUV ABYSS erstellten hochauflösenden Meeresbodenkarte. Foto: Evangelos Zavos
Zurück vom Einsatz: Die vom Greifarm des ROV PHOCA gesammelten Gesteinsproben werden in Augenschein genommen. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR
Zurück vom Einsatz: Die vom Greifarm des ROV PHOCA gesammelten Gesteinsproben werden in Augenschein genommen. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR
Obere zwei Meter eines insgesamt vier Meter langen Sedimentkerns, gezogen 40 km nordöstlich von Santorin während der Expedition POS513. Markierung C: Asche des Kolumbo-Ausbruchs im Jahr 1650,  Markierung M: Asche der Minoischen Eruption um 1600 v. Chr. Foto: Armin Freundt, GEOMAR
Obere zwei Meter eines insgesamt vier Meter langen Sedimentkerns, gezogen 40 km nordöstlich von Santorin während der Expedition POS513. Markierung C: Asche des Kolumbo-Ausbruchs im Jahr 1650, Markierung M: Asche der Minoischen Eruption um 1600 v. Chr. Foto: Armin Freundt, GEOMAR
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