Definition: Plagiat

Scherzhaft

Eine scherzhafte Definition von „Plagiat“ ist bei Stefan Schaltenbrand [Sch 94] zu finden, die als studentisches Bonmot kursiert und Wilson Mizner, ein US amerikanischer Drehbuchautor zugeschrieben wird:

Aus einem Buch abschreiben = Plagiat;
aus zwei Büchern abschreiben = Essay;
aus drei = Kompilation;
aus vier = Dissertation.

John Milton

Diese Definition ähnelt sehr einer Definition von John Milton in Iconoclastes (XXIII): “Copy from one, it’s plagiarism; copy from two, it’s research.”

Viele Fragen

Es ist recht problematisch, eine genaue Definition für Plagiat zu geben, abgesehen von der äußerst plumpen, buchstabengetreuen Übernahme ganzer Seiten. Viele Autoren streiten sich – ganz unabhängig von jeglicher Frage des Urheberrechts – über vielerlei Fragen:

- ob etwas erst dann zum Plagiat wird, wenn bewusst abgeschrieben wurde

- ob es zufällige Übereinstimmungen geben kann
- ob man durch sog. “Patchwriting” gut lernen kann zu schreiben
- ob die bloße Übernahme von Strukturen oder Argumenten bereits ein Plagiat ist
- ob falsche oder unvollständige Fußnoten als Plagiat zu werten ist
- ob erfundene Daten oder Quellen als Plagiat oder als Täuschung zu werden sind
- ab welchen Grad der Änderung von Worten es eine eigene Arbeit werden könnte
- oder ob ein Autor vielleicht nur unter Kryptoamnesie gelitten hat, und so weiter

Ebenfalls von Bedeutung ist die Frage des Umfanges– handelt es sich nur um einen Satz oder einen Absatz, und der Rest des Werkes kann für sich stehen, sehen manche Experten kein Plagiatsproblem. Sind jedoch bei einem Umfang von 177 Seiten über 100 Übernahmestellen nachweisbar, wird zu Recht von Plagiat gesprochen. In den 60er-Jahren gab es eine derartige Dissertation, die an einer bundesdeutschen Universität eingereicht wurde und nachträglich als Plagiat entlarvt wurde. Obwohl die Fakultät beschlossen hatte, dem Einreichenden den Doktortitel abzuerkennen und eine Fachvereinigung sich ebenfalls energisch dafür einsetzte, konnte die Hochschulleitung sich nicht dazu durchringen – das Protektorat durch den Doktorvater war zu mächtig. Auch in den letzten 10 Jahren sind die Autorin mehrere Fälle, in denen recht umfangreiche Übernahmen nicht als Plagiat gewertet worden sind, gemeldet worden, aber auch mindestens einen Fall, an der Universität Tübingen, in den eine Promotion aberkannt wurde.

Wikipedia

Wikipedia definiert Plagiat als ” [...]die Vorlage fremden geistigen Eigentums bzw. eines fremden Werkes als eigenes oder Teil eines eigenen Werkes. Dieses kann sowohl eine exakte Kopie, eine Bearbeitung (Umstellung von Wörtern oder Sätzen), eine Nacherzählung (Strukturübernahme) oder eine Übersetzung sein. Manche Quellen klassifizieren auch erfundene Daten und unzureichend gekennzeichnete Zitate als Plagiate.” Allerdings, wenn man da genauer hinschaut, ist die Autorin dieser Definition identisch mit die Autorin dieser Lerneinheit, es kann sich in der Zwischenzeit geändert haben, und so ist genau das hineingeschreiben worden, was hier zitieren werden sollte. Ob die Wikipedia eine zitierfähige Quelle ist, ist eine Diskussion, die anderswo geführt werden muss.

Paul Englisch

Die folgende Definition von Paul Englisch fasst die verschiedenen Facetten recht gut zusammen : Plagiat ist also die aus freier Entschließung eines Autors oder Künstlers betätigte Entnahme eines nicht unbeträchtlichen Gedankeninhalts eines anderen für sein Werk in der Absicht, solche Zwangsanleihe nach ihrer Herkunft durch entsprechende Umgestaltung zu verwischen und den Anschein eigenen Schaffens damit beim Leser oder Beschauer zu erwecken.

1. Rosenfeld, H. Zur Geschichte von Nachdruck und Plagiat. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe – Nr. 100, vom 16. Dezember 1969, S. 3227

2. Humberg, K., Der Plagiator. Ein Campus-Drama. In: ZEIT Wissen, Heft 5/2005, nachgedruckt in www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,382779,00.html

3. Wikipedia, de.wikipedia.org/w/index.php, am 25.5.2007 abgerufen

4. Englisch, P., Meister des Plagiats oder Die Kunst der Abschriftstellerei. Hannibal-Verlag, Berlin-Karlshorst. 1933, S. 81f

[Text aus: Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin: plagiat.htw-berlin.de/ff/definition/1_1/defs]