SONNE SO277

Bereich:
Mittelmeer
Zeit:
14.08.2020 - 03.10.2020
Institution:
GEOMAR
Leitung:
Christian Berndt




Die Expedition SO277 (GPF-19-2-012) widmet sich zwei Hauptthemen: Offshore-Grundwasservorkommen vor Malta und der Gefahr von Hangrutschungen an der Ostseite des Ätna (Sizilien).

1. Bevölkerungswachstum, zunehmende Umweltverschmutzung und der Klimawandel belasten die Grundwasservorräte des Inselstaates Malta. Offshore-Aquifere (OA) können als alternative Frischwasserquelle genutzt werden, um der Wasserknappheit entgegenzuwirken. Es gibt jedoch eine Reihe von offenen Fragen, die vor einer nachhaltigen Nutzung von OAs geklärt werden müssen. Dazu gehört ein mangelndes Verständnis über die Vorkommen, ihre Geometrie/Dynamik, ihre Verbindung mit Aquiferen an Land und ihre Entwicklung bei möglicher Nutzung und bei fortschreitender Klimaerwärmung. Während dieser Expedition sollen geophysikalische Daten gesammelt werden, mit denen ein geologisches Modell des Grundwasserleiter vor Maltas Küste erstellt werden soll. Der gemessene marine Datensatz wird mit bestehenden geophysikalischen Daten und Grundwasserbohrungen vom Land kalibriert, um hydrogeologische Modellierungen zu erstellen. Darüber hinaus werden mit autonomen Unterwasserfahrzeugen, Bathymetrie und Parasound-Daten Stellen lokalisiert, an denen Grundwasser aus dem Meeresboden sickert und diese charakterisiert.
2. Frühere Studien haben gezeigt, dass sich die Ostflanke des Vulkans Ätna langsam Richtung Mittelmeer bewegt. Eine größere plötzliche Hangrutschung könnte einen Tsunami auslösen. Um die Dynamik der Flankenbewegung an Europas höchstem Vulkan besser zu verstehen und damit auch die Gefährdungsabschätzung für die Region zu verbessern, werden während der Expedition Vermessungsgeräte auf dem vor der Küste Siziliens liegenden Hangbereich installiert. Sie messen mit Hilfe von Schallsignalen den Abstand untereinander auf einige Millimeter genau. Mit dieser marinen Geodäsie können in den kommenden Jahren Bewegungen des Untergrunds dokumentiert werden, die Rückschlüsse auf das Verhalten der Ätnaflanke erlauben.

Damit die teilnehmenden Forscherinnen und Forscher in Zeiten der COVID-19-Pandemie keine unnötigen Reisewege zurücklegen müssen, startet und endet die Expedition in Emden.