ALKOR AL507

Die Ostsee hat im Rahmen von Klimawandel und wachsender anthropogener Nutzung in den letzten 50 Jahren tiefgreifende Veränderungen, wie Erwärmung, Versauerung, Eutrophierung, zunehmenden Sauerstoffmangel, Überfischung und die Ausbreitung invasiver Arten erfahren, die oftmals deutlich schneller als im globalen Mittel abgelaufen sind. Was jedoch bedeutet dies für das Ökosystem Ostsee, und was sind die ökologischen und ökonomischen Konsequenzen? Diese Fragen sind durch kurzfristig laufende wissenschaftliche Projekte nicht oder nur schwer zu beantworten. Umso wichtiger sind Langzeitdatenreihen, die auch dekadische Veränderungen abbilden.
Die Forschungsarbeiten an Bord Alkor während der Ausfahrten AL507 (April 2018, Fahrtleiter Dr. Jan Dierking) und AL509 (Mai 2018, Fahrtleiter Prof. Thorsten Reusch) setzen eine der besten verfügbaren Langzeitdatenreihen für die pelagische Ostsee fort. Insbesondere wiederholen wir multidisziplinäre Arbeiten, die seit 1986 jährlich durchgeführt werden, und gleichzeitig räumlich weite Teile der tiefen Becken der Ostsee (Kieler Bucht, Arkona-, Bornholm-, und Gotlandbecken sowie das Danziger Tief) und somit des Salzgehaltsgradienten von West nach Ost abdecken. Hauptarbeiten sind dabei pelagische Forschungsfischerei, Nahrungsnetzbeprobungen (Phytoplankton, Zooplankton einschließlich Ichthyoplankton und Quallen, Nekton), ozeanographische/hydrographische Messungen, und Hydroakustik. All dies dient der Untersuchung von Veränderungen in der Artenzusammensetzung, Biodiversität (inklusive genetischer Diversität), Nahrungsnetzstruktur und Funktion, der Verbreitung invasiver Arten, und physikalischen/hydrographischen Parametern. Zudem findet 2018 ein „Sonderprojekt“ in Kollaboration mit Forschern von der Universität von Wisconsin (USA) statt, die lokale evolutionäre Anpassungen von Copepoden entlang des Salzgehaltsgradienten der Ostsee erforschen werden. Die Ausfahrten seit 2014 sind zudem von besonderem Interesse, da nach Jahren der „Stagnation“ mehrere Einströme von sauerstoff- und salzreichem Wasser aus der Nordsee stattgefunden haben. Das wirft die Frage auf, ob das Ökosystem Ostsee Zeichen von Erholung bzw. Abmilderung von Veränderungen aufweist. Die Arbeiten an Bord tragen zu den internationalen Verbundprojekten EU Horizon 2020 GoJelly unter Koordination des GEOMARs, EU BONUS BLUEWEBS, und zu verschiedenen weiteren Projekten des Forschungsbereich Marine Ökologie am GEOMAR bei.