Was hat der Ozean mit der Ozonschicht zu tun?

- Am IFM-GEOMAR diskutieren Wissenschaftler interdisziplinär den Einfluss natürlicher Spurengase auf den Ozonabbau -

16.11.2010/Kiel. Auch wenn die industrielle Produktion von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in den 1990er Jahren deutlich reduziert wurde, existiert das sogenannte Ozonloch in der Stratosphäre nach wie vor. Ein gewisser Anteil des Ozonabbaus in unseren Breiten ist bis heute ungeklärt. Auch natürliche Spurengase – zum Beispiel kurzlebige Bromverbindungen – spielen dabei eine Rolle. Sie entstehen unter anderem im Ozean, beim Stoffwechsel einiger pflanzlicher Kleinstlebewesen, dem sogenannten Phytoplankton, sowie einiger Makroalgen. Wie groß ihre Bedeutung ist und wie sich die Quellen im Meer in Zukunft verändern können, diskutieren am 16. und 17. November 2010 Biologen, Meeres- und Atmosphärenchemiker sowie Meteorologen des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, des Deutschen Wetterdienstes sowie mehrere deutscher Universitäten am IFM-GEOMAR. Grundlage dafür sind Messungen, die die Wissenschaftler zusammen mit Kollegen aus den USA und den Niederlanden im Oktober 2009 während der Expedition „TransBrom“ des deutschen Forschungsschiffs SONNE im Westpazifik durchgeführt haben, und darauf aufbauende Analyseergebnisse.

Während dieser Fahrt untersuchte das internationale Team unter Leitung der Kieler Meereschemikerin Dr. Birgit Quack die Wechselwirkungen kurzlebiger Bromverbindungen und weiterer Spurengase zwischen Ozean und Atmosphäre. Der tropische Westpazifik ist für diese Untersuchungen besonders wichtig, da in bestimmten Regionen der tropischen Ozeane starke Emissionen der Bromverbindungen festgestellt wurden, aber bisher keine Messungen für den Westpazifik existierten. Des Weiteren findet in dieser Region ein schneller Austausch  zwischen den untersten Atmosphärenschichten (der Troposphäre, 0-15 Kilometer Höhe) und der Stratosphäre (15-50 Kilometer Höhe) mit der schützenden Ozonschicht statt. Während der Schiffsexpedition wurde eine Vielzahl von Spurengasen im Oberflächenwasser des Westpazifiks gemessen und ihr Weg von dort bis in die Stratosphäre verfolgt. Gleichzeitig untersuchten die Wissenschaftler die Zusammensetzung und Physiologie des Phytoplanktons entlang der Fahrtroute. Dabei konnte erstmals gezeigt werden, dass Emissionen im tropischen Westpazifik von besonderer Bedeutung für den Transport der Bromverbindungen von der Meeresoberfläche bis in über 15 Kilometer Höhe sind.

Die Ergebnisse der Expedition und der Nachuntersuchungen sollen unter anderem in das „Ozon-Assessment“ der WMO („World Meteorological Organization“) und sowie die Klimazustandsberichte des IPCC („Intergovernmental Panel on Climate Change“) einfließen.

Die Schiffsexpedition wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und ist Teil des Projektes „TransBrom“ unter Leitung von Prof. Dr. Kirstin Krüger. Die wissenschaftlichen Arbeiten tragen auch zu den Zielen des neuen EU-Projektes SHIVA (Stratospheric ozone: Halogen Impacts in a Varying Atmosphere) bei, das unter Beteiligung des IFM-GEOMAR im 7. Rahmenprogramm der Europäischen Union gefördert wird.

 

Links:
Transbrom-Projektseite